Unterschriftenaktion zur Rettung gestartet
BVV Dellwig/Gerschede am Scheideweg
Dellwig/Gerschede. Seit 114 Jahren gibt es den Dellwig/Gerscheder Bürger- und Verkehrsverein. Jetzt steht der Verein mit seinen derzeit rund 65 Mitgliedern vor dem Aus. Klaus-Dieter Pfahl ist seit 25 Jahren Vorsitzender und steht seit der turbulenten Jahreshauptversammlung am 11. April als Ein-Mann-Vorstand allein da. Wo eigentlich gefeiert werden könnte ist Tristesse eingekehrt.
Grund zum Feiern hat Klaus-Dieter Pfahl trotz seines Vorstandsjubiläums nicht. Der 82-jährige Vereinsvorsitzende blickt ratlos drein. “Wir stehen vor dem Ende dieses traditionsreichen Vereins”, ist sein Resümee. Das zieht er, nachdem weder der Stellvertreterposten, noch der des Schriftführers besetzt werden konnten und der amtierende Kassenwart sein Amt ebenfalls zum 30. Juni niederlegt. Die Mitgliederzahl ist in den letzten Jahren von etwa 250 auf etwa 65 zurückgegangen. “Die Mitglieder sind uns regelrecht weggestorben”, zieht der Vereinsvorsitzende eine traurige Bilanz.
Mitgliederstruktur stimmt nicht mehr
“Eines der Probleme ist einfach”, so Pfahl, “dass der Verein überaltert ist und junge Leute nicht die Bindung an den Ort haben.” Nur mit denen aber, könne der Verein überleben. Laut Satzung könnte Pfahl den Bürger- und Verkehrsverein auflösen, ohne weitere Mitgliederversammlung. “Aber etwas, was einem ans Herz gewachsen ist, gibt man nicht einfach auf”, sieht Pfahl eine Verantwortung den Orten gegenüber.
Dellwig/Gerschede ist kein Einzelfall
Die Problematik setzt sich in vielen Bürger- und Verkehrsvereinen fort. Auch der Bürgerverein in Holsterhausen hat Probleme, den Vorstand zu besetzen und Bürger zur Mitarbeit zu bewegen. Auch hier steht der Verein vor der Liquidierung. Diese Zeitung berichtete darüber. Der bisherige Schriftführer des Dellwiger Bürgervereins, Alfred Schenk, analysiert die Situation so: “In den Satzungen des Vereins, und das trifft auf fast alle Bürger- und Verkehrsvereine zu, sind als vorrangige Ziele die Pflege des Brauchtums und der Heimat sowie der Pflege des Denkmalschutzes und der Gemeinschaft eingetragen. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Damit locken wir die jungen Menschen nicht in den Verein.” Das Aufstellen des Maibaums und die Finanzierung des Weihnachtsbaumes sei zu wenig.
Verein muss "modernisiert" werden
Vielmehr könne man die Ziele des Vereins in den Satzungen ändern und praktische ehrenamtliche Arbeit integrieren. Über ein Engagement für Kinder und Jugendliche würde man auch den Kontakt zu den Eltern herstellen und dann auch den einen oder anderen zur aktiven Mitarbeit bewegen können, sieht Alfred Schenk Zukunftschancen für den Verein. Dass das umzusetzen nicht leicht sei, sei ihm klar. Man brauche halt einen langen Atem.
Die neue und ungewohnte Unruhe um den Dellwig/Gerscheder Bürgerverein hat vor allem Bezirkspolitiker alarmiert, die offenbar nun versuchen, zu retten was zu retten ist. Rund um die gerade stattfindenden Happy Days wollen einige Bezirkspolitiker und Geschäftsleute in Gesprächen die Möglichkeiten eines Bürger- und Verkehrsvereins ausloten. Die Unternehmerin Renate Rendschmidt rief kurzerhand eine Unterschriftenaktion in Leben, an der sich schon viele, auch namhafte, Menschen aus dem Raum Borbeck beteiligt haben. Unterschrifenlisten liegen u.a. am Dellwiger Biergarten an der Donnerstraße aus. Ob sich letztendlich Dellwiger und Gerscheder finden, die einen Neustart des 114 Jahre alten Vereins initiieren, ist nicht gewiss. Eine Chance hat der Verein aber im Sinne der Einwohner von Dellwig und Gerschede sicher verdient.
Informationen über den Verein und seine bisherigen Aktivitäten findet man auf https://bvvdellwig.de
Autor:Dieter Frey aus Essen |
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