Abzockerei an der Tankstelle
Mineralölgesellschaften spielen mit dem Bio-Kraftstoffpreis (E10)
Seit Jahresbeginn ist dies vielen Autofahrern bereits sehr sauer aufgestoßen: Mehr und mehr Mineralölgesellschaften treiben den Preis für den Bio-Kraftstoff E10 nach oben. Aral-Tankstellen gehörten zu den ersten, die den Tarif für E10 auf das Niveau von E5 hoben. Mittlerweile haben andere Anbieter nachgezogen.
Einen steuerlichen Hintergrund - also etwa eine Anhebung von Mineral- oder Energiesteuer auf dieses eine Produkt - liegt nicht vor. Vielmehr ist die Ursache bei einer Veränderung im Biokraftstoffquotengesetz zu suchen, die zum 1. Januar in Kraft getreten ist. Der 2011 eingeführte Kraftstoff E10 enthält einen Anteil von bis zu zehn Prozent Bioethanol. Anfangs lagen die Preise pro Liter um durchschnittlich vier Cent unter denen von Super E5 (maximal fünf Prozent Bioethanol-Anteil). Bis zum Ende letzten Jahres betrug die Differenz meist zwei Cent, nun ist das an vielen Stellen angeglichen.
E10 so teuer wie E5 bei
Aral, Esso, Total, Star und Jet
Ein aktueller Abgleich im Netz unter www.clever-tanken.de ergab für Essen am Donnerstag, 9. Januar, um 11.30 Uhr: unter anderem die Anbieter Aral, Esso, Total, Star und Jet berechnen für E5 und E10 den gleichen Preis. Bei Shell, Star, Oil, Mr. Wash oder HEM beträgt die Differenz zwei Cent zugunsten von E10.
Die letzten durch den Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) veröffentlichten Zahlen stammen vom 28. Mai 2019. Demnach sank die für Kraftstoffanwendung genormte deutsche Bioethanolproduktion 2018 auf 613.000 Tonnen, ein Rückgang von 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Jedoch ist in einem schrumpfenden Benzinmarkt der Absatz von Bioethanol im Jahr 2018 um fast drei Prozent gestiegen.
Der Biosprit hat Vor- und Nachteile: Zum einen beträgt der Energiegehalt von Ethanol nur etwa zwei Drittel des Energiegehalts von Benzin, zum anderen hat Ethanol bessere Verbrennungseigenschaften und erhöht die Oktanzahl. Die Bioethanol-Lobby meint: Autofahrer könnten sowohl die Schadstoffe als auch den CO2-Ausstoß ihres Benziners reduzieren, wenn sie an der Tankstelle zum E10-Zapfhahn greifen statt zu E5. Demnach könnte die flächendeckende Nutzung von E10 rund 3,1 Millionen Tonnen pro Jahr an CO2-Emissionen einsparen – das entspreche im Effekt dem Einsatz einer Million Elektroautos.
Einsparung von CO2
Dem E10 hängt das Image der Nichtverträglichkeit bei älteren Motoren sowie ein erhöhter Kraftstoffverbrauch und nachlassende Leistung an. Tests des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) von 2019 zeigen einen leichten Kraftstoffmehrverbrauch von 1,5 Prozent bei der Verwendung von E10. Als Testfahrzeug diente ein Opel Agila 1,2 Liter (69 kW, Euro 5). Die CO2-Emissionen wurden um 0,9 Prozent reduziert. Zusätzlich zu dieser Reduktion ist zu berücksichtigen, dass das bei der Verbrennung von Ethanol frei werdende CO2 vorher von den Pflanzen aus der Atmosphäre entzogen wurde. Der CO2-Einsparungseffekt ist daher größer als am Auspuff gemessen.
Wer tankt E10 und wer nicht?
Wer tankt E10 und warum? Wer lehnt dies aus welchen Gründen ab? Wer schaut vor dem Tanken beim Spritpreis im Netz genau hin? Diskutiert hier mit.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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