Gemeinsam erfolgreich - so muss es unter den Kumpeln im Revier sein
Das Bergmannslied ist komplett

Der Ruhrkohle-Chor während seines Auftritts beim Festakt im Bottroper Kammerkonzertsaal zum Abschied von der Steinkohlenförderung 2018. Foto: Kappi
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  • Der Ruhrkohle-Chor während seines Auftritts beim Festakt im Bottroper Kammerkonzertsaal zum Abschied von der Steinkohlenförderung 2018. Foto: Kappi
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Vor knapp einem Monat machten sich die Lokalkompass-Leser und die Leser verschiedener Papierausgaben der WVW/ORA-Anzeigenblätter auf die Suche nach dem Text eines Bergmannsliedes. Die Ehrengarde Prosper-Haniel aus Bottrop hatte darum gebeten.  (Auf der Suche nach einem Bergmannslied) Und wie es so ist unter den Kumpeln im Revier - gemeinsam war man erfolgreich. Das Lied ist nun komplett.

Der ehemalige Bergmann Ralf Kusmierz, Sänger im Ruhrkohle-Chor und ehrenamtlich in der Ehrengarde Prosper-Haniel engagiert, ist vom Ergebnis beeindruckt: "Aus zahlreichen Zuschriften und Telefonaten, die bei allen Beteiligten viel Freude auslösten, konnte das Bergmannslied rekonstruiert werden."

Am 22. Dezember 2020 erreichte ein Fax aus dem Bayrischen Wald das Bottroper Stadtarchiv. Darin erbat Franz Stockbauer Hilfe bei der Recherche eines Liedes. Das Stadtarchiv kontaktierte am 8. Januar 2021 die Ehrengarde Prosper-Haniel. Ralf Kusmierz hat, beginnend mit diesem Tag, eine neunseitige Dokumentation zur Textrecherche angelegt. Nicht zuletzt dank der tatkäftigen Hilfe aus dem Lokalkompass und verschiedenen Anzeigenblättern in den einstigen Bergbaustädten.  

"Der Aufruf erschien zunächst auf Papier in Bottrop, später auch in Bochum, Wattenscheid, Essen, Castrop-Rauxel, Gladbeck, Duisburg und in Dortmund sogar auf der Titelseite", hat Kusmierz ausgewertet. Elf Leser verwiesen in ihren E-Mails auf das Lied „Wo man Kohle fördert“ in dem Buch „Glück auf! Liederbuch Ruhr“ und auf die Langspielplatte „Gesänge des Ruhrgebiets 1870 – 1980“, beides von Frank Baier. Dieses Lied beschreibt klischéehaft den ruhrgebiets-typischen Alltag, während das gesuchte Lied den Tag/den Lebenslauf eines Bergmanns beschreibt.

"Vier Leser haben den von Franz Stockbauer zugesandten Textergänzen können", sagt Kusmierz: "Eine E-Mail sei stellvertretend für das Interesse aller Einsender erwähnt. Sie enthält einen handgeschriebenen und gescannten Text mit sechs Strophen des Bergmannsliedes. In diesem Zusammenhang wird bekannt, dass das gesuchte Lied nicht nur auf Bottroper, sondern auch auf Gelsenkirchener Zechen bekannt gewesen ist."

Die neun Strophen des Liedes

Aus allen Rückmeldungen konnte das gesuchte Bergmannslied zusammengetragen werden. "Bei marginal unterschiedlichen Varianten sind Textpassagen dem Duktus der Melodie sanft angepasst. Es ist niemandem verwehrt zu denken, dass alle zwar auf einem Bergwerk schaffen, dennoch in den unterschiedlichen Örtern (Betriebspunkte unter Tage) gelegentlich unterschiedliche Textvarianten ´geträllert´wurden", sagt Ralf Kusmierz. 

Aus Textfragmenten, Einsendungen, Telefonaten und Fax können neun Strophen des Liedes "Bergmannsleben" rekonstruiert werden. 
 
Wenn des morgens früh um 5 der Wecker geht, schnell der Bergmann aus dem Bett aufsteht. Zieht sich an und wäscht sich, nimmt die Knifften mit, mit der Kaffeepulle geht es dann zum Pütt.

Ist er dann auf seiner Zeche angelangt, nimmt er seine Marke von dem Markenstand. Geht dann in die Kaue, kleidet sich dort um, und nimmt seine Lampe, geht zum Förderturm.

Tief im Schacht, am rauen dunklen Kohlenstoß, wo er macht die schwarzen Diamanten los.Wo er hackt und schaufelt, schwer mit starker Hand, das ist seine Arbeit für sein Vaterland.

Wenn der Bergmann fährt nach schwerer Schicht hinauf, wünscht der Kumpel seinem Kameraden ein „Glückauf!" Lebewohl mein Lieber, schlaf dich tüchtig aus, und komm morgen wieder, hol dein Soll heraus.

Nach vollbrachter Arbeit geht er dann nach Haus,und er ruht sich dort noch ein wenig aus. Füttert dann die Tauben und die Bergmannskuh, lässt in seinem Garten Unkraut nicht in Ruh.

Nach getanem Hobby er dann geht zur Ruh, schließt zuvor noch Stallung, Fenster, Türen zu. Denkt kurz an die Arbeit, die er hat vollbracht, und wünscht seinen Lieben eine gute Nacht.

Wenn am Sonntag Glockenläuten rüberweht, eilen Bergleut, Fraun und Kinder zum Gebet. Kommt er nach dem Schoppen heiter dann nach Haus, freun sich Frau und Kinder auf den Mittagsschmaus.

Kündet die Sirene auf dem Pütt „Alarm“, packt der Bergmann fest und ohne Zögern an. Will die Kumpel retten, scheut das Dunkel nicht, bis die Kameraden wieder sind am Licht.

Wenn der Bergmann später wirklich scheiden muss, grüß am Grab ihn stille mit „Glückauf!“ zum Schluss.Ziehe hin in Frieden, lass dein Tagwerk ruhn, deines Bergfürst frommer Diener bist du nun.

Das Lied virtuell erstellen

Beim Zusammenstellen der Informationen reift beim Verfasser die Idee, aus drei Strophen des Liedes „Bergmannsleben“ ein virtuelles Musikstück mit vielen Menschen zu erstellen. "Egal, ob mit Blockflöte, Akkordeon, Gesang, oder was auch immer", so Ralf Kusmierz. Noten und Begleitung können hier heruntergeladen werden:"Bergmannsleben"

Die erstellten „Selfie-Videos“ können per wetransfer.com an t-d-i@gmx.de gemailt werden. Hier werden auch alle Fragen zum Ablauf dieses Vorhabens beantwortet.

Der Ruhrkohle-Chor während seines Auftritts beim Festakt im Bottroper Kammerkonzertsaal zum Abschied von der Steinkohlenförderung 2018. Foto: Kappi
Ralf Kusmierz im Bergkittel der Ehrengarde. Foto: Kusmierz
Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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