Kein Alkohol und Koffein
So verhält man sich bei den heißen Temperaturen richtig
Lingen im Emsland hat ihn, den Rekord die heißeste Stadt Deutschlands zu sein. Vor drei Wochen wurden dort 42,6 Grad gemessen. Auch bei uns in Essen wurde die 40 Grad-Marke geknackt. Aktuell erleben wir die nächste Hitzewelle. Die Freibäder und Badeseen platzen dementsprechend aus allen Nähten. Doch die Hitze hat auch seine Kehrseite. Schwindel und Müdigkeit treten bei nicht wenigen Menschen auf.
Aktuell wird in NRW geschwitzt, was das Zeug hält. Für einige Menschen zu viel. "Es gab schon einige Fälle. Ältere Menschen, die ohnehin zu wenig trinken und dann unter Flüssigkeitsmangel leiden oder Menschen, die im Freien arbeiten und denen schwarz vor Augen geworden ist", sagt Prof. Clemens Kill, Leiter der Notfallmedizin am Uni-Klinikum. Bei den hohen Temperaturen sollte besonders viel getrunken werden, um Schwindel zu vermeiden.
Zwei bis drei Liter am Tag trinken
"Zwei bis drei Liter sollten pro Tag konsumiert werden. Wichtig ist nicht erst zu trinken, wenn der Durst groß ist. Vielmehr soll dem Körper regelmäßig Flüssigkeit zugeführt werden", weiß Georg Stamelos, Pressesprecher der Viactiv Krankenkasse.
Daher muss auch in den Krankenhäusern mehr gemacht werden, als sonst. "Unsere Pflegekräfte erfrischen die Patienten häufiger mit feuchten Auflagen. Die Patienten werden zudem verstärkt mit Flüssigkeit, vor allem Wasser, versorgt. Zudem gibt es mehr lauwarme Getränke, meist Tee. Das Lüften zur richtigen Zeit am Morgen ist auch wichtig", so Thorsten Schabelon, Pressesprecher des Essener Uni-Klinikum.
Regelmäßiger Luftaustausch durch Ventilatoren
Um für einen guten Luftaustausch zu sorgen, sind auch Ventilatoren von Vorteil. Trotzdem schlagen immer wieder Menschen mit Kreislaufbeschwerden in den Krankenhäusern auf.
"Wir haben im Moment häufig mit Menschen zu tun, die das Trinken vergessen haben. Aber auch viele Jüngere, die die Sonne unterschätzen und sich zu lange ohne Schutz im Freien aufgehalten haben, sind betroffen", sagt Elvira Vajna, Ärztliche Leitung der zentralen Notaufnahme am Alfried Krupp Krankenhaus in Steele. "Hier ist die häufigste Diagnose Hitzschlag!" Diese kriegen die Ärzte mit Infusionen, die den Flüssigkeitsmangel ausgleichen aber relativ schnell in den Griff, sodass es meist glimpflich endet.
Bei lebensbedrohlichen Krankheiten sofort die 112 wählen
Doch das ist nicht immer so. Daher gilt als Faustregel: "Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen sollten sofort die 112 anrufen oder eine Notaufnahme aufsuchen. Dazu zählen schwere Verletzungen, Atemnot oder heftige Brust- oder Herzschmerzen", erklärt Vajna. Ist das nicht der Fall, sollte jedoch zuerst der Hausarzt aufgesucht werden. Außerhalb der Öffnungszeiten ist der notärztliche Bereitschaftsdienst kostenfrei unter Tel. 116-117 zu erreichen. Diese scheinen viele Menschen auch zu nutzen, da die Krankenhäuser, wie die Uni-Klinik, angeben, keinen deutlichen Zuwachs an Patienten zu spüren. "Noch bewegt sich das alles im üblichen Rahmen. Wir befürchten aber, dass es zu lebensbedrohlichen Fällen kommen wird bei Temperaturen über 36 bis 38 Grad", sagt Prof. Kill.
Gefahr von Dachgeschosswohnungen nicht unterschätzen
Besonders gefährdet: "Menschen, die in einer überhitzten Dachgeschosswohnung wohnen, sich abends ins Bett legen und einen Hitzschlag erleiden, weil die Körpertemperatur auf über 41 Grad steigt. Das ist, als würden sie in einer Sauna einschlafen." Doch darauf sind die Krankenhäuser gut vorbereitet, wie Schabelohn sagt: "Es war sehr gut, dass die Hitze angekündigt war. So konnten wir uns vorbereiten." Für OP-Säle und Intensivstationen hat die Hitzewelle ohnehin keine Auswirkungen. Diese werden dauerhaft klimatisiert.
Getränke zimmerwarm trinken
Um gar nicht erst ins Krankenhaus zu müssen, hat Elvira Vajna vom Alfried Krupp Krankenhaus einige Tipps parat. "Da im Alter oft das Durstempfinden nachlässt, fällt gerade Senioren das ausreichende Trinken besonders schwer. Mein Tipp: Überall in der Wohnung ein Getränk bereitstellen. Ideal sind Mineralwasser und stark verdünnte Obst- oder Gemüsesäfte." Doch Flüssigkeit ist nicht gleich Flüssigkeit. Daher ist es nicht egal, was getrunken wird. " Weniger gut sind alkoholische oder koffeinhaltige Getränke. Sie weiten die Gefäße und können Kreislaufprobleme begünstigen. Ich rate übrigens dazu lieber zimmerwarm zu trinken. Denn der Körper benötigt zusätzliche Energie, um eiskalte Flüssigkeiten zu verarbeiten. Das führt wiederum zu verstärktem Schwitzen."
Auf körperliche Anstrengungen verzichten
Generell sollte auf körperliche Anstrengungen bei dem Wetter verzichtet werden. "Anstrengungen sollen gerade in der Mittagszeit vermieden werden. Sport sollte wenn erst am späten Abend gemacht werden", rät Claus Uebel, Pressesprecher der DAK-Gesundheit in NRW. Auch auf die richtige Kleidung sollte bei den Temperaturen geachtet werden. Am besten sind luftige Kleidungsstücke, beispielsweise aus Leinen.
Wer also ausreichend Wasser trinkt, regelmäßig lüftet und jegliche Anstrengung zu vermeiden versucht, dem steht ein fantastischer Sommer bevor.
Autor:Christian Schaffeld aus Oberhausen |
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