Gleich drei Kaffeeröstereien im Süden bieten Genuss für zuhause
Qualität, Geschmack und das gewisse Extra: Kaffeeröstungen aus der eigenen Stadt

Jessy Will röstet mehrfach in der Woche für die Coffee Pirates. | Foto: Meike Coenders
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Kaffeelieberhaber kommen im Essener Süden fast an jeder Ecke an ihr Lieblingsgetränk, denn es wimmelt von Cafés. Doch wie steht es mit dem Genuss daheim? Welche Alternativen bieten sich zum Einkauf der abgepackten Bohnen im Supermarkt? So einige, wie sich zeigt, denn gleich drei Kaffeeröstereien befinden sich in Rüttenscheid und dem Südviertel.

Dabei ist Rösterei nicht gleich Rösterei. Sie unterscheiden sich in Philosophie und Angebot, doch die echte Liebe zum Kaffee und die Begeisterung für das Produkt eint sie. Wir haben die Coffee Pirates auf der Rüttenscheider Straße, die in der Emmastraße gelegene Rubens Rösterei und das Bohnenkartell an der Witteringstraße besucht. Dabei bieten alle Läden sowohl Filterkaffee als auch Espresso an.

Die Coffee Pirates sind seit 2009 mit einem Café und seit 2012 mit einer eigenen Rösterei im oberen Bereich der Rü, an der Grenze zu Bredeney zu finden. Die Rösterei ist dabei in einem eigenen Ladenlokal, direkt neben dem Café angesiedelt. So können die verschiedenen Sorten direkt vor Ort verköstigt oder für die eigene Kaffeemaschine mitgenommen werden. Der Röster steht zudem mitten in dem kleinen Laden, sodass Gäste beim Rösten zuschauen können. Alle angebotenen Kaffees sind selbstgeröstet und fair und direkt gehandelt, 60 Prozent der Waren zudem bio-zertifiziert. “Danach fragen die Kunden immer häufiger”, so Will, die als Aushilfspiratin gestartet ist. “Dann habe ich mich in das Thema Kaffee verliebt. Ich mag es die verschieden Nuancen zu erfassen. Spannend ist auch, wie ein Kaffee seinen Geschmack mit der Temperatur verändert. Daher trinke ich ihn immer ganz langsam.” Vorliegen haben die Coffee Pirtaes die Zertifikate noch nicht. Die Kaffeebohnen bezieht die Rösterei über zwei Großhändler sowie in einem Fall direkt von einer Farm in Peru. Je nach Saison bieten die Coffee Pirates 15 bis 20 Sorten verschiedener Kaffees, darunter stets eine Röstung des Monats. “Es gibt rund 120 Arabica und etwa 80 Robusta-Sorten, die wir als Basis nutzen”, berichtet Will weiter. Am computergesteuerten Röster lassen sich sogenannte Röstprofile einstellen und ablesen, sodass Röstungen auch von unterschiedlichen Personen in gleichbleibender Qualität und Geschmacksart erstellt werden können. Etwa 14 bis 18 Minuten dauert eine Röstung, je nach Sorte. In industriellen Kontexten sind es in der Regel nur 2-4 Minuten, denn Zeit ist in diesem Falle wirklich Geld.
Heutzutage ist es modern, eher kürzer zu rösten, um den Geschmack der Kaffeekirsche, also der ursprünglichen Frucht, beizubehalten oder zu unterstützen. Klassischerweise trinken die Deutschen jedoch eher stärker geröstete Sorten, die bekömmlicher sein sollen.
Liebhaber dieser Richtung werden in der Emmastraße in Rubens Kaffeerösterei fündig. Inhaber Markus Strelow röstet hier seit 23 Jahren. “Früher hatten wir mehr Tee und Schokolade als heute”, erzählt er, “Mittlerweile liegt der Schwerpunkt aber auf dem Kaffee.” Gleich neben dem Verkaufsraum steht der Röster, umgeben von Säcken voller Rohkaffees, denn ein Lager gibt es nicht. Der Rohkaffee kommt über den Hamburger Hafen nach Essen und wird ebenfalls über Großlieferanten eingekauft, denn der Direkthandel lohne sich in seinem Falle leider nicht, so Strelow. Vier bis fünf Säcke Kaffeebohnen erhält er wöchentlich. “Der Röster fasst etwa 12 Kilo und wird auf 200 bis 220 Grad erhitzt. Während des Röstens kann man Proben nehmen, um den Kaffee zu prüfen”, erläutert der Inhaber, in dessen Laden es herrlich nach den vielen verschiedenen Produkten duftet. “Ich rieche gar nicht mehr”, lacht er und weiß nicht, was ihm entgeht. Fast minütlich trudeln Kunden in den etwas versteckt liegenden Laden um mindestens eine der 8 bis 10 Sorten Kaffee zu erwerben. “Wir sind eine Rösterei der ersten Stunde. Damals gab es in Deutschland nur etwa 1000 Röstereien. Heute ist das anders”, weiß Strelow. Seiner Ansicht nach, ist das Besondere speziell an seiner Rösterei der Aufwand, das Geld und die Zeit, die investiert werden, um ein hochwertiges Endprodukt zu erhalten.
Auch der Geschäftsführer des Bohnenkartells, Alexander Winter, steht hinter seinen Produkten. Gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Maximilian Kranz, betreibt er ein Café auf der Rü sowie die Rösterei an der Witteringstraße. Dabei liegt der Fokus auf sogenannten Specialty Coffees. Nur wenige Kaffees dürfen sich so nennen und es geht keinesfalls um Latte Macchiato oder Cappuccino, sondern um konkrete Sorten. Diese werden ausschließlich direkt bezogen. “Unsere Kaffees sind nicht offiziell fair trade gehandelt. Wir stellen das über unsere direkten Verbindungen sicher und können so sicherstellen, dass bei den Farmern ein noch höherer Geldanteil ankommt”, so Winter, der bislang coronabedingt noch nicht selbst vor Ort auf den Herkunftsfarmen war. Denn die Rösterei gibt es erst seit wenigen Monaten, zuvor startete das Duo mit dem Café. Winter erinnert sich:” Uns war aber schnell klar, dass ein Röster der nächste Schritt sein würde.”
Die Gründer glauben, dass es sich lohnt, den ursprünglichen Geschmack der Kaffeekirsche zu erhalten und setzen daher ebenfalls auf moderne Röstungen.
Es zeigt sich: Bei den ausgewählten Röstereien im Essener Süden ist für jeden Geschmack etwas dabei und auch der Austausch mit den Kaffeeexperten vor Ort kann spannend sein. Vielleicht ein guter Grund, den nächsten Kaffeekauf im Supermarkt auszusetzen und stattdessen auf frischgerösteten Kaffee aus Essen zu setzen. Darüber hinaus lohnt sich auch eine kleine Recherche nach weiteren Röstereien im Umkreis, denn auch hier gibt es viel zu entdecken.

Autor:

Meike Coenders aus Essen

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