Schwarz-Weiß Essens neuer Trainer Ralf vom Dorp im Interview
"Ein traditionsreicher Verein"
Ralf vom Dorp gilt in Velbert als eine Art Schutzpatron, der für immer an ein und demselben Ort zu bleiben schien. Letzteres hat sich in diesem Sommer allerdings geändert. Nach insgesamt elf Jahren als Trainer des SC Velbert wechselte der 57-Jährige zurück in seine Heimat Essen und soll dort dem traditionsreichen ETB Schwarz-Weiß Essen zu altem Glanz verhelfen. Unser Volontär Christian Schaffeld sprach mit ihm über seine Ziele, welche Oberliga-Teams für ihn die Aufstiegsaspiranten sind und wie er Top-Stürmer Marvin Ellmann von einem Verbleib am Uhlenkrug überzeugen konnte.
Herr vom Dorp, Sie sind in elf Jahren beim SC Velbert für viele eine Institution geworden. Warum haben Sie sich jetzt für den Wechsel nach Essen entschieden?
In Velbert war meine Zeit einfach vorbei. Das hatte ja auch nichts mit dem ETB Schwarz-Weiß Essen zu tun. Die Anfrage kam erst wesentlich später. Das geschah lange nachdem ich meinen Rücktritt in Velbert verkündet hatte. Als die Anfrage kam, musste ich nicht lange überlegen. Das ist natürlich eine total reizvolle Aufgabe - gerade wenn man, wie ich selbst, aus Essen kommt und schon Trainer beim SV Kupferdreh war. Da nimmt man die Herausforderung auch an.
Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am ETB?
Der ETB ist ein traditionsreicher Verein, der eine gewisse Historie vorweisen kann. Das macht die Sache, neben der Tatsache in welcher Liga der Klub spielt, noch ein wenig reizvoller. Mein Ziel war es aber auch in der Oberliga zu bleiben und da habe ich mit dem ETB genau den richtigen Verein für mich gefunden.
Sie haben den SC Velbert in all den Jahren von der Bezirks- bis in die Oberliga geführt. Welche Ziele verfolgen Sie mit Schwarz-Weiß?
Wir müssen uns hier erstmal über kurzfristige Ziele unterhalten. Nach der enttäuschenden letzten Saison, in der es bis zum Schluss gegen den Abstieg ging, wollen wir jetzt eine bessere spielen. Das beinhaltet, dass wir zu einem frühen Zeitpunkt in ruhige Fahrwasser gelangen, beziehungsweise mit dem Abstiegskampf bis zum Schluss nichts zu tun haben.
Es wurde lange kolportiert, dass Top-Stürmer Marvin Elllmann zum Regionalliga-Absteiger SV Straelen wechselt. Wie konnten Sie ihn von einem Verbleib am Uhlenkrug überzeugen?
Wir haben Marvin gesagt, dass wir ihn brauchen und er für uns ein ganz wichtiger Spieler ist und dass wir dementsprechend auch nicht vorhaben, ihn abzugeben. Das Thema ist auch komplett vom Tisch. Bei uns ist allerdings auch nie eine Anfrage des SV Straelen für den Spieler eingegangen.
Wie wichtig ist er für den Klub und welche Rolle spielt er in Ihren Planungen?
Marvin Ellmann weiß, wie man so schön sagt, wo das Tor steht. Das ist schon mal der erste wichtige Faktor bei ihm. Hinzu kommt, dass er als erfahrener Spieler, gerade die jungen Spieler um sich herum führen kann. Allerdings dürfen wir nicht den Fehler machen und alles auf die Person Marvin Ellmann beziehen, denn ohne die zehn anderen Spieler auf dem Platz wird auch er nicht die Spiele für den ETB alleine gewinnen.
Wie zufrieden sind Sie bislang mit den Neuzugängen?
Die Neuzugänge bestehen hauptsächlich aus jüngeren Spielern, die größtenteils aus der eigenen Jugend kommen. Alle haben sich bislang engagiert eingebracht. Man sieht natürlich schon, dass der ein oder andere noch seine Zeit braucht, doch die wird der jeweilige von mir auch bekommen. Richtig zufrieden bin ich jedoch mit unserem neuen Torwart Kai Gröger. Da merkt man schon jetzt die Erfahrung und die Ausstrahlung im Tor.
Das bedeutet, dass Kai Gröger auch die neue Nummer eins sein wird?
Im Moment ist es noch ein offenes Rennen, in dem er aktuell die Nase ein Stückchen vorn hat.
Sind die Kaderplanungen jetzt abgeschlossen oder werden Sie noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv?
Generell ist die Kaderplanung zum jetzigen Zeitpunkt abgeschlossen, wobei das Transferfenster noch bis zum 2. September geöffnet ist. Da kann sicherlich immer noch das ein oder andere passieren. Allerdings suchen wir nach keinem gewissen Spieler mehr. Das muss dann aber auch in allen Belangen passen und der Spieler muss uns auch wirklich weiterhelfen. Wenn das der Fall ist, kann es am Ende vielleicht noch zu einer Verpflichtung kommen.
Wie bewerten Sie die bisherige Saisonvorbereitung?
Die bisherige Saisonvorbereitung läuft sehr zufriedenstellend. Man muss die Ergebnisse natürlich etwas relativieren, da diese nur gegen unterklassige Gegner erzielt worden sind.
Welche Mannschaften zählen Sie denn zu den Topfavoriten um den Aufstieg in die Regionalliga-West?
Als Aufstiegskandidaten sehe ich mehrere Mannschaften, allerdings glaube ich schon, dass gerade der 1. FC Bocholt, der SV Straelen und die SSVg Velbert ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden werden.
Diese Vereine haben sich prominent verstärkt. Während der 95. fache Zweitligaprofi Maurice Exslager nach Bocholt wechselt, hat sich der SV Straelen mit Ronald Lamboy aus der U19 des FC Bayern München verstärkt. Kann der Abstand dieser Mannschaften im Vergleich zum Rest der Liga zu groß werden?
Das wird sich sicherlich im Laufe der Saison zeigen. Aber ich denke schon, dass es da oben Mannschaften geben wird, die sich in der Qualität des Kaders zu anderen Mannschaften absetzen werden. Das hat natürlich auch mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Vereine zu tun.
In der kommenden Spielzeit werden Sie mit dem ETB auch auf den SC Velbert treffen, jenen Klub, bei dem Sie elf Jahre an der Seitenlinie standen. Wird es ein komisches Gefühl sein plötzlich auf der anderen Seite zu stehen?
Das wird sich wohl erst am Spieltag zeigen. Aber dass es für mich zwei ganz besondere Spiele werden, ist nicht von der Hand zu weisen.
Also fiebern Sie der Partie gegen Ihre alte Liebe schon entgegen?
Natürlich! Besonders freue ich mich auf das Auswärtsspiel beim SC Velbert, da ich dort die ganzen bekannten Gesichter treffen werde - nicht nur die ehemaligen Spieler.
Vielen Dank für das Interview und alles gute für Ihr neue Aufgabe beim ETB Schwarz-Weiß Essen.
Vielen Dank!
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.