Am Sonntag starten Mali’s Werdener Wiesn
Die Seele baumeln lassen
Das Juli-Hochwasser richtete in Werden enormen Schäden an, böse traf es auch den Biergarten. Alles wurde überflutet, nur einer der drei Bierwagen konnte gerettet werden. Die anderen wurden von den Wassermassen weggerissen, wie auch die Biertisch-Garnituren. Mehmet Ali „Mali“ Sirin möchte seine „Werdener Wiesn“ aber weiter führen, obwohl er mittlerweile in der Schweiz lebt.
Der in der Türkei geborene 38-jährige frühere Fußball-Profi hatte in Werden eine neue Heimat gefunden für sich und seine Familie. Doch Gattin Selma arbeitet inzwischen als Ärztin in der Radiologie des Kinderspitals Zürich mit der Eleonorenstiftung als Träger. Die Sirins zogen vom Ruhrgebiet in die größte Stadt der Schweiz. Der dreifache Vater stellte erstaunt fest, dass sich Zürich am gleichnamigen See und das beschauliche Werden an der Ruhr vom Menschenschlag her gar nicht so sehr unterscheiden. Gerade die in der Not erfahrene Solidarität der Werdener werde er nie vergessen, sagt Mali Sirin. Den verheerenden Wellen der Ruhr folgten nämlich guttuende vorbehaltsloser Hilfsbereitschaft.
Ein Weltenbummler
In seiner Zeit im bezahlten Fußball hatte Sirin das unstete Leben eines Weltenbummlers zu Genüge kennengelernt: Borussia Dortmund, Køge Boldklub (Dänemark), Preußen Münster, Arminia Bielefeld, Rot Weiß Oberhausen, Eyüpspor, Kasımpaşa Spor Kulübü, Kardemir Demir Çelik Karabükspor, Adana Demirspor (alle Türkei). Das Karriereende kam früh, eine komplizierte Verletzung am Sprunggelenk machte es unmöglich, weiter auf höchstem Niveau zu spielen. Zuletzt war Sirin Standby-Spieler der Dritten Mannschaft des SC Werden-Heidhausen.
Vor acht Jahren küsste er mit seiner kommunikativen Art und viel Herzlichkeit den direkt am RuhrtalRadweg gelegenen Biergarten wach. Hier kann man die Seele baumeln lassen, mit Blick aufs Wasser, die Tretboote, die Schwäne. Ein Verpachten seiner „Werdener Wiesn“ oder gar ein Verkauf kamen für Mali Sirin überhaupt nicht in Frage. Wobei es durchaus ernsthafte Angebote gab, die ihn aber nicht umstimmen konnten: „Den Biergarten gebe ich nicht auf.“ Dabei hätte er allen Grund gehabt, einen Schlussstrich zu ziehen. Da waren die Sorgen der Pandemie-bedingten Schließungen und die mit dem Hochwasser verbundenen finanziellen Verluste von etwa 70.000 Euro.
Ein neues Team
An Wochenenden und zur sommerlichen Hochsaison will der Gastronom vor Ort sein und sich um seine Gäste kümmern. Doch die Strapazen der Pendelei haben ihm aufgezeigt, wo seine Grenzen sind. Also sammelte Mali Sirin in den vergangenen Monaten ein Team um sich, dem er vertraut und das auch die Gäste des Biergartens schnell schätzen werden. Die Betriebsleitung wird übernommen von Stefanie Kleber, die bis 2016 das benachbarte Kinder- und Familiencafé „Krümellounge“ führte. An ihrer Seite werden die Ur-Werdener Jörg Brust und Mark Simanowski stehen, die bisher gerne zu Gast waren und nun die Thekenseite wechseln.
Zum bekannt erfrischenden Getränkesortiment wird es warme Speisen geben. Und zwar nicht mehr in Kooperation mit diversen Foodtrucks, sondern mit einem eigenen Wagen. Der vom Hochwasser mitgerissene Vorgänger ist übrigens nie wieder aufgetaucht aus den Fluten. Geboten werden soll eine kleine Auswahl, Klassiker wie Pommes und Bratwurst, aber auch vegetarische und vegane Alternativen, Ofenkartoffeln, Flammkuchen. Beim Geschirr wird streng auf Nachhaltigkeit geachtet. Denn was hatte sich Mali Sirin in all‘ den Jahren aufgeregt über Berge achtlos weggeworfenen Mülls am Ruhrufer. Das passe doch nicht zu diesem schönen Flecken Erde.
Saisoneröffnung
Gäste können auf der facebook-Seite nachschauen, wann der Biergarten am Ruhrufer geöffnet ist und ob Livemusik, Public Viewings oder Kinderfeste anstehen. Zukünftig möchten sich die Wiesn noch mehr den Familien öffnen, das Angebot für Kinder ausbauen. Ein Spielplatz mit Sandkasten soll entstehen, öfters mal eine Hüpfburg aufgebaut werden. Am Sonntag, 27. März möchten Mali’s Werdener Wiesn mit neuem Team auch ganz offiziell in eine sonnige Freiluftsaison starten. Und Mali Sirin freut sich schon „wie Bolle“ darauf, seine kleinen und großen Gäste begrüßen zu dürfen.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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