Stadtrat für bessere Gesundheitsversorgung
Es fehlt ein Krankenhaus
Die Gesundheitsversorgung im Essener Norden bewegt die Stadt und natürlich auch die Politik. Wie die Situation nach der Schließung gleich zweiter Krankenhäuser schnell und effizient verbessern?
Investoren und mögliche Träger sollen jetzt gefunden werden für ein Gesundheitszentrum (ISGZ) in Stoppenberg. Außerdem soll die Verwaltung die Möglichkeit einer kommunalen Beteiligung sowie die Verfügbarkeit eines Interimsstandortes für das ISGZ im Bezirk VI prüfen. Ebenfalls soll die Verwaltung prüfen, ob eine städtische Beteiligung auch an den möglichst im ersten Quartal 2022 startenden Gesundheitskiosken in Betracht komme. Auch die Kommunalpolitik soll eingebunden werden. Die Verwaltung soll möglichst bald im Bezirk V oder VI eine Notfallpraxis einrichten. Am Standort des ehemaligen Marienhospitals soll ein interkulturelles Kindergesundheitszentrums entwickelt werden.
Versorgungslücken schließen
Bei der Ratssitzung in der Grugahalle war man grundsätzlich sehr zufrieden mit der Verwaltungsvorlage. So zeigte sich die Grüne Sandra Schumacher zuversichtlich: „Wir wollen Versorgungslücken schließen, was zugleich zu einer Entlastung in anderen Stadtteilen führt. Unser Anspruch muss es sein, die qualitativ besten Angebote zu bekommen.“
Für die Linken erklärte Theresa Brücker, die Stadt solle sich nicht nur an dem ISGZ in Stoppenberg, sondern auch an möglichen Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) beteiligen: „Wir konnten der Schließung nichts entgegen setzen. In so eine Situation möchten wir doch nicht wieder geraten. Das geht nur über städtische Beteiligung. Das Vertrauen in Politik und Krankenhausbetreiber ist verloren gegangen. Hier müssen wir Verantwortung übernehmen.“
Dirk Kalweit von der CDU antwortete scharf, das Vertrauen in die Essener Politik sei nicht verloren gegangen. Man sei sich doch einig, bis auf wenige Details. Natürlich müsse im Norden gehandelt werden: „Dass wir eine weitere Notfallpraxis brauchen in den Bezirken V und VI, ist unstrittig.“ Er wolle aber bestimmt nicht davon abrücken, die MVZ privatrechtlich zu organisieren.
Gerechte Verteilung
Martin Schlauch lobte: „Vermutungen sind nun durch Zahlen untermauert worden.“ Aber dennoch fehle der SPD so einiges in dem Papier: „Wir wollen alle, dass die Gesundheitskioske funktionieren. Aber reichen da wirklich die Landes- und Bundesmittel, oder muss die Stadt Finanzmittel einbringen?“ Elementar sei die Frage der MVZ: „Sie werden aber nicht die eierlegende Wollmilchsau sein.“ Falls die Contilia wirklich die komplette Psychiatrie von Borbeck nach Altenessen verlagern wolle, sei doch kein Platz mehr für anderes im Marienhospital: „Wir sollten also auch alternative mögliche Standorte prüfen. Wir müssen zusätzliche Fachärzte in den Norden bekommen. Wir brauchen Ergotherapeuten, wir brauchen Logopäden.“ Allen sei klar, dass es ein längerer Prozess werde: „Aber vielleicht erleben wir irgendwann mal eine geografisch gerechte und auch bedarfsgerechte Verteilung der Krankenhäuser in Essen.“
Michael Schwamborn (SPD) wurde emotional. Mit der Schließung der Krankenhäuser seien medizinisch gesehen im Essener Norden die Lichter ausgegangen: „Wer glaubt denn noch, was die Contilia verspricht. Ein Großteil der Essener ist gegen diese Schließungen.“ Die Kioske seien aber nicht die Lösung: „Wir brauchen ein Krankenhaus im Norden, und wenn es sein muss, in kommunaler Trägerschaft. Zusätzlich kann es Kioske geben. Und wir brauchen gute Fachärzte.“
Eduard Schreyer von der FDP monierte, dass den Menschen des Essener Nordens hier vorgespiegelt werde, dass alles schlecht sei: „So katastrophal ist es nicht. Natürlich fehlt da ein Krankenhaus und wir sind noch keinen großen Schritt weitergekommen. Aber lassen wir jetzt die Verwaltung arbeiten, die zusätzlichen Forderungen sind jetzt überflüssig. Der Essener Norden wird in absehbarer Zeit besser versorgt sein.“ Die Verwaltungsvorlage wurde vom Stadtrat einstimmig angenommen.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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