Bundestagspräsidentin eröffnete Kindergarten
Bärbel Bas in Borbeck
In Borbeck weihte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eine Kita ein, unterstützt von Oberbürgermeister Thomas Kufen und SPD-Landtagschef Thomas Kutschaty. An der Marktstraße eröffnet die Fröbel-Gruppe ihren siebten Kindergarten in Essen und den zweiten im Stadtteil.
Ein wichtiger Schritt, denn in Essen fehlen aktuell rund 1.400 Betreuungsplätze, heißt es bei der Stadt. Man wolle die Lücke bis zum Sommer 2023 zu zwei Dritteln geschlossen haben. Fröbel ist mit über 200 Einrichtungen Deutschlands größter freigemeinnütziger Träger von Kindergärten, Krippen und Horten. In den Einrichtungen der Gruppe werden 19.000 Kindern von 4.500 Mitarbeitern betreut, an der Markstraße künftig 45 Kinder.
Großer Bahnhof
Fröbel-Geschäftsführer Stefan Spieker zeigte sich beeindruckt: „Noch nie hatten wir einen so großen politischen Bahnhof.“ Bärbel Bas erklärte ihr Erscheinen so: Fröbel-Gruppen gebe es in bereits zwölf Bundesländern und dort werde gute Arbeit geleistet. Und zweitens habe Fröbel-Fachberater Fabian Spies sie angesprochen: „Du wohnst doch direkt nebenan in Duisburg.“ Das mit dem „mal eben schnell vorbeikommen“ sei dann doch nicht so einfach gewesen, aber nun habe es ja geklappt. Die Kinder legten sich entsprechend ins Zeug. Mit Kohle, Grubenlampen und Helmen bestückt, sahen sie glatt so aus, als kämen sie gerade „vonne Schicht“ auf der nahegelegen Zeche Wolfsbank. Der hohe Besuch sang das Steigerlied mit, das die jungen Bergleute voller Inbrunst schmetterten.
Die Kinder finden bei Einrichtungsleiterin Natalie Schnell und ihrem Team gute Bedingungen vor. Im Entree warten zwei gemütliche Ohrensessel und ein Kaminfeuer auf Gäste. Ganz bewusst soll hier eine heimelige Atmosphäre geschaffen werden. Alle Räume sind hell und mit viel Holz nahezu plastikfrei gestaltet. Hier hat man sich an den Bedürfnissen der Kinder ausgerichtet und nicht am Geschmack der Erwachsenen. Das passt zum Leitbild „Kompetenz für Kinder“ der Fröbel-Gruppe. Namensgeber Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852) gilt als der Erfinder des Kindergartens. Auf über 400 Quadratmetern Fläche sind Gruppen- und Schlafräume untergebracht, Toiletten, ein großer Turnsaal, eine Bibliothek, ein Bistro mit Durchreiche zur Küche, die bis zu drei Kitas versorgen könnte. Was es für die Kinder an frisch gekochter und gesunder Kost gibt, verriet das Büffet mit Rohkost, Obst, Salaten und Gebäck. Das Außengelände wird auf dem bisherigen Parkdeck angelegt. Mit Felsenbirne und Fächerahorn, Obstbäumen und Hochbeeten, einer Bühne, Sandspielplatz und naturnahen Spielgeräten.
Borbecker Groschen
Bärbel Bas war nach einer Besichtigungstour begeistert und rief den Kindern zu: „Mein Haus ist fast so schön wie eures.“ Sie meinte den Reichstag in Berlin. Bärbel Bas ist protokollarisch erste Frau im Staat, was sie aber nicht daran hinderte, Spaß zu haben, sich im Stuhlkreis den Fragen aus Kindermund zu stellen. Die Kleinen schenkten ihrem Besuch gebackene Borbecker Groschen. Die verweisen auf die uralte Geschichte vom Münzmeister Jasper, der sich vom Teufel verführen ließ. Soviel Lokalpatriotismus muss sein. Einer der Schwerpunkte soll schließlich Stadtteilgeschichte bilden, die Kita liegt in einem der ältesten Stadtteile Essens. Auch kulturelle Bildung kommt nicht zu kurz, in einem Atelierraum wird künftig ein Künstler vor Ort mit den Kindern zweimal pro Woche an Projekten arbeiten.
Zentrale Lage
Der Standort wurde bewusst gewählt mit seiner zentralen Lage und guter Bus- und Bahn-Anbindung. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas lobte den gesellschaftspolitischen Ansatz: „Hier hat man sich bewusst dazu entschieden, in den Stadtteil zu gehen, und nicht auf der grünen Wiese zu bauen.“ Der Kindergarten wurde eingerichtet im alten Ladenlokal der Familie Balster, ein 1957 gegründetes Elektrofachgeschäft. Hier ging eine Tradition. Das erleben die Menschen überall und es schmerzt sie. Umso besser, wie hier ein Leerstand vermieden wurde, sagte OB Kufen: „Wo früher Kühlschränke verkauft wurden, wird jetzt gespielt. Wir müssen Platz schaffen für Kinder und ihre Eltern.“ Die Fachkräfte hätten viel geleistet in der Pandemie: „Wenn doch alle so viel Pragmatismus gezeigt hätten in der Zeit.“ Der Borbecker Landtagsabgeordnete Kutschaty kennt sein Quartier bestens und erklärte den staunenden Kindern: „Da drüben bin ich geboren, da hinten war meine Schule. Und 1993 habe ich hier eine Einbauküche gekauft.“ Es sei schon traurig, wenn solche Geschäfte leer stünden: „Etwas Besseres als eine Kita hätte uns da gar nicht passieren können.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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