Jahrestag des Kriegsbeginns
Bewegende Zeugnisse beim Friedensgebet

Priester Prof. Oleh Shepetiak aus der Ukraine, Dompropst Msgr. Thomas Zander, Superintendentin Marion Greve, Stadtdechant Jürgen Schmidt und Oberbürgermeister Thomas Kufen beim Entzünden der Friedenskerzen (v.li.n.re.). | Foto: Kirchenkreis Essen/Alexandra Roth
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  • Priester Prof. Oleh Shepetiak aus der Ukraine, Dompropst Msgr. Thomas Zander, Superintendentin Marion Greve, Stadtdechant Jürgen Schmidt und Oberbürgermeister Thomas Kufen beim Entzünden der Friedenskerzen (v.li.n.re.).
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„Nie wieder Krieg, diese Spirale von Trauer und Gewalt, eine Bedrohung für alle Geschöpfe im Himmel, zu Wasser und zu Land…“ Mit Worten von Papst Johannes Paul II. haben die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK Essen), der Evangelische Kirchenkreis Essen, das Katholische Stadtdekanat Essen und der Essener Dom am Freitag gemeinsam ein Friedensgebet gefeiert.

Alle Sitzplätze waren besetzt, viele Besucherinnen und Besucher mussten stehen – so groß war der Andrang zu dieser Andacht, die unter dem Motto „Frieden-Shalom-Myr. Hören-Innehalten-Beten“ stand. Den Mittelpunkt bildeten eindrucksvolle Zeugnisse von vier Frauen, die den Beginn des russischen Angriffs vor genau einem Jahr in der Ukraine miterlebt hatten und später nach Deutschland geflohen waren. Ihre Aussagen, auf Ukrainisch vorgetragen und ins Deutsche gedolmetscht, machten die Erschütterung und die tiefen seelischen Spuren deutlich, die der Kriegsausbruch im Leben der Menschen hinterlassen hat.

Tief haben sich die Erinnerungen an diesen Tag in das Gedächtnis eingegraben – einen Tag, an dem eine Abschlussfeier anstand oder ein wichtiger Arzttermin. Durch den Kriegsbeginn geriet das Leben aus den Fugen: „Das war der schrecklichste Morgen in meinem Leben...“, berichtete zum Beispiel Olga Tatarchenko. „Ich kann das bis heute nicht glauben, ich möchte aufwachen und verstehen, dass es ein schrecklicher Traum war.“

Bewegende Zeugnisse standen im Mittelpunkt

Was dann folgte, war für die Betroffenen der pure Schrecken: 693 Stunden und 49 Minuten, fast 29 Tage haben die Kiewer im vergangenen Jahr in Schutzbunkern und -Räumen verbracht. „Während der Luftalarme habe ich mich mit meinem Sohn auf dem Boden im Badezimmer versteckt, weil es keinen Schutzbunker in der Nähe gab“, erzählt Olga Tatarchenko. „Können Sie sich vorstellen, wie man zuhause einige Tage ohne Strom, ohne Wasser und jegliche Telefonverbindung leben kann? Und wenn es dabei draußen dunkel und kalt ist? Wenn du dein Mobiltelefon nur als Taschenlampe nutzen kannst, weil die mobilen Netzwerke nicht funktionieren… Solche Erfahrungen haben alle gemacht, die in der Ukraine leben, und sie wiederholen sich nach jedem russischen Raketenangriff.“

Die Begegnung mit den vier Frauen sei ihr sehr nahegegangen, sagte Superintendentin Marion Greve. „Sie wurden mitten aus dem Leben gerissen – lebten, liebten, lachten, weinten, arbeiteten als Lehrerin oder Bankangestellte – und plötzlich, mit dem frühen Morgen des 24. Februar 2022, war alles anders. Ihr Leiden geht mitten durch mein Herz.“ Zwei der Zeugnisse hat der Kirchenkreis Essen auf seiner Homepage kirche-essen.de veröffentlicht.

Thomas Kufen und Peter Renzel sprachen Fürbitten

Am Friedensgebet wirkten außer Superintendentin Marion Greve (Kirchenkreis Essen) Stadtdechant Jürgen Schmidt (Katholisches Stadtdekanat Essen), Priester Prof. Oleh Shepetiak (ACK Essen) und Dompropst Thomas Zander (Essener Dom) mit. Für die musikalische Gestaltung sorgen Prof. Aleksey Semenenko (Violine) und Domorganist Sebastian Küchler-Blessing (Orgel). Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen und Stadtdirektor Peter Renzel waren in die Domkirche gekommen und sprachen Fürbitten für die Opfer des Krieges.

Hintergrund: Russischer Angriffskrieg in der Ukraine

Vor einem Jahr, am 24. Februar 2022, sind russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. Seitdem sterben dort wöchentlich mehrere tausend Menschen durch Kriegshandlungen – russische und ukrainische Soldaten, aber auch zahlreiche Zivilisten. Mehrere Millionen Menschen sind bis heute aus der Ukraine in andere europäische Länder geflohen; in Deutschland wurden über eine Million ukrainische Flüchtlinge registriert.

Autor:

Stefan Koppelmann aus Essen

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