Die Folkwang-Idee
Der Slogan ESSEN.DIE EINKAUFSSTADT wird geändert
In der Ratssitzung erinnerte Oberbürgermeister Thomas Kufen an den verheerenden Brand in der Bargmannstraße. Er berichtete von großzügigen Spenden und einer wohltuenden Welle der Solidarität. Auch habe er jede Menge an spontanen Anrufen bekommen von Oberbürgermeistern aus den Nachbarstädten, die alle ihre Unterstützung zugesagt hätten: „Eine tolle Geste.“
Die historische Leuchtschrift auf dem Handelshof erregte die Gemüter. Der Schriftzug „ESSEN. DIE EINKAUFSSTADT“ solle temporär in „ESSEN. DIE FOLKWANGSTADT“ geändert werden. Der aktualisierte Schriftzug solle ein weithin sichtbares Zeichen sein zum 100-jährigen Museumsjubiläum und zum Beginn der „Folkwang-Dekade“. Es solle aber beileibe nicht nur auf das Museum hingewiesen werden, sondern auch auf die Folkwang Universität der Künste und die städtische Folkwang-Musikschule.
Das Gesamterscheinungsbild werde erhalten bleiben. Dafür müssten nur vier neue Leuchtbuchstaben entsprechend der Originalschrift angefertigt und die vier nicht benötigten eingelagert werden. Der Denkmalschutz habe bereits zugestimmt. Die Kosten in Höhe von rund 21.000 Euro würden von Förderern des Museums Folkwang bereitgestellt.
Bürgerbeteiligung
Es lagen Anträge vor, die sich einen anderen Umgang mit dem Thema wünschten. Die Fraktion EBB / Freie Wähler wollte die Verwaltung damit beauftragen, eine breite Bürgerbeteiligung für eine zukünftige Gestaltung der Lichtwerbeanlage durchzuführen. Kai Hemsteeg erklärte das Ziel, einen Slogan zu finden, der eine möglichst hohe Identifikation in der Essener Bevölkerung hervorrufe. Denkbar wäre etwa „Essen die Hauptstadt des Ruhrgebiets“. Die breite Diskussion in den letzten Wochen habe eindeutig gezeigt, welch hohe Bedeutung der Slogan habe für die Essener Stadtgesellschaft.
Die Ratsgruppe „Die Partei“ wollte den bisherigen Zustand zunächst erhalten. Defekte Buchstaben sollten zeitnah repariert werden. Größtmögliche Bürgerbeteiligung und eine umfassende Transparenz sollten dabei helfen, einen neuen Slogan zu entwickeln, oder eben den alten zu behalten. Matthias Stadtmann beharrte darauf, der geplante Name sei nun nicht gerade kreativ. Für seine frühere Unterstellung, der Name „Folkwangstadt“ könne nur unter Alkoholeinfluss entstanden sein, entschuldige er sich. Denn OB Kufen habe ihm glaubhaft versichert, dass bei den Besprechungen kein Alkohol geflossen sei.
Kultur für Alle
Für die CDU betonte Christiane Moos, der Schriftzug sorge für eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Folkwang, für den interdisziplinären Ansatz: „Wir fordern doch immer wieder die Teilhabe aller Bürger an kulturellen Angeboten.“ Tabea Buddeberg von den Grünen wollte mit dem Slogan vor allem „unsere reiche Kultur- und Kreativszene feiern“. Für die SPD erklärte Ingo Vogel, dass die Rückmeldungen doch zeigten, dass die Mehrheit sich etwas anderes wünsche als Folkwangstadt: „Wofür steht Essen? Wie sehen die Bürger ihre Stadt?“ Der Schriftzug müsse verständlich sein und identitätsstiftend. Außerdem hätten weder Kulturhauptstadt noch Grüne Hauptstadt dazu geführt, den Namen zu ändern. Die SPD stimme gegen den Vorschlag der Verwaltung, vielmehr sollten die Bürger die Chance bekommen, selbst Vorschläge einzureichen.
Der Grüne Stephan Neumann betonte, Bundespräsident Steinmeyer habe doch in seiner Rede zum Jubiläum deutlich gemacht, worum es bei der Folkwang-Idee gehe: „Kultur nicht nur als Spielwiese einer schmalen Elite.“ Der Slogan solle neugierig machen. Gegen die Stimmen von SPD und Die Partei fand sich eine breite Mehrheit.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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