Zypern 🇨🇾 die drittgrößte Mittelmeerinsel
Kalimèra und Merhabe so eng und doch so fern
Das erste was am Flughafen Larnaca auffällt ist der Linksverkehr.
Um das zu erklären möchte ich die geschichtlichen Hintergründe bis zum Zypernkonflikt beleuchten.
Bei der Eroberung Zyperns 1570 durch die Osmanen, der Befehlshaber LALA MUSTAFA PASCHA
drang bis Nicosia vor,
blieb den bisherigen Herrschern den Venezianern nichts anderes übrig als den Verlust anzuerkennen.
Für die Christen hieß es konvertieren oder auf sämtliche Zukunftsmöglichkeiten verzichten.
1878 kamen die Briten und übernahmen die Insel als Protektorat. Im Gegenzug sagten sie den Osmanen Unterstützung im Russisch-Türkischen Krieg zu.
1925 wurde Zypern nach der Annektierung zur Kronkolonie von Großbritannien.
Die Türkei erkannte die Annexion an und leistete formellen Verzicht auf Zypern.
Die griechischen Zyprioten äußerten vermehrt den Wunsch nach Anschluss-ENOSIS- an Griechenland, was von den Briten mit dem Fingerzeig auf die Türkei abgelehnt wurde.
Der Erzbischof MAKARIOS, nicht nur geistliches sondern auch politische Oberhaupt der Zypern Griechen, forcierte den Druck und gründete die EOKA ( nationale Organisation zypriotischer Kämpfer) eine Terroreinheit. Die türkischen Zyprioten wanden sich in ihrer Not vergeblich an Großbritannien und gründeten TMT, das Gegenstück zur EOKA.
Dieser aufgepeitschte Stimmung brachte solche Menschen wie NICO SAMPSON „Der Türkenkiller“ hervor.
Das Londoner Abkommen 1959 besagte das es zu keiner Vereinigung kommen darf, wenn dann hat die andere Partei das Recht einzugreifen.
1964 versuchte die USA zu schlichten, da sich zwei NATO-Staaten gegenüber standen, erfolglos.
Der Erzbischof MAKARIOS hat sich von dem Gedanken der Vereinigung EONIS abgewandt um die Unabhängigkeit von Großbritannien zu erreichen. Durch den Putsch 1974 gegen MAKARIOS, er konnte nach London fliehen, sahen die Türken sich gezwungen laut Londoner Abkommen einzugreifen. Seitdem ist Zypern geteilt. Der Nordzypriotische Teil ist von der Türkei anerkannt und wird von Festland türkischen Soldaten kontrolliert.
Der Südzypriotische Teil wurde 2004 von der EU anerkannt und als Mitglied aufgenommen.
Zwischen den beiden NATO Ländern liegt eine Pufferzone, die in Nicosia als grüne Linie bezeichnet wird, ansonsten als Demarkationslinie.
Die Türkei schiebt viele Zuwanderer nach Nordzypern ab, damit sie über Schleuser nach Südzypern und damit in die Europäische Union gebracht werden.
Das belastet natürlich das sowieso schon angespannte Verhältnis beider Länder.
Aber die Zyprioten haben es gemeinsam geschafft ihre freilaufenden Hunde zu markieren, kastrieren und damit einer uferlosen Vermehrung entgegenzuwirken. Mit den Katzen hält man sich zurück, was ich bei den zypriotischen Schönheiten durchaus verstehen kann.
Die Stadt Paphos, ehemals 600 Jahre Hauptstadt, weist durch Ausgrabungen die 1977 begannen, Reichtümer vergangener Zeiten vor.
Das Haus des Dionysos und des Aion waren einst prächtige Stadtvillen im 5. Jahrhundert nach Christi. Die erhaltenen Bodenmosaike zeigen unterschiedliche Szenen aus der Mythologie. Zum Beispiel das sagenhafte Ungeheuer der Skylla oder im Haus Aion die Szene des Neugeborenen Dionysos, der Lada, Apollo und Marsyas.
Was mich auch sehr beeindruckt hat war der Tanz der Derwische.
Der Tanz geht bis ins 12 Jahrhundert und wurde von Rumi, einem islamische Mystiker ins Leben gerufen. Die Choreografie ist kaum verändert, es ist eigentlich ein Gottesdienst. Die Liebe zu Gott ist frei von der Enge und Gebetsnische.
Mustafa Kemal Atatürk verbot diesen Orden der tanzenden Derwische, da sie im Widerspruch zu seiner modernen Türkei stand. Hier auf Zypern gibt es den Orden der tanzenden Sufis noch. Sie unterhalten Kulturzentren und Bildungseinrichtungen, engagieren sich im Moscheebau.
Sehr interessant ist die Geschichte der Stadt Varosia. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien entwickelt sich die Stadt zu einem mondänen Ort. Hier residierten Größen wie Gina Lollobridgida, Anthony Quinn und Sophia Loren.
Fast 60% der Gesamteinnahmen des Tourismusgewerbes erwirtschaftete Varosia. 24 Theater, Kino's bis zu 3000 kleine Geschäfte, 45 Hotelanlagen ein Traum.
Durch die türkische Invasion 1974 wurde die Stadt zum Sperrgebiet erklärt und 1984 wurde die Geisterstadt der UN unterstellt.
Die Natur gewinnt immer mehr an Boden, Metall korridiert, Fenster gehen kaputt...alles in allem strahlt the lost places eine sehr bedrückende Atmosphäre aus.
Mein Fazit: Zypern ist Geschichtsträchtig, für Naturfreunde zum Wandern im Troodos Gebirge ideal, islamische und griechische Kultur nah beieinander, das Essen einfach fürstlich von selbst hergestelltem noch warmen Halumi, Löffelbonbons, Loukoumades bis zum zypriotischen Kaffee und Brandy sour.
Zypern ist keine gewöhnliche Insel, sie hat Charakter und ist absolut sehenswert.
Einen großen Dank gebührt unserem Reiseleiter Ulli Bosl der mit viel Herzlichkeit, großem Wissen und organisatorischem Geschick die Insel näher gebracht hat.
Autor:Katrin Fischbach aus Essen |
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