Frage der Woche:
Welche Angebote fehlen, um Obdachlose vor der Kälte zu schützen?
Menschen ohne festen Wohnsitz haben es in unserer Gesellschaft schon schwer genug. Lebensbedrohlich wird es für sie, wenn die Tage und Nächte eiskalt werden. Entgegen der landläufigen Meinung, dass in Deutschland niemand auf der Straße schlafen muss, sieht man in diesen eisigen Nächten immer noch Obdachlose in Hauseingängen, U-Bahn-Zugängen, vor Geschäften und Bahnhöfen frieren. Kältetote werden unter anderem aus Frankfurt und Nürnberg gemeldet.
Auch die Landesregierung in NRW kennt das Problem und hat reagiert: Im Rahmen der Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit "Endlich ein ZUHAUSE!" stellt sie in diesem Winter insgesamt 850.000 Euro zur Verfügung. Im vergangenen Winter betrugen die Mittel für die Kältehilfen im Vergleich dazu lediglich 400.000 Euro. Ab sofort können die über 100 freien Träger und Initiativen der Wohnungslosenhilfe in Nordrhein-Westfalen finanzielle Unterstützung erhalten.
Hilfen mehr als verdoppelt
„Nicht über einen Schutzraum und Rückzugsort zu verfügen ist eine der bedrückendsten Formen von Armut – gerade wenn es draußen kalt ist. Im Winter kann dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben – bis hin zum Tod. Deswegen ist es wichtig, Menschen ohne Wohnung und Obdach im Winter verstärkt im Blick zu haben und ihnen in bewährter Weise schnell und unkompliziert zu helfen. Sie sind im Winter auf das Engagement der Initiativen vor Ort angewiesen. Ich freue mich, dass wir die Mittel für die Kältehilfen in diesem Jahr so deutlich aufstocken konnten”, erklärt Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Keine genauen Zahlen
Eine zuverlässige Erfassung der Obdachlosen-Zahlen gäbe es bisher nicht, meldet die Tagesschau. Weiter heißt es dort, dass die Landesregierung eine Studie in Auftrag gegeben habe, welche die Zahl der Obdachlosen in NRW im April auf 5.300 schätzte - das war mehr als dreimal so viel wie in der aktuellsten Landesstatistik von 2020 verzeichnet. Werena Rosenke, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Berlin, sagte dem WDR, dass es nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft im Jahr 2020 rund 45.000 Obdachlose in Deutschland gab. Ihrer Ansicht nach dürfte es im Jahr 2022 ähnlich aussehen. Ihr 1954 in NRW gegründeter Verein koordiniert die Arbeit von 1.200 Mitgliedern, darunter die Diakonie und die Caritas. Beide Wohlfahrtsverbände betreiben viele Unterkünfte für Obdachlose. Aber auch Städte und Kommunen sind verpflichtet, Notschlafplätze anzubieten. Doch ob diese reichen, darf bezweifelt werden. Denn es gibt laut dem WDR nur ungefähre Zahlen.
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Zudem schrecken Notunterkünfte viele Obdachlose ab. Die Gründe sind vielfältig, weiß Holger Brandenburg, Gründer und Vorsitzender des Vereins "Unsichtbar" in NRW. Angst in Räumen zu liegen, Angst beklaut zu werden, ein Hund, der nicht mit in die Unterkunft darf, oder eine Sucht, mit der man gar nicht in die Heime rein dürfe.
Was kann man also noch tun, um Menschen, die auf der Straße leben, vor der eisigen Kälte zu schützen? Kümmert sich die Politik genug um dieses Thema? Können nicht auch wir alle helfen, wenn wir in diesen kalten Nächten Obdachlose auf den Straßen sehen? Wie sind eure Erfahrungen bei dem Thema?
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