„Aus“ für St. Maria Heimsuchung
Katholische Kirche Hinsel ohne Zukunft?
Nun ist die „Katze aus dem Sack“. Fast ein Jahr lang hat die katholische Kirche auf der Ruhrhalbinsel verschleiert und vertröstet. Erklärte deren Verwaltungsleiter Herr Marciniak schließlich noch Anfang Oktober 2019 gegenüber der nachfragenden Überruhrer CDU, dass „eine Schließung der Kirche St. Maria Heimsuchung derzeit nicht beabsichtigt sei“. Vielmehr „arbeite man im Rahmen eines Pfarreientwicklungsprozesses (PEP) an völlig ergebnisoffenen Standortkonzepten“. Doch liest man aufmerksam die „Fragen & Antworten“ und Hintergrunderklärungen zu ebenjenem PEP auf der Ruhrhalbinsel vom vergangenen Wochenende, dann muss seinerzeit schon festgestanden haben, dass St. Maria Heimsuchung in Hinsel und St. Mariä Geburt in Dilldorf aufgegeben werden sollen. Nun soll sich die Steuerungsgruppe mit den Pfarreigremien Projektgruppen vor Ort initialisieren, bei denen lokal aktive Gemeindegruppen (Gemeinderat, Jugend, Ehrenamtliche, etc.) berücksichtigt werden sollen. Warum jetzt erst und wie weit ist diese Beteiligung noch ernst gemeint und dient sie nicht vielmehr der breitgetragenen Abwicklung längst getroffener Entscheidungen?
Natürlich war, wenn man mal ehrlich ist, das Ergebnis der vom PEP getroffenen Entscheidungen vorhersehbar. Die Zahl der Austritte aus den beiden christlichen Kirchen, rückläufige Zahlen von Gottesdienstbesuchern oder Menschen, die bereit sind in den Kirchen ein Ehrenamt zu übernehmen, die Ausgrenzung von Frauen, die ja meist die wirklich tätigen Ehrenamtlichen sind, bis hin zu (verständlich) fehlender Bereitschaft junger, katholischer Männer, sich mit Leib und Seele der Priesterschaft zu verschreiben, machen am Ende solche Entscheidungen erst gangbar. Meinen dann Verantwortliche rein wirtschaftliche Entscheidungen treffen zu dürfen, kommt genau das dabei raus, was der PEP für Überruhr und Kupferdreh nun schmerzlich beschlossen hat. Am Ende wird „alternativlos“ geschlossen und abgerissen, statt sich mal Gedanken zu den Gründen der „Abstimmung mit den Füßen“ zu machen und hier entgegen zu wirken.
Dabei verkennt die (katholische) Kirche nämlich, dass sie kein Wirtschaftsunternehmen ist, dass anhand von Bewegungs- und Einnahmezahlen darüber entscheiden kann, ob sich eine Filiale noch lohnt oder nicht. Die Kirchen sind gerade nach unserer Verfassung u.a. mit einem steuerlichen Privileg ausgestattet worden, weil sie als öffentliche Institutionen öffentlichen Rechts einen wesentlichen Teil des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens darstellen. Das kann nicht allerorten wirtschaftlich sein, sondern es muss der defizitäre Teil vom profitablen gestützt werden, damit die gesellschaftliche Verpflichtung überall erbracht werden kann. Scheinbar müssen nicht nur die Austretenden und Steuersparer an die vielfältigen Aufgaben und Engagements der staatlichen, christlichen Kirchen erinnert werden, sondern auch deren (ehrenamtliche) Vertreter in, zum Beispiel, dem PEP.
Nehmen wir das Beispiel St. Maria Heimsuchung in Überruhr. „In meiner Jugend“, erinnert sich der CDU-Kandidat für die Bezirksvertretung Enno Schmischke, „gab es auf dem großen Gelände und den anliegenden Straßen noch ein regelmäßiges und gut besuchtes Gemeindefest“ – mit Umzügen, Bahn- oder Traktorfahrten, Dosenwerfen, Bierwagen und abends einem stadtteilverbindenden Konzert der Skiffleband „Die Popel“. Schulgottesdienste beider Konfessionen fanden hier statt, weil die Kirche so viel Platz bot. Die Jugendarbeit beider christlicher Kirchen im Stadtteil ergänzte sich und bot für Jeden etwas. Nicht umsonst wurde der Gemeindesaal mit Kegelbahn und Theke angebaut. Alles Engagement im Stadtteil und aus der Kirchengemeinde heraus. Die „Alten“ gingen und die „Jungen“ wuchsen nicht nach. Man stritt sich mit St. Suitbert um die Vorherrschaft und war sich teilweise im Stadtteil untereinander nicht grün. Und am Ende fuhren selbst Gläubige aus Hinsel lieber nach Holthausen, statt qualitativ hochwertige Gottesdienste in St. Maria Heimsuchung einzufordern. Auch im Rahmen der Gestaltung der Schulgottesdienste wurde die Möglichkeit, Schulkinder und Jugendliche anschaulich an das Thema Kirche und Glaube heranzuführen, nicht genutzt. In St. Suitbert war man schlauer: Da wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt und im Winter verkauften die Pfadfinder Weihnachtsbäume, während in Hinsel das Grundstück verwilderte und die ungepflegten Bäume den Gehweg unsicher machten – und wenn sich jemand beschwerte, mussten Gemeindemitglieder und vor allem Anwohner ran und die Verkehrssicherheit wiederherstellen.
Doch was wird nun z.B. aus der Jugendarbeit. Die evangelische Stephanusgemeinde ist hier mit offenem Jugendtreff, -disko, Baseball, Pfadfindern gut unterwegs. Aber eben auch am Rande des Stadtteils gelegen, da man sich auch hier vor Jahren aus dem inzwischen abgerissenen Friedrich-Gräber-Gemeindehaus zurückgezogen hatte. Und wie ökumenisch sind die christlichen Gemeinden, so dass auch die Katholiken dort eine Heimat finden können und werden? Dass sie die Angebote im auf dem anderen Hügel gelegenen, recht weit entfernten St. Suitbert nutzen werden ist nur schwer vorstellbar. „Wir werden bei den aktuellen Wahlkampfständen in Hinsel nahezu jedesmal auf das fehlende Jugendangebot im Hinseler Zentralbereich angesprochen“, resümiert Enno Schmischke. „Hier nach städtischen Angeboten zu rufen, wäre zu einfach. Ich habe hier bislang immer die christlichen Kirchen in einer Verpflichtung gesehen“, so der CDU-Ortspolitiker weiter. Insofern spricht sich Enno Schmischke dafür aus, dass insbesondere die katholische Kirche nun endlich ihre Ankündigung ernst nimmt und mit den „lokal aktiven Gemeindegruppen“ ins Gespräch geht. „Wir sind dazu bereit, uns voll mit einzubringen, aber die Einbindung muss ernst gemeint sein und nicht nur eine breitgetragene Abwicklung mittragen“, so Schmischke weiter. „Es sollte auf Seiten der Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel zumindest die Bereitschaft bestehen, im Rahmen des künftigen Nutzungskonzepts für St. Maria Heimsuchung und den Gemeindesaal auch über Alternativen nachzudenken, die Themen wie Jugend- und Seniorenarbeit in katholischer Trägerschaft ebenso beinhalten wie die Neuauflage einer Arbeit in und mit der Gemeinde“, so Enno Schmischke. „Wir werden uns im CDU-Ortsverband Überruhr, aber auch gemeinsam mit den Kollegen aus Kupferdreh und möglichst auch parteiübergreifend in der Bezirksvertretung Ruhrhalbinsel dafür stark machen, dass dies nicht das Ende der katholischen Gemeindearbeit in Hinsel und Kupferdreh ist, sondern ein neues Kapitel aufgeschlagen wird. Hier geht es nicht um Wahlkampf, sondern um die Stadtteile und ihre attraktiven Angebote, so dass alle Beteiligten, egal welcher kirchlichen oder parteilichen Prägung, aufgerufen sind, unsere Forderungen im Dialog mit der Pfarrei zu unterstützen.“
Insofern dürfen die Bekanntmachungen der Kirche nur der Beginn, aber nicht das Ende sein!
Autor:Enno Schmischke aus Essen |
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