Frage zum Fest: Kommt das Christkind oder der Weihnachtsmann
Mann? Kind?

Protestantischer Einfluss hat dafür gesorgt, dass es ein schenkendes Christkind gibt. Foto: Daniel Syberg
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Fliegt das Christkind mit den Geschenken heran oder schleppt sie der Weihnachtsmann mit seinem Sack ins Haus? Die Frage wird von Familie zu Familie anders beantwortet. Und wie unterscheiden sich eigentlich Weihnachtsmann und Nikolaus?

Die historisch "richtige Figur" ist der Mann, der am 6. Dezember für Präsente sorgt. Die Tradition, vor allem den Kindern an diesem Tag etwas zu schenken, geht nach christlicher Überlieferung auf den Bischof Nikolaus aus Myra zurück. Er lebte im 4. Jahrhundert im heutigen Staatsgebiet der Türkei und war bekannt für seine Mildtätigkeit sowie seine Spenden an die Armen. Um ihn zu ehren, entwickelte sich in vielen europäischen Ländern der Brauch, Kinder am Namenstag des heiligen Nikolaus zu beschenken.

Von einem Gaben bringenden Christkind war bis ins Mittelalter hinein keine Rede. Das änderte sich im 16. Jahrhundert mit Martin Luther, der im Zuge der Reformation die Heiligenverehrung beseitigen wollte. Der heilige Nikolaus passte nicht ins neue Weltbild der Protestanten, stattdessen sollte Gott selber wieder mehr in den Fokus rücken. So ersetzte Luther den Nikolaus kurzerhand durch den "Heiligen Christ", also Jesus, der Gestalt annimmt als Säugling in der Krippe. Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus die Vorstellung, dass Christus jährlich am Vorabend des Tages seiner Geburt am 24. Dezember vom Himmel herabsteigt.

Im Laufe der Reformation rückte der Bescherungstag auf diesen Tag. Die Figur des Jesus-Säuglings wandelte sich in einigen protestantischen Regionen Deutschlands in ein engelhaftes Wesen mit Krone und Goldlöckchen als Gabenbringer.

Für die katholischen Kinder war aber weiter der heilige Nikolaus zuständig, der noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts am Nikolaustag zur Bescherung kam. Lange Zeit war Deutschland damit in katholische "Nikolausteile" und evangelische "Christkindteile" getrennt. Als die Bedeutung der Religion in der Bevölkerung abnahm, fand eine Brauchangleichung statt: Das Christkind zog gemeinsam mit dem Weihnachtsbaum und dem Adventskranz auch in die katholischen Haushalte ein. Gleichzeitig fanden immer mehr protestantische Familien Gefallen an der Weihnachtskrippe.

Der heutige Weihnachtsmann ist eine vergleichsweise junge Erscheinung. Der Name ist erstmals 1820 belegt. Ab 1880 ersetzt er in aufgeklärten protestantischen Gebieten, insbesondere in den Städten, die Vorstellung vom Christkind. Er ist allerdings eine Weihnachtsfigur ohne "himmlische Bezüge". Das Bürgertum nutzte ihn als "Hilfspädagogen", um Kinder zu einem tugendhaften Lebenswandel anzuhalten. Der Nikolaus verlor seine bischöflichen Attribute wie Messgewand oder Bischofsstab. Stattdessen trug er nun einen roten Mantel und eine Zipfelmütze.

Protestantischer Einfluss hat dafür gesorgt, dass es ein schenkendes Christkind gibt. Foto: Daniel Syberg
Mantel statt Messgewand: der Weihnachtsmann. 
Foto: Pixelio/Gerald Hensler
Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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