Blaualgenvergiftung:
Wenn der Hund aus dem Wasser kommt und stirbt

In natürlichen Gewässern laufen organische Zersetzungsprozesse ab, Algenblüten können die Folge sein. | Foto: Robert Brungert
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Jedes Jahr gibt es Zeitungsartikel zu Hunden, die bei Sommerwetter im kühlen Nass Erholung suchen, herauskommen und sterben. Die meisten Fälle werden kaum in Zeitungsartikeln behandelt sowie sterbende Hunde nur die Spitze des Eisbergs sind. Die Ursache ist vielen bereits bekannt: Blaualgen.

Es sind eigentlich keine Algen, sondern Bakterien, die entscheidend dazu beitrugen, in der Erdgeschichte Sauerstoff an die Atmosphäre freizugeben, womit wir heute auf dem Land leben können. Viele Blaualgen bilden jedoch spätestens beim Absterben toxische Stoffe, die vor allem die Leber belasten und auch direkt zum Tod führen können. Aber auch der frühere Tod durch Leberschäden wäre für die meisten Tierhalter bereits das Armageddon.

Blaualgen brauchen warmes, nährstoffreiches, bewegungsarmes Wasser, welches nicht zu sauer sein darf. Sie bilden sich in vielen Bade- oder Stauseen. Sie bilden sich zudem in Teichanlagen, kleinen Gartenteichen, vielen ruhigen Gewässern und auch in Meeren. Es entstehen grünblaue oder graubraune Beläge, die alle Oberflächen überziehen. An der Wasseroberfläche bildet sich treibende Algenwatte. Da es verschiedene Arten der Blaualgen gibt, die nicht alle extrem gefährlich sein müssen, gibt es auch planktonische Blaualgen. Das Wasser wird zur grünen Suppe, es kann sich aber auch um grüne Schwebalgen handeln.

Aquarianer begegnen einem Blaualgenbefall mit einer mechanischen Reinigung, Senkung des pH-Werts, Nährstoffreduzierung und einer Dunkelkur, ohne die sich ein Befall kaum beheben lässt. Mit Pech kippt das ganze Becken einfach aufgrund der toxischen Abbauprodukte der Blaualgen um.

Wer einen Hund hält, soll sich die Gewässer, in die dieser baden geht oder aus denen er trinkt, sehr genau ansehen und diese möglicherweise über die warmen Sommermonate meiden. Bei einem großen Gewässer wäre eine Bucht zu suchen, die vermutlich nicht durch Blaualgen kontaminiert ist. Dieses gilt auch für alle, die selber mal ins kühle Nass springen wollen. Badestrände werden deswegen sogar bei Blaualgenbefall gesperrt, das gilt dann auch für alle Hunde.

Vergifteten Hund retten

Je schneller der Hund behandelt wird, umso besser. Weniger gefährlich ist der Blaualgenschleim am Hund. Damit dieser mit einem Putzen nicht noch mehr Blaualgen verschluckt, soll der Hund möglichst schnell mit reinem Wasser gesäubert oder einem Tuch getrocknet werden. So schnell wie möglich soll der Hund auf ein kg Körpergewicht je ein Gramm medizinische Aktivkohle fressen. Der Hundehalter soll diese vorsorglich in einer Apotheke oder im Onlinehandel erstehen und immer mit führen. Weiterhin soll er immer ein ganz besonders schmackhaftes breiiges Leckerchen mitführen.

Der Hundehalter soll seinem Hund also testweise Leckerchenpaste oder Spezialfutter geben und schauen, worauf das Tier besonders abfährt. Wer die Aktivkohle sowie die noch nicht abgelaufene und verschlossene Leckerchen-Paste immer mit führt, kann dem Hund sehr schnell die Aktivkohle anbieten. Der Hund soll im Übrigen probeweise sein Leckerchen samt der Aktivkohle verschlingen, damit er sich auch an diesen Geschmack gewöhnt. Die Aktivkohle bringt immerhin nicht viel, wenn der Hund sie im Ernstfall nicht frisst. Mit der Leckerchen-Paste kann dem Tier im Bedarfsfall auch ein Medikament einfacher verabreicht werden.

Wenn der Hund schon so vergiftet ist, dass er nicht mehr frisst, soll er nicht dazu gezwungen werden. Ob der Hund seine Aktivkohle frisst oder nicht, so schnell als möglich geht es zum Tierarzt.

Aktivkohle bindet die Giftstoffe im Magen, bevor sie in den Darm gelangen, sonst ist es spät, aber nicht automatisch zu spät. Es geht also darum, die wirkende Giftmenge möglichst gering zu halten. Auch andere Giftstoffe wie Schokolade (für Hunde und Katzen tödlich), Tabak-Pfützen, Schneckenkorn oder Rattengift kann mit Aktivkohle zu einem gewissen Teil neutralisiert werden. Die Meidung der Giftstoffe bleibt natürlich immer Trumpf, weswegen selbst Feldränder wegen der Spritzmittel zu meiden sind.

Ein Schlangenbiss wäre ein anderes Problem, das Gift ginge nicht über den Magen und Darm, hier würde die Aktivkohle also nicht helfen.

Blaualgen im Hundewasser

Hunde laufen umher und trinken mal hier oder da aus einem Napf, Eimer oder einer Pfütze. Unter Pferdehaltern wird bereits die These aufgestellt, dass Zementkübel als Wassertränke wegen des minderwertigen Kunststoffs zu Leberschäden führen. Es gibt durchaus minderwertigen und mit Schwermetallen belasteten Kunststoff. Die ausfallenden Giftstoffe würden gewiss nicht allein die Leber schädigen.

Naheliegender wäre, dass nitratreiches Wasser mit hohem pH-Wert im schwarzen Kübel in der Sonne schnell warm wird – es bilden sich Blaualgen. Auch wenn die Konzentrationen insgesamt gering sind und die Tiere es vielleicht nicht einmal merken, so erleiden sie auf Dauer wie die Pferde einen Leberschaden. Auch das Nervengewebe kann geschädigt werden. Das sind nur die Langzeitschäden, je nach Empfindlichkeit können beim Kontakt mit Blaualgen oder deren toxischen Stoffe auch allergische Reaktionen oder Hautleiden die Folge sein.

Auch für Hunde, Katzen oder andere Tiere soll deswegen sehr auf die Wasserstellen geachtet werden. Ein lebensmittelechter Napf soll in den Schatten gestellt werden. Blaualgen brauchen neben der Wärme immerhin auch Sonne. Aber allein die Materialbeschaffenheit vom Napf kann ein Algenwachstum begünstigen, da es auf den pH-Wert Einfluss nimmt. Dennoch wäre das Wasser täglich zu wechseln.

Wer sich als Tierhalter in einige Grundlagen einliest, kann viele Details mit sehr geringem Aufwand bereits beachten. Vergiftungserscheinungen bei Hunden und Katzen lassen sich oft vermeiden. Ansonsten kommt es auf schnelle Hilfe an, damit die Tiere bessere Genesungschancen haben. Ein Risiko lässt sich leider nie ganz ausschließen, aber immerhin deutlich mindern. Die eigenen Haustiere sollten es einem immer wert sein, im Ernstfall sogar umgehend den Tierarzt aufzusuchen. Es gibt aber auch Gifte wie das Rattengift, die zeitversetzt ihre Wirkung entfalten. Wer solch ein Gift befürchtet, eilt ebenfalls zum Tierarzt, da im Ernstfall jede Minute zählt.

In natürlichen Gewässern laufen organische Zersetzungsprozesse ab, Algenblüten können die Folge sein. | Foto: Robert Brungert
Der Frosch freut sich an der Entengrütze, auch für den Hund wäre dieses Wasser vermutlich wohltuend und unbedenklich. | Foto: Robert Brungert
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Robert Brungert aus Essen

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