Folsäure
Folsäure vor und während der Schwangerschaft
Neben einer ausgewogenen Ernährung und einem gesunden Lebensstil nimmt die ausreichende Versorgung mit Folsäure einen hohen Stellenwert für die optimale Entwicklung eines Kindes im Mutterleib ein. Schon vor der geplanten Schwangerschaft kann eine angemessene Gabe des Vitamins die Chance einer erfolgreichen Schwangerschaft erhöhen. Doch wie genau unterstützt Folsäure den Körper während einer Schwangerschaft und in welchen Lebensmitteln ist das Vitamin enthalten?
Was genau ist Folsäure und welche Funktionen erfüllt sie im Körper?
Um sämtliche Stoffwechselvorgänge aufrecht zu erhalten, ist der Körper auf die externe Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen angewiesen. Eines dieser Vitamine ist Folsäure, ein künstlich hergestelltes Pendant zum natürlich vorkommenden Folat. Auch bekannt als Vitamin B9 gehört der Stoff zu den wasserlöslichen Vitaminen, die der Körper nicht selbstständig synthetisieren kann. Im Körper wird das Vitamin für lebenswichtige Stoffwechselvorgänge, die Zellteilung und das Wachstum von Zellen benötigt. Da es an der Bildung von DNS-Bauteilen und weißen (Leukozyten) sowie roten (Erythrozyten) Blutkörperchen beteiligt ist, spielt Vitamin B9 eine Schlüsselrolle in der Entwicklung eines Embryos.
Wie viel Folsäure benötigt der Mensch?
Der Bedarf des Körpers ist individuell und hängt stark von der aktuellen Lebenssituation ab. Laut DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfiehlt sich für gesunde Heranwachsende und Erwachsene eine Zufuhr von rund 300 Mikrogramm pro Tag. In der Schwangerschaft erhöht sich dieser Bedarf auf 550 Mikrogramm. Enthalten ist das Vitamin überwiegend in Kalbsleber, Kohl, Blattgemüse, Eigelb und Weizenkeimen. Eine ausreichende Versorgung lässt sich durch eine ausgewogene Ernährung problemlos sicherstellen. Dennoch leidet mehr als die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands an einer Mangelversorgung. Im Mittel nehmen Frauen nur etwa 185 Mikrogramm Folsäure pro Tag zu sich und riskieren damit eine Unterversorgung des Embryos in der Schwangerschaft. Zu den Mangelerscheinungen gehören beispielsweise anhaltende Müdigkeit, Atembeschwerden, Depressionen, Schlaflosigkeit, Schwindelgefühle oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Gesundheitliche Risiken durch eine Überversorgung sind nicht zu erwarten, da der Körper überflüssige Folsäure über die Nieren ausscheidet.
Achtung: Das Vitamin ist sehr hitze- und lichtempfindlich. Zu langes Wässern von Blattgemüse oder Kohl sowie eine lange Garzeit können das Vitamin zersetzen und den Folsäuregehalt der frischen Lebensmittel herabsetzen. Empfohlen ist eine schonende Zubereitung und kurze Kochdauer.
Welchen Nutzen hat Folsäure während der Schwangerschaft?
Ab dem ersten Tag der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Folsäure drastisch. Während den ersten drei Schwangerschaftsmonaten ist das Vitamin von besonderer Relevanz. Durch einen Mangel potenziert sich das Risiko für das Auftreten neuronaler Entwicklungsstörungen. Auch nimmt das Vitamin eine wichtige Rolle bei der Prävention diverser Fehlbildungen ein. Ein häufig im Zusammenhang mit einer Folsäureunterversorgung stehender medizinischer Fall ist die Bildung von Neuralrohrdefekten. Bei gesunden Föten schließt sich das Neuralrohr, die embryonale Anlage eines zentralen Nervensystems beim Menschen, innerhalb der ersten vier Schwangerschaftswochen. Da viele Frauen zu diesem Zeitpunkt noch in Unkenntnis über die eigene Schwangerschaft verweilen, lohnt sich bei Kinderwunsch schon die vorsorgliche Einnahme diverser Präparate. Laut Experten ließen sich auf diese Weise rund 50 Prozent aller Neuralrohrdefekte vermeiden.
Ist die zusätzliche Einnahme von Folsäure auch für stillende Mütter sinnvoll?
Nicht nur vor geplanten oder während Schwangerschaften hat sich eine zusätzliche Einnahme von Folsäure als ergebnisreich erwiesen. Auch während der Stillzeit hat die optimierte Zufuhr durchaus einen Nutzen. Nur gesunde Mütter können ausreichend Muttermilch bilden. Nährstoffe wie Calcium, Eisen oder Magnesium gelangen über das Stillen in den Organismus des Babys und gewährleisten eine optimale Entwicklung. Auch Folsäure reichert sich in der Muttermilch an und unterstützt das gesunde Wachstum des Säuglings. Bei Neugeborenen beläuft sich der Bedarf auf rund 60 Mikrogramm pro Tag. Kleinkinder im Alter zwischen vier bis zwölf Monaten sollten auf etwa 80 Mikrogramm täglich kommen. Mediziner raten stillenden Müttern auf eine Einnahme von mindestens 600 Mikrogramm am Tag.
Wann lohnt sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln?
Als Durchschnittsbürger ist es leicht, den Körper über die Nahrung mit der ausreichenden Menge an Folsäure zu versorgen. Bei Schwangeren und Stillenden jedoch steigt das Verlangen nach dem essenziellen Vitamin. Obwohl sich das Spurenelement in zahlreichen Lebensmitteln vorfinden lässt, kann der Körper nur etwa 50 Prozent der in den Lebensmitteln enthaltenen Folsäure verwerten. Sicherer und einfacher ist die Einnahme spezieller Präparate aus der Drogerie oder Apotheke. Die Einnahme derartiger Präparate sollte natürlich nicht ohne ärztliche Absprache erfolgen. Anhand einer Blutanalyse lässt sich die Konzentration des Stoffs im Blutserum bestimmen. Anhand der Ergebnisse ist der Arzt in der Lage, eine Empfehlung zur korrekten Dosierung der Präparate auszusprechen.
Autor:Beate Millig aus Essen |
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