Hohe Preise und Selbstversorger?
Gemüse und Eier aus dem Garten holen!
Corona-Lockdowns behindern bereits die Weltwirtschaft, als der Ukraine-Schock über Nacht unsere Welt erneut verändert: Neben den Lockdowns peitscht unsere Politik nun Sanktionen durch, bei immer mehr Betrieben bleiben die Bänder stehen. Das gilt künftig vielleicht auch für Eierbänder in Legehennen-Betrieben.
Wo sich noch Geld verdienen lässt, fehlt es nicht lange an Konkurrenz, welche die Preise wieder drückt. Auch in der Landwirtschaft freuen sich viele Unternehmen bereits über eine Schwarze 0, nun explodieren neben den Energiepreisen auch die Kosten für Futtermittel. Der Börsenpreis für Weizen notierte bis Winter 2020 mit ansteigender Tendenz noch in der Nähe von 200 Euro die Tonne, im März 2022 schießt der Preis durch die 400er Decke. Ähnlich sieht es beim Mais aus, auch Soja zieht deutlich an. Wenn viele Verbraucher bei 25 Cents pro Ei schon lange ausgestiegen sind, werden sie den „günstigen“ Preisen vermutlich bald nachtrauern.
Es stellt sich also die Frage, ob der Hobby-Garten noch dieses Jahr wieder seine einstige Bedeutung zur Sicherung der Grundversorgung erhält. In der jungen BRD oder der einstigen DDR war es immerhin typisch, in der Freizeit noch im Garten zu schwitzen und etwas Gemüse heranzuziehen. Heute gibt es durchaus wieder einen Trend zum eigenen Gemüse oder zur regionalen Gemüsekiste, aber eher als Lebensstiel oder für das gute Image. Denn wenn Kartoffeln, Salat, Gurken oder Tomaten reifen, sind diese im Lebensmittelhandel so günstig, dass sich die Arbeitszeit nicht einmal mehr annähernd bezahlt macht.
Aus Not im Garten schwitzen
Einst ging es wirklich darum, die eigene Küche aufzuwerten, ohne im Laden viel Geld auf den Tisch zu legen. Neben dem Gemüse und Obst wurden im Garten noch einige Hühner gepflegt, um in der warmen Jahreszeit die Eier und zum Winter die Hähnchen zu essen. Viele hatten nur deswegen was Gutes auf dem Tisch, weil das Geld oder aber die Verfügbarkeit unzureichend waren. Und letzteres könnte mit Pech bald zum größeren Problem werden. Denn welcher Krieg war schon wie angekündigt nach ein paar Wochen entschieden? Kaum einer, der Ukraine-Krieg macht hier vermutlich keine Ausnahme. Doch aus dem Großraum Russland, Russische Föderation und der Ukraine kommen nicht nur Gas und Öl, sondern auch Lebensmittel, Dünger und andere Rohstoffe, die wir dort wegen der Sanktionen oder Kriegswirren nicht mehr nachbestellen können.
Es gibt also bereits den Trend zum urbarnen Gärtnern, den Hofläden, Selbsternte-Gärten, der Solidarischen Landwirtschaft oder Patenschaften für Legehennen. Doch häufig legen die Gärtner oder Kunden für diesen Trend nicht weniger, sondern mehr Geld auf den Tisch. Noch geht es also nicht um Geiz, sondern den Wandel unserer Welt. Das könnte sich aber noch dieses Jahr ändern und der englische Rasen weicht dem Gemüsegarten oder der Hühnerwiese.
Muss der Gartenhandel sich anpassen?
Wer mit seinem Angebot bereits auf Hobbygärtner und Selbstversorger abzielt, sollte es auf seine Wirtschaftlichkeit prüfen: Kunstdünger und damit jeder Dünger ist vielleicht bald unerschwinglich, wie wäre es mit dem Bioklo beziehungsweise Kompostklo für den Garten? Oder hübsch wirkende Regentonnen, die sich in Reihe schalten lassen? Wiederverwendbare Folientunnel oder aufliegendes Gartenvlies gegen Unkräuter, modulare Hochbeete oder kleine Gewächshäuser mit dämmenden Hohlkammerplatten?
Auch der Hühnerstall darf nicht fehlen, muss sich aber bezahlt machen. Die kleinen mobilen Hühnerställe für Liebhaber treffen den neuen Zeitgeist immerhin nicht. Treffender wäre es, eine Garage oder ein altes Gartenhaus umzubauen und wenigstens zwei Hühnerweiden einzuzäunen. Es ist besser, wenn die Hühner mal auf der einen, dann auf der anderen Weide nach Futter suchen.
Wenn es auf der Weide Deckung gibt und der Hühnerstall in der Nacht sicher schließt, kann man die meisten Hühner noch selber essen. Damit der Zaun nicht ins Geld geht, empfiehlt sich eine Hühnerrasse, die kaum noch vom Boden abhebt, aber reichlich Eier legt und zartes Fleisch ansetzt. Es eignen sich Barnevelder, Bielefelder Kennhühner oder Sussex. Wer eigene Küken wünscht, schiebt die Bruteier jedoch einer Seidenhenne oder Cochin-Henne unter, sonst bleibt noch die Kunstbrut.
Hühner fressen Reste und suchen selber Futter
Der Win-Win-Effekt lautet, dass Hühner mit genügendem Auslauf in der warmen Jahreszeit einen Teil vom Futter selber suchen. Ein weiterer Teil setzt sich aus den Resten aus Garten und Küche zusammen. Doch leider braucht es einen dritten Teil, das Kraftfutter. Wenn jedoch ausgediente Legehennen samt der Bruderhähne im Herbst ihre letzte Reise tun und nur die Junghennen und ein paar Hähne über den Winter müssen, sinken die Kosten. Außerdem lassen sich vielleicht bald Eier gegen Futter tauschen, wir müssen leider gespannt bleiben.
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Autor:Robert Brungert aus Essen | |
Webseite von Robert Brungert |
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