Wilde Wüstenei auf Dellwiger Friedhof
Friedhofsausschuss äußert sich

Essen-Dellwig. Friedhofbesucher des katholischen Friedhofs in Dellwig sind entsetzt. Die Ruhestätte der Toten wird dort seit Wochen zum chaotischen Durcheinander. Jetzt hat sich auf Anfrage der Friedhofsausschuss der Dionysius-Pfarrei, die den Friedhof für St. Michael verwaltet, zu Wort gemeldet.

Angehörige, die Grabstellen im hinteren Teil des Friedhofs besuchen wollen, müssen durch eine Dreckwüste. Wege gibt es nicht mehr. Die Grabstellen sind teilweise von Fahrzeugen überfahren worden oder die Randsteine wurden weggeknickt. Es siehe aus, wie eine Mondlandschaft, beklagen Betroffene.

Fragen, die sich aus der Situation auf dem Friedhof ergeben, konnte die zuständige Kirchengemeinde die zur Großpfarrei Dionysius gehört, nicht beantworten. Dionysius hat mir dann noch mitgeteilt, dass laut Friedhofssatzung fotografieren auf dem Friedhof verboten sei. Aus diesem Grunde steht diese Information hier ohne Fotodokumentation.

Hier nun der Wortlaut der Erklärung des Friedhofausschusses:
Auf dem katholischen Friedhof an der Haus-Horl-Straße finden auf einigen Flächen zur Zeit großflächige Abräumarbeiten statt. Bei den Arbeiten ist bei vielen Besuchern und Besucherinnen des Friedhofes zuletzt der Eindruck entstanden, dass sie sich auf einer Baustelle und nicht auf einem Friedhof aufhalten. Wir räumen ein, dass Bereiche des Friedhofes tatsächlich in einem unansehnlichen Zustand sind, insbesondere dort, wo derzeit großflächige Abräumarbeiten durchgeführt werden. Die Kritik der Friedhofsbesucher und -besucherinnen ist nachvollziehbar. Wir werden die beauftragten Firmen künftig sensibilisieren, die Besonderheiten eines Friedhofes zu wahren, insbesondere was die Wahrung der Totenruhe betrifft. Auch sollen noch bestehende Grabstellen durch Abräumarbeiten im Umfeld nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Hierbei ist der Einsatz von entsprechenden Maschinen dann selbstverständlich unabdingbar, auch um Beschädigungen an noch bestehenden Grabstellen zu vermeiden. Dass die Abräumarbeiten derzeit großflächig durchgeführt werden, hängt damit zusammen, dass Beerdigungen über Jahrzehnte immer wieder auf freigewordenen Flächen erfolgten, in der Regel Sargbestattungen. Nach einigen Jahrzehnten wurden Grabstellen aufgelöst, die jetzt zur Grünfläche umgestaltet werden. In einigen Bereichen des Friedhofes wurden Bereiche mit vielen aufgegebenen Grabflächen bereits zur Grünfläche umgestaltet (Alte Bottroper Straße), in anderen Bereichen soll dies noch erfolgen. Wir bedauern es allerdings sehr, wenn sich Angehörige dadurch gestört fühlen, sind aber auch bemüht, dass diese Arbeiten schnellstmöglich abgeschlossen werden. Grabflächen bleiben selbstverständlich bis zum Ende der Nutzungszeit unverändert bestehen. Dennoch weisen wir darauf hin, dass Beeinträchtigungen durch Abräumarbeiten auch künftig nicht zu vermeiden sind, z.B. dann, wenn nach Jahrzehnten gepflanzte Bäume auf Grabstellen durch Maschinen entfernt werden müssen wegen armdicker Wurzeln. Überdies steigt seit einigen Jahrzehnten der Anteil von Urnenbeisetzungen erheblich an, eine bundesweite Entwicklung. Die wenigsten Beisetzungen finden noch als Sargbestattung statt. Insofern hat sich der Flächenbedarf auf dem Friedhof komplett geändert. Im Rahmen der Friedhofsentwicklung versuchen wir den Bedarf an die Gegenwart und Zukunft anzupassen. Darum sind Bereiche des Friedhofes zur Grünfläche umgestaltet worden. Insofern besteht keine Knappheit an Grabstellen auf dem Friedhof. Es liegt im Interesse der Pfarrei St. Dionysius, dass das Erscheinungsbild des Friedhofes künftig insgesamt wieder einen positiven Eindruck macht. Wir wünschen uns, dass nach den Arbeiten ein ansprechendes Erscheinungsbild des Friedhofes bei allen Besuchern und Besucherinnen entsteht. In Teilen haben wir bereits einige Schritte dazu unternommen, etwa die Begrünung des Daches der Friedhofshalle, das Einkürzen von Hecken, um das Sicherheitsgefühl der Besucher durch Übersichtlichkeit zu erhöhen, die Entstehung einer zentralen Kompostierungsanlage, mit der Idee, gewonnene Erde auf den Friedhöfen der gesamten Pfarrei zu nutzen. Auch wurden zur Verbesserung der Verweilqualität alte Sitzbänke gegen neue ausgetauscht. Weitere neue Sitzbänke werden noch folgen. Zudem wurde ein neu gestalteter Bereich zum Nachdenken eingerichtet. Neben gepflanzten Birnenbäumen können Friedhofsbesucher ein Gedicht von Theodor Fontane „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ auf sich wirken lassen. Schließlich wird es künftig so sein, dass Veränderungen auf dem Friedhof ein stetiger Prozess sind. Es wird auch weiter Auflösungen von Grabflächen der Sargbestattungen geben. In einigen Jahren werden die ersten Urnenruhestätten das Ende der Ruhefrist erreichen. Nach Ende der Ruhefrist von Urnenbereichen ist die Umwandlung dann unauffälliger, da hier weniger Fläche bearbeitet wird.

Autor:

Dieter Frey aus Essen

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