Begegnung und Beratung in Essen
Ein Dorf für Hochbegabte

Cornelia Hehl, Claudia Bussick, Anja Deufel, Simon Witte, Andrea Steinforth und Alexandra Bleck bei der Eröffnung der neuen Räume des Vereins Das Dorf in Essen-Werden.   | Foto: Foto: Alexandra Roth / Funke Foto Services
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  • Cornelia Hehl, Claudia Bussick, Anja Deufel, Simon Witte, Andrea Steinforth und Alexandra Bleck bei der Eröffnung der neuen Räume des Vereins Das Dorf in Essen-Werden.
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"Sie strahlte!" Alexandra Bleck erinnert sich noch gut an den Moment, als ihre heute erwachsene Tochter zum ersten Mal Zeit mit anderen hochbegabten Kindern verbrachte. Dieses Strahlen war der Auslöser für die Gründung eines Vereins, viele Jahre später in Essen. 

Der Verein "Das Dorf" dient seit knapp zwei Jahren als Anlaufstelle für alle, die mit Hochbegabung zu tun haben. Das können hochbegabte Kinder sein, Eltern hochbegabter Kinder, hochbegabte Erwachsene oder auch am Thema interessierte Personen, zum Beispiel Lehrer.

Ingroup-Erfahrungen für Hochbegabte ermöglichen

"Den größten Zulauf haben wir mit Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren", berichtet die Vereinsvorsitzende Bleck. Für sie stehen so genannte Ingroup-Erfahrungen im Mittelpunkt. "Das ist das, was meiner Tochter damals gefehlt hat", sagt Bleck, also das Zusammentreffen mit anderen Hochbegabten im gleichen Alter. Sie treffen sich zum Quatschen und Spielen, backen Plätzchen oder basteln. "Viel anbieten muss man ihnen nicht. Sie finden eine Beschäftigung", schildert die Vorsitzende ihre Erfahrungen.
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Umzug nach Essen-Werden

Zunächst in Essen-Rüttenscheid beheimatet, hat der Verein im Oktober neue Räumlichkeiten in Essen-Werden (Am Wesselswerth 2) bezogen. Dort soll das Angebot an Beratung und Begegnung weiter ausgebaut werden. "Wir haben uns im Februar 2021 gegründet, da hat Corona uns ganz schön ausgebremst", sagt Bleck. Treffen waren im ersten Jahr des Vereinsbestehens höchstens via Zoom möglich. Dennoch weist Das Dorf aktuell schon mehr als 50 Mitglieder auf. 

Tag der offenen Tür im Dorf

Erste große Veranstaltung in Präsenz war der Tag der offenen Tür anlässlich der Einweihung der neuen Räume. Der Zuspruch war groß. Die Expertinnen rund um das Thema Hochbegabung, die im "Dorf" den Bereich professioneller Beratung abdecken, hielten kurze Vorträge. Für Kinder gab es Bastelaktionen und eine Familienrallye. Und wer lieber Lust hatte, sich eines der vorhandenen Bücher zu schnappen und zu lesen, wurde auch nicht seltsam angeschaut. 

Das Pinguin-Prinzip

Immer wieder begegnet einem im Dorf der Pinguin, in Form von Stofftieren, Zeichnungen oder Bildern. "Wir sind halt komische Vögel", sagt Andrea Steinforth und grinst. Sie ist selbst mit Mitte 40 höchstbegabt getestet worden, hat dann Psychologie studiert und bietet nun IQ-Testungen und Beratungen im Dorf an. Sehr gerne nutzt sie das Pinguin-Prinzip von Dr. Eckart von Hirschhausen, um die Herausforderungen Hochbegabter im Alltag zu beschreiben. Es bringe nichts, sich nur an nicht passende Settings anzupassen. Vielmehr solle man sein Element suchen und dort könne man zu Höchstleistungen auflaufen. Ganz wichtig im Dorf: "Wir vermitteln den Besuchern: Ihr seid richtig, so wie ihr seid!"

Professionelle Beratung im Dorf

Viele kommen über Empfehlungen zu dem Verein. "Die meisten kommen mit einer konkreten Fragestellung auf uns zu", weiß die Vorsitzende. Ihnen helfen dann häufig die vier professionellen Beraterinnen weiter, die sich alle auf Hochbegabung spezialisiert haben. Von der IQ-Testung über Lernstrategien und Familiencoachings bis hin zu Begleitung zu Gesprächen mit der Schule reicht das (kostenpflichtige) Angebot, das die Coaches oft durch zusätzliche ehrenamtliche Angebote wie kostenfreie Gesprächskreise ergänzen. Nicht umsonst heißt der Verein in Anlehung an ein afrikanisches Sprichwort "Das Dorf": Um ein Kind großzuziehen braucht es ein ganzes Dorf.

Ort der Begegnung

Weiterer Grund zur Kontaktaufnahme ist die Suche nach Gleichgesinnten. "Die Vernetzung und Kontaktpflege hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert", sagt Bleck. Sie hofft, dass sich weitere Interessenten finden, die den Verein mit Leben füllen. "Jeder hat die Möglichkeit, sich einzubringen und zum Beispiel regelmäßige Treffen anzubieten." In manchen Gruppen gebe es schon Wartelisten, was zeige, dass der Bedarf größer sei als das momentane Angebot. Wer einmal an einem der Angebote teilnimmt, muss sich nicht sofort für eine Mitgliedschaft entscheiden. "Zwei-, dreimal schnuppern ist voll in Ordnung", sagt Bleck. Erst danach bekommt man einen Antrag auf Mitgliedschaft überreicht. "Die Miete für die Räumlichkeiten muss schließlich bezahlt werden", sagt Bleck und schmunzelt. 

Weitere Infos zum Verein "Das Dorf" und zu den Angeboten gibt es auf https://dasdorfruhr.de/


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Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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