Städte für Tempo 30
Lebenswertes Ruhrgebiet

“Lebendige, attraktive Städte brauchen lebenswerte öffentliche Räume. Gerade die Straßen und Plätze mit ihren vielfältigen Funktionen sind das Gesicht und Rückgrat der Städte. Sie prägen Lebensqualität und Urbanität. Sie beeinflussen ganz entscheidend, ob Menschen gerne in ihrer Stadt leben.”

So stellt sich eine Städteinitiative vor, der sich bereits deutschlandweit 299 Städte und Gemeinden angeschlossen haben. Ziel der Initiative ist es, dass Städte über die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den eigenen Straßen auch selbst bestimmen sollen. Aktuell gilt das vom Bund beschlossene Tempo 50 in geschlossenen Ortschaften, egal, ob diese Geschwindigkeit für die Stadt und ihre Ziele sinnvoll ist oder nicht. Die Einrichtung von Tempo 30 Zonen muss umständlich beantragt und begründet werden, dabei zeigen zahlreiche Studien, dass vor allem in Städten Tempo 30 nicht nur zu einem besseren Klima durch geringere Lärm und Luftverschmutzung, geringere Unfallzahlen und weniger Verkehrstoten führt, sondern auch den Verkehrsfluss verbessert.

Daher fordert Volt Ruhr die Städte des RVR auf, sich der Initiative "Lebenswerte Städte durchangemessene Geschwindigkeiten" anzuschließen und die Selbstbestimmung bei der Geschwindigkeitsbegrenzung im Ruhrgebiet einzufordern. Der Tempo 30-Initiative haben sich bereits die Hälfte der Städte im Ruhrgebiet angeschlossen und gerade hier ist eine einheitliche, klima- und menschenfreundliche Regelung wichtig. Als Ballungsgebiet sind unsere Städte besonders von Feinstaub, Lärm und Hitze durch Versiegelung bedroht, durch die Einwohnerdichte häufen sich Unfälle und Staus behindern uns in unserer Mobilität. Mit Tempo 30 können wir diesen Problemen flexibler und besser begegnen.

Wieso Sie auch als Autofahrer*in Tempo 30 in Städten fordern sollten

Im ersten Moment klingt Tempo 30 wie eine Verlangsamung, doch wie auch bei Tempo 50 wird hier nicht alles über einen Kamm geschert. Straßen, die entsprechend ausgebaut sind, können auch bei einer Innerortsgeschwindigkeit von 30 km/h als Tempo 50 ausgeschildert werden. Doch in der Stadt sind solche Straßen eher die Ausnahme. Was bringt uns Tempo 50, wenn es von Ampel zu Ampel gerade einmal 100 Meter sind oder wenn man von aus- und einparkenden Fahrzeugen behindert wird. Ohne es zu merken, fahren Autofahrer*innen schon heute im Schnitt nicht schneller als Tempo 30. Achten Sie zum Beispiel auf Radfahrer*innen, die Sie überholen und die an der nächsten Ampel wieder hinter oder gar vor ihnen stehen. Oder rechnen Sie sich Ihre Innerorts-Durchschnittsgeschwindigkeit doch mal selbst aus: Einmal Supermarkt und zurück, ohne Autobahn. Strecke in Kilometern durch Zeit in Stunden (Achtung! 20 Minuten sind 0,33 Stunden ;-) )

In der Stadt ist Tempo 50 nicht unsere Reisegeschwindigkeit, sondern die selten erreichte Beschleunigungsspitze zwischen Anfahren und Abbremsen. Anfahren und Bremsen macht den Verkehr aber stockender, verursacht zum Teil sogar Stau. Eine gleichmäßige Fahrt verbessert unser Vorankommen und kann die Durchschnittsgeschwindigkeit sogar steigern, da wir seltener stehen, schalten und bremsen. Das ist in der Stadt aber nur mit Tempo 30 möglich, da wir Tempo 50 nur auf wenigen, entsprechend ausgebauten Straßen konstant erreichen und diese Straßen können auch weiterhin als Tempo 50 ausgewiesen bleiben. Dabei sparen wir Sprit, verursachen weniger Lärm, Abgase und Reifenabrieb und schonen Menschenleben, ohne auf die Gesamtstrecke langsamer zu sein. Vor allem aber passen wir unsere Sichtweise der Realität an. Es ist mechanisch nicht möglich, in der Stadt Tempo 50 zu fahren, dafür sind die Strecken zu kurz und zu viele verschiedene Verkehrsteilnehmer unterwegs. Wenn wir aber glauben Tempo 50 fahren zu müssen, erzeugt das Stress, weil wir dann das Gefühl haben, von der Realität, die sich auch nicht ändern lässt, behindert zu werden, wenn wir von den realistischen 30 km/h ausgehen, fahren wir entspannter. Auch unsere und die Erwartungen anderer werden realistischer, weil wir nicht mehr von der seltenen Ausnahme einer freien Strecke ausgehen, wenn wir privat und im Beruf Fahrzeiten kalkulieren, sondern direkt von dem wahrscheinlichen Mittelwert.

Fassen wir also zusammen: Mit Tempo 30 fahren wir in der Stadt gleichmäßiger, haben weniger Beschleunigungs- und Bremswege, wodurch wir schon rein technisch Sprit und CO2 einsparen, Reifenabrieb und Feinstaubwerte verringern. Wir fahren entspannter, weil wir uns nicht mehr behindert fühlen, was mit der gleichmäßigen und niedrigeren Spitzengeschwindigkeit zu weniger plötzlichen Manövern führt, so Staus vermeidet und die Durchschnittsgeschwindigkeit für innerstädtische Strecken sogar steigern kann. Außerdem wird die Schwere von Unfällen mit Personenschaden stark reduziert – Helsinki hatte 2019 durch Tempo 30 keine Verkehrstoten, in Essen starben hingegen in diesem Jahr sieben Menschen im Straßenverkehr und das obwohl Essen 100.000 Einwohner weniger hat. Durch einen gleichmäßigen Verkehrsfluss und weniger Staus werden ÖPNV, Fuß- und Radverkehr attraktiver, wodurch das gefühlte Verkehrsaufkommen sinkt, da ÖPNV, Fußgänger*innen und Radfahrer*innen weniger Platz auf den Straßen einnehmen, dadurch werden die Wege und Parkplätze für Autofahrer*innen freier. Durch geringeres Stauaufkommen und Verlagerung auf platzsparende Verkehrsmittel können Straßen auch entsiegelt und Bepflanzt werden, wodurch Hitzeinseln wegfallen, die Luft- und Lebensqualität steigt und das Gesundheitsrisiko, vor allem für ältere Menschen, durch den Klimawandel sinkt.

Autor:

Volt Essen aus Essen

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