Evangelische Kirche in Essen
70 Jahre Grundgesetz: Aufbruch damals - Herausforderung heute
Mit der Veranstaltungsreihe "Aufbruch damals - Herausforderung heute" vom 9. Mai bis 15. Juni würdigt die Evangelische Kirche in Essen die Verabschiedung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vor 70 Jahren. Höhepunkt ist ein öffentliches Bürgergespräch in der Marktkirche über die Grundrechte, ihre Bedeutung und ihre Gefährdung mit Oberbürgermeister Thomas Kufen, Superintendentin Marion Greve und weiteren Gästen aus Kirche und Schulwesen am Donnerstag, 23. Mai, dem Geburtstag des Grundgesetzes. Außerdem geplant: Ein Buchprojekt über das Thema Gleichberechtigung für Menschen mit Handicaps (9. Mai), die Ausstellung „un.antastbar“ mit Schwarzweiß-Fotografien von Stefan Arend (11. bis 31. Mai), ein Vortrags- und Diskussionsabend über die „Neue Rechte“ (20. Mai), ein „Demokratie-Frühstück“ (15. Juni) und eine inklusive Gedenkstättenfahrt in das Konzentrationslager Buchenwald (voraussichtl. Anfang 2020).
Seit siebzig Jahren schützen die Grundrechte, die in den Artikeln 1 bis 19 des Grundgesetzes niedergelegt sind, uns vor Repression und Diktatur. Ihre Mütter und Väter entwarfen sie in der Absicht, die richtige Lehre aus der menschenverachtenden Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus zu ziehen und ein offenes, freiheitliches und demokratisches Gemeinwesen zu begründen. Gleichwohl muss der gesellschaftliche Konsens, auf dem ihre Gültigkeit und Wirksamkeit beruht, immer wieder neu gesucht werden. Worin besteht die außerordentliche „Leistung“ unserer Verfassung? Wodurch kann sie gefährdet werden? Wie können und sollen wir sie verteidigen? Wie wird sich – um nur ein aktuelles Beispiel zu nennen – das Spannungsverhältnis zwischen dem Recht auf freie Meinungsordnung und der Forderung nach Grenzen der Toleranz zukünftig entwickeln? Wie ist es um die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Unverletzlichkeit der Privatsphäre bestellt?
„Durch unseren Glauben haben wir Christinnen und Christen einen besonderen Bezug zum Grundgesetz. So begründen wir die Unantastbarkeit der Menschenwürde auch biblisch-theologisch. Die Freiheit des Glaubens und des Gewissens ist ein Leitmotiv für alle unsere kirchlichen Handlungs- und Arbeitsfelder“, erklärt Marion Greve, Superintendentin des Kirchenkreises Essen. „Deshalb ist es uns wichtig, das Grundgesetz zum Thema einer Veranstaltungsreihe zu machen und die Bürgerinnen und Bürger zum Gespräch darüber einzuladen.“ Alle Veranstaltungen im Überblick:
BUCHPROJEKT
70 Jahre Grundgesetz – 10 Jahre UN-Behindertenrechtskonvention: Donnerstag, 9. Mai, 17 bis 19 Uhr, Haus der Evangelischen Kirche, III. Hagen 39, 45127 Essen. „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“, heißt es in Artikel 3 des Grundgesetzes. Seit 2009 gilt in Deutschland außerdem das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung. In welchen Bereichen werden sie heute schon gut umgesetzt? Wo gibt es noch Schwierigkeiten? Ein Projekt der Aktion Menschenstadt sammelt Antworten – die Erlebnisse und Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen aufgezeichnet und in einem Buch veröffentlicht werden. Anmeldung bei Dennis Hübner, Telefon 0201 2205-137.
AUSSTELLUNG
un.antastbar. 11. bis 31. Mai, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel. Das Grundgesetz schützt und garantiert, ermöglicht und lässt zu, verhindert und verbietet, macht Menschen stark und ist verletzlich. Der Essener Fotograf Stefan Arend hat zentrale Aussagen der 19 Grundrechte zusammen mit Mitgliedern einer Tanz- und Theatergruppe des Jugendmigrationsdienstes Essen und einer Gruppe von Studierenden aus dem Evangelischen Studierendenzentrum „die BRÜCKE“ eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die 35 Schwarzweiß-Aufnahmen spiegeln das facettenreiche Spannungsfeld zwischen Freiheit und Zwang, Garantie und Gefährdung wider – emotional, berührend und immer in Beziehung. Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 10.30 bis 13.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Eintritt frei.
VORTRAG
„Die Würde des Menschen ist unantastbar! – Oder doch?“ Montag, 20. Mai, 18.30 bis 20 Uhr, Haus der Evangelischen Kirche, III. Hagen 39, 45127 Essen. Die sogenannte „Neue Rechte“ gewinnt zunehmend an Einfluss in Deutschland. Sie bedient sich alter und neuer Feindbilder und übt sich in einer aggressiven Rhetorik, die den Tabubruch zum Prinzip erhebt. Davon könnten auch die Ewigkeitsklauseln des Grundgesetzes betroffen sein. Sprache schafft Wirklichkeit: ein Vortrag über den Wandel in der politischen Kultur, die Strategien der Neuen Rechten, ihre Netzwerke und wie sich der gesellschaftliche Diskurs verändert hat. Referentin: Martina Wasserloos-Strunk, Dipl.-Politologin, Leiterin der Philippus-Akademie in Gladbach-Neuss. Eintritt frei, um eine Anmeldung wird gebeten: Evangelisches Bildungswerk Essen, Telefon 0201 2205-246.
BÜRGERGESPRÄCH
Aufbruch damals – Herausforderung heute, auch für uns! Ein Gespräch über die Grundrechte und ihre Gefährdung. Donnerstag, 23. Mai, um 19 Uhr, Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel, 45127 Essen. An dem Tag, an dem das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 70 Jahre alt wird, lädt der Kirchenkreis in die „Essener Bürgerkirche“ ein. Es diskutieren: Julia Gajewski, Schulleiterin der Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf, Preisträgerin des TalentAward Ruhr 2018 des Initiativkreises Ruhrgebiet; Pfarrerin Marion Greve, Superintendentin des Kirchenkreises Essen; Professor Dr. Traugott Jähnichen, Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum; Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen; Alexander Schuhmann, Mitglied im Vorstand der Evangelischen Jugend Essen, Student der Rechtswissenschaften. Moderation: Katja Nellissen, Journalistin aus Köln. Musik: Winni Slütters, Jazzpianist aus Essen.
DEMOKRATIE-FRÜHSTÜCK
Samstag, 15. Juni, 11 bis 14 Uhr, vor der Marktkirche, Markt 2/Porschekanzel. Demokratie braucht Begegnungs- und Diskussionsräume, Orte für Anregung und Aufregung. Einen solchen Raum soll das Demokratie-Frühstück auf dem Platz vor der Marktkirche bieten, das durch das Evangelische Studierendenzentrum „die BRÜCKE“ geplant wird: Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, am gedeckten Tisch bei Kaffee und Gebäck miteinander ins Gespräch zu kommen. „Wir suchen den Austausch über Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, der Möglichkeiten von Mitwirkung und Mitgestaltung und weiterer Themen, die uns beschäftigen“, heißt es dazu.
INKLUSIVE GEDENKSTÄTTENFAHRT
Das Konzentrationslager Buchenwald – Inklusive Gedenkstättenfahrt. Geplant für Anfang 2020. Das Grundgesetz und insbesondere die Festlegung der Unveräußerlichkeit der Grundrechte aller Bürgerinnen und Bürger gelten auch als Konsequenz der nationalsozialistischen Untaten. 70 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes bietet die Aktion Menschenstadt in diesem Rahmen eine ganz besondere Exkursion an. Eine inklusive Reisegruppe wird das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald in Weimar besuchen. Kontakt: Lisa Lichtenstein, Telefon 0201 2205-121.
Die Veranstaltungsreihe „70 Jahre Grundgesetz“ wird durch eine Spende der Adolphi-Stiftung, Essen, finanziell gefördert.
Die Ausstellung „un.antastbar“ in der Marktkirche und das Bürgergespräch am 23. Mai sind gleichzeitig ein Teil der Veranstaltungsreihe „Aufbrüche“ zum 100jährigen Bestehen der Volkshochschule Essen.
Internet: Direktlink zur PDF-Datei mit allen Veranstaltungen
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