Von den Iguaçu-Wasserfällen bis nach Rio
Brasilien, fast so groß wie ganz Europa
Bem-vindo, herzlich Willkommen in dem Land der drei Klimazonen mit der jeweiligen Regen und Trockenzeit. Im November herrscht eher ein tropisch feuchtes Klima, alles ist sattgrün und gibt einen guten Kontrast zu dem Terra Roxa Boden (schwer Eisenoxidhaltig) im Paraná- Becken.
Foz do Iguaçu kommt aus der indigenen Sprache der Tupi Guaraní Indianer und bedeutet großes Wasser. Die Wasserfälle wurden von Cabeza de Vaca 1542 entdeckt, wir konnten sie von der brasilianischen als auch der argentinischen Seite bewundern. Man sagt die Iguaçu sind die Weltgrößten, der Salto Ángel (Venezuela) der Höchste und die Victoriawasserfälle (Simbabwe) die Schönsten.
Das nächste Superlativ in Brasilien ist für uns das Wasserkraftwerk Itaipu Binacional. Es ist das zweitgrößte nach den drei Schluchten Kraftwerk in China. Eine Länge von rund 8km, fast 200m hoch und einen Speicherraum von 29000Millionen km3. Das heißt wenn die Staumauer bricht steht Buenos Aires 4m unter Wasser.
Die Hauptstadt Brasiliens ist Brasilia, die1960 vom Architekten Oscar Niemeyer entworfen wurde. Sie ist innerhalb von fast 4Jahren erbaut (Fertigstellung 1960) und auch heute noch macht sie einen zukunftsträchtigen eher kühlen Eindruck. Es gibt keine Straßennamen, die Wohngebiete als auch Bankenviertel, Kulturviertel, Hotelanlagen sind in Sektoren eingeteilt.
Um das alles so schnell verwirklichen zu können, hat man aus dem Norden ca. 35000 Arbeiter rekrutiert die nach Fertigstellung der Stadt in Satellitenstädte verwiesen wurden. Dort herrscht eine große Armut, Kriminalität und nicht zuletzt die Favelas, eine aufstrebende Rankpflanze, die das Drogengeschäft und die Clantätigkeit begünstigen.
Das Pendant ist Salvador de Bahia, welche an der Allerheiligenbucht sehr romantisch gelegen ist. Die Altstadt Pelourhino ist geprägt von Restaurants mit guter bahianischer Küche, afrobahianische Souvenirläden, jede Bar hat eine Liveband mit Sambarhythmen, Reggae ja nach Belieben, dann die Capoeira Tänzer und vieles mehr.
Die Stadt ist seit 1987 Weltkulturerbe, hier flossen viele Gelder von der UNESCO, es wurden Strassenkinder-Projekte gestartet, die Altstadt farbenfroh, afrobahianisch restauriert um auch den Tourismus wieder anzukurbeln.
Fußball ist für den Brasilianer Leben, wenn das kleine Uruquay gegen Brasilien 1950 1:2 gewinnt ist das der Weltuntergang. Sieben Menschen sind gestorben davon drei am Herzinfarkt.
Wenn man einem Brasilianer „sete para um“ in Belo Horizonte sagt weiß er sofort das man „alemão“ ist.
Politisch hatte Brasilien einen Präsidenten der sich in den letzten Jahren durch Rechtspopulismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Freund von Waffenbesitz keinen guten Namen gemacht hat. Messias Bolsonaro war von 2019-2022 Präsident. Derzeit hat das Amt Lula da Silva inne. Sein Name steht für weniger Abholzung im Amazonas, als Gründer der PT der Arbeiterpartei veranlasste er eine Steuerreform, er ist maßgeblich an der Erweiterung des BRICS-Staatenbündnis beteiligt.
Nun zur Historie. Die Portugiesen konnten 250 Jahre eher als die Spanier die Mauren vertreiben. Der Focus lag auf Gewürzhandel, zum Beispiel Zimt und Pfeffer waren sehr beliebt und natürlich die damit verbundene Entdeckung neuer Kontinente.
Der Portugiese Pedro Álvares Cabral landete mit der Karavelle, ein schlankes Segelschiff mit geringem Tiefgang und sehr guten Eigenschaften am Wind, im 15. Jahrhundert im Norden Brasiliens.
Unerlässlich waren Nautische Instrumente wie Armillarsphäre und den Sextanten.
Mit der Eroberung fing die Kolonialisierung an. Indigene Frauen wurden missbraucht, die Tupi Guaraní Indianer wurden zur Arbeit auf die Zuckerrohrplantagen gezwungen, viele starben an europäischen Krankheiten, so dass die Portugiesen den Sklavenhandel aus Afrika forcierten.
Die Sklaven entwickelten den Capoeira. Ein Tanz oder auch ein Spiel, fließende Bewegungen wo man nicht in Berührung kommt. Die Sklaven tarnten damit ihre Schulung im Nahkampf.
Der Capoeira- Kreis gehört seit 2014 zum immateriellen Kulturerbes der Menschheit.
Im 17 Jahrhundert fing der Goldrausch in Brasilien an.
Mit der Lei Áurea, dem goldenen Gesetz wurde endlich 1888 durch die Prinzregentin Isabella in Brasilien die Sklaverei abgeschafft.
Am 15.November 1889 folgte auf einen Militärputsch die Gründung der Republik.
Ouro Petro bedeutet schwarzes Gold liegt im Bundesstaat Minas Gerais im Hauptkreis des Goldrauschgebietes. 800 Tonnen Gold wurden im 18 Jahrhundert nach Portugal geschafft nicht mit eingerechnet das Gold, wie Blattgold das zur Dekoration von Kirchen in den Kolonien verblieben ist.
Das erste Projekt von Oscar Niemeyer wurde 1940 in Pampulha ins Leben gerufen. Niemeyer passte seine Werke der Landschaft an. Weiche Konturen, wellenartige Rundungen findet man in seiner Architektur wieder. Die Fliesen und Wandgestaltung übernimmt Cândido Portinari, der Picasso Brasiliens welcher häufig mit Niemeyer zusammen arbeitete.
Die Religion des Candomblé wurde über den Sklavenhandel mitgebracht. Eine der Götter ist Yemanjá die Meeresgöttin die aus den tiefen nährenden Gewässern kommt und ihre schützende Energie findet man überall wo es Ozeane gibt. In Salvador de Bahia wird der Candomblé gewürdigt und praktiziert.
Azulejos, die Fliesenverzierungen in Brasilien handgemalt und signiert. Es ist ein Genuss dem Künstler Tirentes zu zuschauen.
Petrópolis liegt ca. 20km nördlich von Rio de Janeiro. Dieser Vorort zeichnet sich durch Villen, gediegene Parkanlagen und die Sommerresidenz vom brasilianischen Kaiser Pedro ll aus. 1840- 1845 gebaut kann man auch heute noch die Geschichte in den Räumlichkeiten nach vollziehen.
In Petrópolis steht auch die 14 bis von Albert Santos-Dumont. Er hat die motorisierte Luftschifffahrt anfang des 19 Jahrhundert entscheidend mitgeprägt.
Endlich in Rio de Janeiro angekommen schaut der Christi Retendor auf uns, der Zuckerhut winkt und die Copacabana lacht.
Rio liegt in der Guaranabucht und von überall kann man Christus den Erlöser erblicken. Seine Statue wurde aus Anlass der hundertjährigen Unabhängigkeit 1922 Brasiliens geplant. Seit 2007 gehört das Denkmal zu einem der neuen sieben Weltwunder.
Der fast 400m hohe Zuckerhut ist hunderte von Millionen Jahre alt und besteht aus eisenhaltigen Granit. Der Zuckerhut hat seinen Namen von den Zuckerblöcken die man nach Europa verschiffte. Der Zucker wurde dann für den Gebrauch abgeschabt.
Die Copacabana, Caipirinha, Aqua de Coco steht für die Leichtigkeit des Lebens.
Auch in Rio de Janeiro vor allem im Bezirk Niterói ist Oscar Niemeyer wiederzufinden. Das Museum MAC fügt sich wunderbar in die Bucht.
Einen ganz anderen Stil zeichnet den Architekten Santiago Calatrava aus. Er schuf ein Theater im neuen Hafengebiet von Rio de Janeiro.
Das Sambódromo ist ein Stadion für Besucher für die jährliche Sambaparade. Die Teilnehmer nehmen an einem Wettbewerb teil und flanieren, tanzen 700m an den Zuschauern vorbei. Der Karneval dauert fünf Tage und endet am Faschingsdienstag.
Im Umkreis befinden sich ca. 70 Sambaschulen.
Eduardo Kobra ein Street Painter der ersten Klasse, der auch mit Banksy zusammen gearbeitet hat, hier in der Speicherstadt von Rio kann man ein Konglomerat verschiedener Ethnien bestaunen.
The last but not least die berühmten Treppen von Escadaria Selarón im Künstlerviertel Santa Teresa.
Moqueca ein traditioneller Fischeintopf sollte hier ein Plätzchen finden, übrigens lieben die Brasilianer die Verniedlichung bspw. cafezinho, das Käffchen, casinha, das Häuschen oder dinheirinho, das Trinkgeldchen.
Aber zurück zum Kulinarischen. Morgens essen die Brasilianer eher Obst mit ein bisschen Käse und Guavenmarmelade, Mittags einen Salat oder ein warmes Gericht mit Bohnen und Abends sehr deftig Kartoffeln gebacken, püriert mit Fleisch oder wie oben schon erwähnt einen traditionellen Fischeintopf mit Farofa aus Maniok und natürlich ein Bierchen.
Autor:Katrin Fischbach aus Essen |
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