Unterschriften bringen frischen Wind
30 Km/h auf der Germaniastraße gefordert

Anwohner der Germaniastraße in Essen-Bochold und Bergeborbeck kämpfen bereits seit vielen Jahren dafür, dass auf dem Abschnitt zwischen Germaniastraße/Bergmühle und Flandernstraße das Tempo auf 30 Km/h gesenkt wird. Bisher erfolglos. Aber Aufgeben ist keine Option. Jetzt kommt mit einer Unterschriftenaktion wieder Schwung in den Bürgerprotest.

Die Diskussion um Tempo 30 in Städten und auf Hauptverkehrsstraßen geht schon über Jahrzehnte. Ganz so lang ist das Thema an der Germaniastraße noch nicht auf der Agenda. Aber über runde acht Jahre geht der Streit zwischen Bürgern, Politik und Institutionen auf der einen und den zuständigen Stadtämtern auf der anderen Seite schon.

Ein ganzes Jahr auf Antwort gewartet

Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung IV hatte Ende 2020 einen Prüfantrag an die Verwaltung gestellt. Die Prüfung der Ämter dauerte fast ein ganzes Jahr und die Antwort war sehr unbefriedigend, für die Bürgerinnen und Bürger und natürlich auch für die Bezirkspolitiker. Die sind sich nämlich ziemlich einig, dass die Germaniastraße zwischen Haus-Berge-Straße und Flandernstraße auf Tempo 30 gestellt werden müsse. Die Verwaltung argumentierte gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung und führte dazu etliche Verordnungen auf, die es verböten, dort Tempo 30 einzuführen. Die Altenwohnungen und Begegnungsstätten und die Geriatrie hätten ihre Eingänge meist tief in den Grundstücken, nicht direkt an der Straße. Diese Logik verstehe man bei den Bürgern aber gar nicht, so Christel Hillesheim, stellvertretende AWO-Vorsitzende in Bergeborbeck.

Bürger haben kein Verständnis

Ihren Prüfanträgen hatten die Politiker ein Bündel an Argumenten beigefügt, in erster Linie Hinweise auf sensible Einrichtungen wie Seniorenheime und Kitas in direkter Nähe, aber auch Straßenbahnhaltestellen mit Gefahrenpotenzial für alle Verkehrsteilnehmer und im Besonderen für die Ruhrbahn-Nutzer. So hatte es in der Vergangenheit beispielsweise an der Zinkstraße Unfälle mit Personenschäden gegeben. Die Querung der Straße sei für alte, oft gehbehinderte, Menschen fast unmöglich. „Pikant ist, dass das etwa einen Kilometer lange Teilstück, um das es hier geht, zwischen zwei 30er Zonen liegt. Auf der einen Seite die Haus-Berge-Straße und auf der Borbecker Seite die Theodor-Hartz-Straße. Warum zwischen diesen Zonen 50 Km/h gilt, ist uns unklar“, sagt Karin Renner.

Karin Renner, ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Minna-Deuper-Haus der AWO. Sie hat mit einigen Gleichgesinnten und dem Bergeborbecker AWO-Vorstand Peter Lübben eine Unterschriftenaktion an der Germaniastraße und im Umfeld durchgeführt. Mit Erfolg! Viele Anwohner der Germaniastraße haben sich in die Listen eingetragen. „Wir sind aber auch auf Menschen getroffen, die unser Anliegen nicht unterstützen wollten“ erklärt Karin Renner, dass es für sie und die Helfer nicht immer leicht war. Menschen aller Altersklassen, aber auch Eltern, die Angst um ihre Kinder haben, trugen sich in die Listen ein, die noch nicht komplett ausgezählt sind. Insgesamt werden etwa 500 Unterschriften zusammenkommen, die nun in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung IV am 12. Februar an Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig übergeben werden sollen. Die wird die Listen sicherlich an die beteiligten Stadtämter weitergeben, die bisher das Thema negativ abgetan haben.

Hoffnungsschimmer?

Mittlerweile gibt es aus dem Bundesministerium für Verkehr einen Hoffnungsschimmer. Anfang 2023 war in einer Mitteilung des Ministeriums zu lesen: “Schulen und Kindertagesstätten, Kindergärten, Krankenhäuser oder Alten- und Pflegeheime beherbergen besonders schutzbedürftige Menschen. Im unmittelbaren Bereich solcher Orte kann auch auf Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 angeordnet werden.” Eine Situation, die an der Germaniastraße mit einer großen Zahl von Altenwohnungen, dem Geriatriezentrum, dem Minna-Deuper-Haus der AWO und weiteren Alteneinrichtungen gegeben ist.

Links zu weiteren Berichten:

Stadt Essen lehnt weitere Tempo-30-Anträge ab - waz.de

BMDV - Tempo 30 dort, wo es gebraucht wird (bund.de)

Tempo 30: Senioren kämpfen für Limit auf dieser Essener Straße - waz.de

Debatte um mögliches Tempo-Limit in Essen-Bergeborbeck - waz.de

Autor:

Dieter Frey aus Essen

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