Der ASB NRW hat Hebammenmobil in Betrieb genommen
Für einen guten Start ins Leben
"Wir können hier alles machen, was in einer Hebammenpraxis gemacht wird. Na gut, Geburten müssen nicht unbedingt sein", sagt Lena Arnsmann und lacht. Sie ist eine von bisher drei Hebammen, die das nagelneue Hebammenmobil durch Essen und Bottrop lenken. Perspektivisch soll es auch in Mülheim eingesetzt werden.
Die Hebamme zieht eine Schublade in dem umgebauten Fahrzeug auf: Spritzen und Verbandsmaterial liegen darin. "Wir können hier Blut abnehmen, Fäden ziehen und vieles mehr", sagt Arnsmann. Dann nimmt sie ein Gerät, das an ein Stirn-Fieberthermometer erinnert, in die Hand. "Damit können wir eine Gelbsucht nachweisen." In einer anderen Schublade liegt eine Babypuppe. Daran können Schwangere praktisch üben, das Wickeln beispielsweise. Neben einer Liege und einer Wickelfläche gibt es auch einen Sitzbereich zum Reden, in einer der Schubladen liegt Infomaterial.
Erstes Hebammenmobil im Ballungszentrum
Ab Oktober wird das Hebammenmobil durch Essen und Bottrop fahren, um Schwangere sowie Mütter kurz nach der Entbindung wohnortnah betreuen zu können. Nach dem Flutgebiet im Ahrtal und der ländlichen Region Münsterland ist es nun das dritte Hebammenmobil in NRW und das erste, das in einem Ballungsraum eingesetzt wird. Betrieben werden alle Mobile vom Arbeiter-Samariter-Bund NRW (ASB).
Minister Laumann kam zur Einweihung des Mobils
Gefördert wurde der Umbau des Fahrzeugs mit 120.000 Euro vom Ministerium für für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Minister Karl-Josef Laumann (CDU) kam zur Einweihung des Mobils nach Essen. "Zunächst einmal freue ich mich, dass das Fahrzeug so schön geworden ist", sagte er, wurde dann aber gleich ernst. Er hoffe, dass mit dem Mobil ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen werde, mit dem es gelinge, mehr Frauen in oder kurz nach der Schwangerschaft zu betreuen. "Es gibt Menschen, die wir nicht erreichen, oft am Rande der Gesellschaft", sagte der Minister.
"Wir fahren dahin, wo das Leben spielt"
"Wir als ASB sind nah dran an den Menschen, fahren an die Plätze, wo das Leben spielt", sagte Stefanie Könitz-Goes, Referentin Projektentwicklung beim ASB NRW. Dr. Stefan Sandbrink, Geschäftsführer des ASB NRW, ergänzte: "Wir betreiben Kitas, Familienzentren, Flüchtlingseinrichtungen. Wir kennen die Menschen, die wir erreichen wollen."
Sprechstunden für alle, die keine Hebamme gefunden haben
Aber auch alle anderen Frauen, die keine Hebamme gefunden haben, sind eingeladen, das Hebammenmobil aufzusuchen. Sie können ohne Termin zu den offenen Sprechstunden in Altendorf, Steele/Horst, Katernberg und Bottrop-Welheim kommen oder künftig online einen Termin buchen. Der Anteil von Frauen, die ambulant von Hebammen versorgt werden, ist in einigen städtischen Gebieten im Ruhrgebiet, wie in Essen, Bottrop und Mülheim, deutlich geringer als im NRW-Vergleich. Das betonte auch Anke Grunden, Geschäftsführerin des ASB Ruhr: "Die Hebammenversorgung in Essen ist teilweise nicht sehr gut."
Zwei- bis dreimal suchen Frauen das Mobil auf
Die Erfahrungen aus dem Ahrtal und dem Münsterland zeigen, dass Frauen im Schnitt zwei- bis dreimal die Dienste der freiberuflichen Hebammen im Mobil in Anspruch nehmen, schilderte Könitz-Goes. Etwa ein Drittel habe Fragen zur Schwangerschaft, ein weiteres Drittel käme kurz nach der Geburt und das letzte Drittel hätte Fragen zum Stillen, zum Schlaf des Kindes oder zur Ernährung.
Minister: "insgesamt gute Hebammenversorgung in NRW"
"Insgesamt", so Laumann auf Nachfrage, "gibt es in NRW eine gute Hebammenversorgung." In größeren Kliniken, die pro Jahr mehr als 700 bis 800 Geburten aufweisen, seien zumeist genügend Hebammen vorhanden. Kleinere Kliniken mit weniger Geburten hätten oft das Problem, den Kreißsaal 24/7 zu besetzen. Es gebe in NRW aber immer noch rund 130 Geburtshilfen, das sei im Verhältnis zu anderen Ländern in Europa sehr gut.
Die Quote von freiberuflichen Hebammen in NRW-Gebieten variiere, da sie frei entscheiden können, in welchen Regionen sie ihre Dienste anbieten. Aber das Interesse am Hebammenberuf sei durch die erneuerte Ausbildung in Form eines dualen Studiums gestiegen. 300 Studienplätze an acht Hochschulen stehen in NRW pro Jahr zur Verfügung.
"Erstmal Erfahrungen sammeln"
Nicht nur deshalb antwortete Laumann auf die Frage, ob das Projekt der Hebammenmobile weiter ausgebaut würde, eher zurückhaltend. "Wir sammeln jetzt erstmal Erfahrungen, schauen, wie entwickelt sich das Projekt."
Zum Start sind drei Hebammen in Essen und Bottrop auf dem Wagen, zwei weitere hätten Interesse signalisiert, so Könitz-Goes, die aber gerne noch weitere interessierte Hebammen auffordert, sich zu melden.
Termine:
Das neue Hebammenmobil des ASB Ruhr ist regelmäßig an folgenden Standorten:
- Dienstagvormittag in Essen-Altendorf, Richterstraße 20 bis 22
- Mittwochvormittag in Essen-Steele/Horst, Hebammenzentrale, Drieringplatz 1
- Freitagvormittag in Essen-Katernberg, Familienzentrum St. Josef, Termeerhöfe
- Donnerstag von 10 bis 12 Uhr in Bottrop-Welheim, An der Kommende 13
- Darüber hinaus betreibt der ASB Hebammenzentralen in Essen, Bottrop, Bochum, Witten, Herne, Gelsenkirchen, Vest/Recklinghausen, Münster und Bielefeld. Weitere Infos auf www.asb-hebammenzentrale.de.
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