Jobsuche in Corona: Alles digital?

Pandemie verändert auch den Arbeitsmarkt

Covid19 hat den Arbeitsmarkt bewegt und tut es noch. Neben vielen Menschen, die pandemiebedingt ihre Anstellung verloren haben, gibt auch Personen, die sich eigenständig für einen Jobwechsel entscheiden. Doch unterscheidet sich die Jobsuche im Vergleich zu früheren Zeiten?

Ganz offensichtlich tut sie dies. Aufgrund der Empfehlung zum Homeoffice für die Unternehmen, führen viele ihre Vorstellungsgespräche derzeit virtuell durch. So wird das eigene Arbeits- oder Wohnzimmer für den Bewerber plötzlich zum Ort, in dem sich die weitere berufliche Zukunft entscheiden kann. Dabei setzen die Unternehmen verschiedene Programme ein und es ist nicht immer einfach dabei den Überblick zu behalten.
“Ich hatte zwei Gespräche über Zoom und mehrere über Microsoft Teams”, berichtet Jan P., der früher in der Gastronomie gearbeitet hat und nun den Berufseinstieg nach dem Studium vollziehen möchte. Technisch habe das gut funktioniert, so sagt er, aber die Situation rein vor dem Bildschirm sei doch seltsam gewesen. Nun hofft er, dass er Unterstützung durch die Agentur für Arbeit in Essen erhält. Dort finden weiterhin Beratungen statt, allerdings im Wesentlichen online oder telefonisch. Nur in wichtigen Fällen werden auch Präsenztermine angeboten, die Klienten sind aufgerufen, sich nur auf Aufforderung vor Ort einzufinden. Stattdessen lassen sich viele Leistungen auch online beantragen. Dazu zählen die Meldung als Arbeitssuchend, die Beantragung von Arbeitslosengeld, das Mitteilen einer Veränderung im Status sowie die Beantragung von Kindergeld.
Im März 2021 lagen die Arbeitslosenlosenzahlen in Essen bei 34.209 und damit um 4.052 höher als im März 2020. Gleichzeitig liegt die Anzahl gemeldeter Arbeitsstellen leicht über der aus dem Vorjahr. Hier stehen 3.691 verzeichnete Stellen zu Buche, in 2020 waren es 461 weniger, so die Agentur für Arbeit. Die Unterbeschäftigungsquote liegt bei 14,9 Prozent ohne Kurzarbeit.
Unternehmensseitig verändern sich die Fragestellungen für Interviews. Zunehmend relevanter wird die Frage, wie sich Mitarbeiter im Homeoffice selbst organisieren. Die Agentur SF Recruitment empfiehlt Personalern in einer Studie sehr konkret auf die aktuellen Herausforderungen einzugehen, da hieraus wichtige Schlüsse auf persönliche Kompetenzen der Bewerber gezogen werden können.
“Ich bin nichts in diese Richtung gefragt worden”, sagt Jan P., der seit Kurzem in Frohnhausen wohnt, “Aber ich habe natürlich Erfahrungen im Homeoffice gesammelt durch das Studium. Das habe ich ja auch virtuell abgeschlossen.”
In einer gemeinsamen Studie des Bundesverband der Personalmanager (BPM) sowie StepStone, eines Stellenportals, wurde gezeigt, dass jeder dritte Bewerber von seinen eigenen Digitalkompetenzen überzeugt ist und in virtuellen Bewerbungsprozessen keine Herausforderung sieht. Auf Seiten der Einstellungsverantwortlichen bei den Unternehmen sieht das, ebenfalls gemäß der Studie, ähnlich aus. Hier bezeichnet sich ein Anteil von 30 Prozent der Personen als digital affin. Die Studie wurde in zwei Schritten im Januar und Mai 2020 durchgeführt und konnte belegen, dass die (wahrgenommenen) Digitalkompetenzen aller Beteiligten sich durch die Corona-Pandemie und die daraus resultierende virtuelle Zusammenarbeit erhöht hat. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass dabei nicht alle demografischen, sozialen und kulturellen Faktoren sowie Jobprofile berücksichtigt wurden.
Prognosen, wann und wie sich der Arbeitsmarkt erholt und wie ein “Neues Normal” aussehen wird, gibt es derzeit kaum. Es bleibt, wie in so vielen Situationen derzeit, nur das Abwarten.