Abbruch und Aufbruch in Essen: vergeblicher Kampf ums Krupp-Turmhaus - wer hat weitere Aufnahmen von anderen Plätzen in seinem Archiv?
Wenn eine Stadt ihr Gesicht wandelt
Nächster Teil unserer Serie "Abbruch und Aufbruch in Essen", die jetzt in Ihrem Stadtspiegel sowie im Netz auf lokalkompass.de zu finden ist. Wir sind auf der Suche nach Bildern, die die Veränderungen in dieser Stadt festgehalten haben. Franz Kasper gehört zu diesen Fotografen.
"Der Abbruch des Krupp-Turmhauses 1976 gehörte sicher zu den Ereignissen, die das Essener Stadtbild stark veränderten. Ich hatte damals mein Büro im Verwaltungsgebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Altendorfer Straße, in unmittelbarer Nähe des Übergangs, der beide Gebäude verband. Es bot sich an, dass ich hin und wieder die Kamera mitbrachte, um den Fortschritt der Arbeiten im Bild festzuhalten", so Kasper.
Symbol wilhelminischen Unternehmertums
Das erwähnte Büro befand sich im 1938 errichteten Gebäude, welches noch heute existiert. Ein funktionaler Bau, ganz im Gegensatz zur 1912 im Rahmen der Hundertjahrfeier des Unternehmens Fried. Krupp, offiziell eingeweihten neuen Hauptverwaltung. Nach Ansicht namhafter Bau-Experten handelte es sich um ein "klassisches Symbol wilhelminischen Unternehmertums“. Bei der Einweihung, die in der Ehrenhalle des Turmhauses stattfand, waren auch Kaiser Wilhelm II. und Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg unter den Gästen.
Ein ausgeklügeltes Frischluftsystem mit Filteranlage führte den Räumen mithilfe von Ventilatoren frische Luft zu und saugte verbrauchte Luft ab. Das war nötig, da die benachbarte Gussstahlfabrik einen erheblichen Schadstoffausstoß verursachte. Frischluft durch geöffnete Fenster fiel da eher aus. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau erheblich beschädigt und erst in den 1950er Jahren auch nur teilweise wiederaufgebaut. Einige Teile, wie die einsturzgefährdete Ehrenhalle, wurden nie wieder genutzt. In Spitzenzeiten arbeiten bis zu 2000 Menschen an diesem Ort, zur Mitte der 1970er Jahre waren es nur noch rund 300 Beschäftigte. Krupp bewertete die Unterhalts- und Instandsetzungskosten als nicht mehr tragbar.
Im Mai 1976 wandten sich Essener Hochschullehrer um Lutz Niethammer in einem Brief an Oberbürgermeister Horst Katzor, um den bevorstehenden Abriss des Turmhauses noch zu verhindern. Sie schlugen vor, das zu klein gewordene Ruhrlandmuseum, das sich damals an der Bismarckstraße befand, im Gebäudekomplex des Turmhauses unterzubringen. Die Akademiker sprachen in dem Brief von unverzeihlicher Vernichtung eines besonders wichtigen historischen Denkmals, dem Inbegriff der Firma Krupp. Half aber nichts.
"Wenn der Anlass auch keinen Grund zur Freude gab, so war es doch faszinierend zu sehen, wie die Abrissbirnen ein Gebäude zertrümmerten, das mit seinen dicken Mauern für die Ewigkeit gebaut schien", schildert Franz Kasper seine damaligen Eindrücke.
Heute befindet sich auf dem Gelände ein Autohaus.
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Haben auch Sie, liebe lokalkompass-Nutzer, Fotos oder digitalisierte Filme vom Abbruch in Essen im Archiv? Existieren Bilder vom Abriss des Rathauses anno 1964? Wer hat etwa das Verschwinden des AEG-Hauses an der Kruppstraße im Winter 2013/14 dokumentiert oder die baulichen Aktivitäten am Museum Folkwang ab 2007? Gibt es Fotos von der Beseitigung der Warenhäuser DeFaKa (am Standort des heutigen Kaufhofs) C&A oder Wertheim?
Auch Industrie ist von Interesse: Wer kann die Abrissarbeiten auf dem weitläufigen Industriegelände zwischen Frohnhauser Straße und Hövelstraße bebildern? Die einstige "Krupp-Stadt" mit ihren unzähligen Hallen, Brücken und Werkseisenbahnstrecken wäre von großem Interesse.
Wie sieht es mit Zechen aus, mit Wohnsiedlungen (die Häuser rund um die verschwundene Straße "Im Pässken" in Frohnhausen am Riehlpark etwa), der Stern-Brauerei oder dem Ruhrkohle-Haus?
Wir freuen uns über Ihre Beiträge zum "Abbruch in Essen" hier auf lokalkompass.de. Bitte geben Sie als Schlagwort (Tag) unbedingt Abbruch in Essen an.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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