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Bürgerreporter des Monats September: Klaus-Dieter Gesk

Bürgerreporter Klaus-Dieter Gesk im Gespräch mit Jung und Alt. Sein Hund ist natürlich mit dabei. Foto: Gesk
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  • Bürgerreporter Klaus-Dieter Gesk im Gespräch mit Jung und Alt. Sein Hund ist natürlich mit dabei. Foto: Gesk
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Als das Seniorenbüro Bochum-Nord  2014 eröffnet wurde, war Klaus-Dieter Gesk direkt Feuer und Flamme für das Projekt. Als „alter“ Gerther berichtet er im Lokalkompass von den Aktivitäten und Menschen rund um das Seniorenbüro Bochum-Nord.

Unser Bürgerreporter des Monats September ist dazu auch als Gründungsmitglied im Verein zur Stadtteilentwicklung aktiv. Er führt den Namen: „Gerther Treff – Gemeinsam schöner leben“.

Wie kam es, dass du Bürgerreporter geworden bist?
Früh hatte ich unerwartet die Change vorzeitig in Ruhestand zu gehen und was ich den anderen Kollegen empfohlen hatte, galt auch für mich. Wir machten freiwillig Platz für Jüngere, die nicht so gut abgesichert waren und gekündigt worden wären.
Unser Hund war von den Schwiegereltern gut gemästet, verlor sein Übergewicht aber in wenigen Monaten auf unseren intensiven Wanderungen. Allein machte es aber nicht immer Spaß, so fand ich die DAV Sektion-Bochum, die wöchentlich Wanderungen zwischen 30 und 10 Km rund um Bochum anbot. Dazu auch Hüttenwanderungen in den Alpen und den Mittelgebirgen. Schnell wurde auch ich einer der Wanderführer rund um Bochum. Der Zugriff zur Webseite der Sektion war mir zu umständlich und ich suchte eine einfache Möglichkeit mich und meine Touren den Interessierten mitzuteilen. Da fand ich den Lokalkompass und wurde Bürgerreporter. Etwa ein Jahr ging alles gut, aber da ich gerne vorab auch mir unbekannte Streckenbeschreibungen hinzufügen wollte, und sie aus dem Internet abkupferte, wurden ich als „Klaus-Dieter Gesk“ und meine Beiträge ohne Vorwarnung gelöscht.

Wöchentliche Wanderungen

Aber schon wenige Wochen später sprach mich ein Wanderkollege vom DAV an, dass seine Organisation zusammen mit der Stadt Bochum das Seniorenbüro Bochum-Nord gegründet hat und Unterstützung brauchten. Nach einem kurzem Vorstellungsgespräch und Bedenkzeit auf beiden Seiten übernahm ich die Öffentlichkeitsarbeit. Die Anfänge waren spannend und wieder nutze ich den Lokalkompass unter dem Namen „Klaus Gesk“ mit einer anderen Email-Adresse. Vieles davon kann man heute noch nachlesen.
Gleichzeitig gründete ich mit einem Bekannten eine Senioren-Wandergruppe und da Gerthe zum Wandern zu klein ist, zog ich mit dem Motto „Zeig mir deins, ich zeig dir meins“ durch alle sechs Bochumer Seniorenbüros. Aber besuchte auch Initiativen wie das „Ehrenfelder Miteinander“ oder „Aktiv-Bo-Ost“. Und es klappte, überall fanden sich Interessierte, die uns durch ihre Stadtteile führten. Sogar der Oberbürgermeister startete eine sechstätige SB-Wanderwoche von jedem Seniorenbüro auf dem Bochumer-Rundweg „B“.

Gerther Treff - Die Vereinsgründung

Bis zum Beginn der Corona-Zeit waren unsere 14-tägigen Wanderangebote von anfänglich 3-5 Mitläufern, auch dank Lokalkompass, auf bis zu 55 angewachsen. Es wurde immer schwerer ein Abschluss-Café zu finden. Meine privaten, aber auch SB-Wandertouren zeichne ich mit Komoot auf und reichere diese Touren mit vielen Fotos und Highlights an. Aber zu Corona-Zeiten hatte ich aus den vielen SB-Wandertouren einige Vorschläge für eine Tour alleine oder zu zweit im Lokalkompass veröffentlicht. Diese wurden überraschend gut angenommen.

Bitte stelle dich in fünf Sätzen kurz selbst vor.
Geboren bin ich 1948 in Gerthe in einer Bergarbeitersiedlung und wohne mit einer kurzen Unterbrechung immer noch dort. Mein Vater hatte noch die 48-Stundenwoche und meine Mutter die Familie, den Haushalt und drei Gärten zu versorgen und zu bewirtschaften. Nichts war smart oder fast. Aber am Sonntag war Wandertag, mal eben zur Tante nach Horsthausen am Kanal, zum Pilzesammeln in die Wälder oder nur zur Entspannung. „Links ne Pappel, rechts ne Pappel, inne Mitte nen Pferdeappel“ hieß es dann. Ich war nie besonders sportlich, aber die Wanderleidenschaft habe ich beibehalten.

Eine Wanderwoche auf der Bochumer Hütte (1432 m)

Mein Vater hat auch gerne fotografiert, sogar im Auftrag eines Gerther Fotoladens, um etwas dazuzuverdienen. Zum Glück hat er auch viele Fotos von der Familie und dem Gerther Umfeld und seiner Arbeitswelt gemacht. Ich selbst habe unendlich viele Fotos auf Urlaubsreisen gemacht und leider mein Umfeld vernachlässigt. Nach meinem Realabschluss begann ich 1966 eine kaufmännische Lehre an den Fried. Krupp Hüttenwerke und fing dort nach der Bundeswehrzeit als sogenannter Programmierer an. 1989 wechselte ich zur neuen VSG auf der Henrichshütte nach Hattingen und sah den Chinesen beim Abbau eines der Hochöfen zu. Überall hatte ich Zugang zu allen Werksteilen, kam aber nie auf die Idee diese vielen Motive von Industriestätten und den dort arbeiten Werktätigen festzuhalten.

Realschule besucht

Ich war in einer Arbeitersiedlung aufgewachsen und einer der wenigen Privilegierten aus deren Schicht eine Realschule zu besuchen und machte eine Kaufmännische Lehre. Damals waren alle Mitarbeiter der größeren Betriebe noch gewerkschaftlich organisiert. Ich fühlte mich immer als Arbeiter, obwohl ich nie als solcher gearbeitet habe und wurde IGMetaller, die Mehrheit der Angestellten war in der DAG organisiert. Von 1967 bis zur Einberufung zur Bundeswehr war ich u.a. Jugendgruppenleiter der IGM in Bochum. Neben vielen spannenden Diskussionsabenden, auch mit Studentengruppen, legte ich Samstag im Keller unterm Kolpinghaus Platten auf. Diese Tanzabende waren so beliebt, das wir viele DAGler zur IGMern machen konnten.

Ostfriesen waren fortschrittlich

Musikhören ist immer noch eine meiner Leidenschaften, je schräger, umso besser sagten meine leidenden Eltern. Während meiner Bundeswehrzeit durfte ich bei Meta gegenüber vom Sender Radio Norddeich gelegentlich Platten auflegen. Dieser Tanzschuppen war im Norden genauso bekannt wie der Starclub in Hamburg. Die Ostfriesen waren auch fortschrittlicher. Da wurde schon mit dem Kopf gewackelt, als hier im Revier noch brav gehopst wurde.
Im weiteren Berufsleben bin ich meiner sozialen Komponente und der Gewerkschaft immer verbunden geblieben, ob als Vertrauensmann, Betriebsrat oder als Vorsitzender in einem kleinen EDS-Account. EDS hatte die Software-Häuser von Opel übernommen.
Auf den Gewerkschaftsschulungen war ich oft der einzige Angestellte in der Gruppe und wurde immer als Schreiberling ausgeguckt. So kam ich auch unfreiwillig zum Schreiben, obwohl ich mit einer fünf in Deutsch ein Schuljahr wiederholen musste.

Du berichtest häufig über das Seniorenbüro Bochum-Nord und den Gerther Treff. Woher kommt dein Engagement?
Eine der vielen Gruppen, die sich über das Seniorenbüro fanden und bildeten, war ein kleiner Kreis um Marion Kensy, damals noch Mitglied von „InGe“, eine Vereinigung von Geschäftsleuten und Handwerkern aus Gerthe. Dieser organisierte schon damals einige Veranstaltungen und Marion hatte sich einen Namen gemacht, durch ihre Aktionen zur Verschönerung der Gerther Fußgängerzone. Diese wurden durchgeführt gegen den Willen der Stadtverwaltung. Das erinnerte mich sofort an unsere Arbeitskämpfe in der Stahlindustrie und als „InGe“ starb und der Gerther Treff gegründet wurde, war ich sofort mit dabei. Und wieder nutzte ich den Lokalkompass.

Stadtteilspaziergang SB-BO-Nord - Auf Zeitreise mit Waltraud zur Nikolausstraße

Erzähle uns mehr über den Gerther Treff. Was steckt dort für ein Konzept dahinter?
Der Gerther Treff kümmert sich nicht nur um die Gestaltung der Fußgängerzone und des Marktgartens, sondern ist mittlerweile auch rund um die Marktbude ein Mittelpunkt des Miteinanders für viele Gerther und ganz Bochum-Nord geworden. Mehr dazu kann man in meinen vielen Beiträgen nachlesen. Als der Gerther Treff seine Zeitreise Gerthe plante, war ich sofort dabei und innerhalb sechs Wochen hatte ich mithilfe von Fotospenden aus der gesamten Bürgerschaft und vielen Fotos meines Vaters etwa 25 Bildergeschichten geschrieben, das heißt, viele Bilder, weniger Text. Meine Frau Evelyn und viele Helfer schufen gleichzeitig die Inhalte für viele Stellwände, die in unseren Garagen aufgebaut und bestückt wurden. Das klappte alles nur mit Unterstützung der Gerther Schulen, des Kulturrats, des Kohlengräberlands und einzelner Akteure. 

Stadtputz Bochum - Team Sonja Hasenkamp Quartiersmanagerin Gerthe

Der Historiker Ludwig Schönefeld hielt in der Aula mehrmals am Tag seinen Vortrag über die Entwicklung des Nahverkehrs in und rund um Gerthe. Die Ausstellung in der Aula war ein riesiger Erfolg. War danach noch in Kurzfassung im Kulturrat und Stadtarchiv zu sehen und wandert bald in die Gerther Stadtbücherei. Aus der Zeitreise heraus habe ich den Gesprächskreis „Geschichten und Geschichte aus Bochum-Nord“ gegründet. Dort entwickeln sich weitere Ideen und Kindheitserinnerungen werden wieder lebendig. Für das Seniorenbüro Bo-Nord biete ich zurzeit Stadtteilspaziergänge wöchentlich an. In Verbindung mit Teilnehmern des Gesprächskreises ergeben sich daraus gelegentlich weitere Zeitreisen, Nachzulesen natürlich im Lokalkompass. Leider finde ich selten einen Mit- oder Vor-Schreiber. Besserung ist vielleicht in Aussicht, mal sehen wohin die Reise hingeht.

Bei deinem Engagement für den Stadtteil und die Seniorenarbeit: Wie bekommst du deine Interessen und Hobbys alle unter einen Hut?
Langeweile habe ich nicht, neben der Familie mit sechs Enkelkindern, pflege ich einen Garten und ein großes Aquarium, bin viermal am Tag mit dem Hund unterwegs, meistens mit dem Fahrrad. Freue mich, wenn jemand mit neuen Fotos, Geschichten oder Ideen bei mir auftaucht. Bitte werft die Fotos eurer Großeltern und Eltern nicht achtlos weg. In jedem Stadtteil gibt es bestimmt Lokalreporter, die darin Schätze finden.

Wo trifft man dich oft? Welcher ist dein Lieblingsort?
Bochum ist meine Heimatstadt, aber Gerthe war fast immer mein Lebensmittelpunkt. Nur meine Sturm und Drangzeit habe ich hauptsächlich in Bochum-Mitte verbracht, dorther kamen die meisten meiner Mitschüler und Lehrlingskollegen. Das ehemalige Gerther Nachtleben hole ich jetzt im Gesprächskreis nach.

Stadtteilspaziergänge jetzt auch in Gerthe - Paten gesucht!

Was war bisher dein größter Erfolg als Bürgerreporter? Welche deiner Beiträge und Fotos findest du selbst am besten gelungen?
Den Lokalkompass lese ich fast täglich, beginne immer im überregionalen Teil. Dort finde ich immer lesenswerte  Artikel und Fotobeiträge. Schön wäre eine neue Rubrik „Historisches“ oder so ähnlich. Warum? Weil ich nur für einen kleinen lokalen Ansprechbereich interessant bin, haben meine Beiträge nicht viele Leser. Interessant ist aber, dass viele meiner Beiträge mit historischen Daten und Fakten auch nach vielen Jahren noch bis zu 50 Mal innerhalb eines Monats gelesen werden und dadurch sehr nachhaltig sind. Das sind wohl meine besten Beiträge, die Termine haben ja auch ein natürliches Verfalldatum.

Natürliches Verfallsdatum

Viele tagesaktuelle Beiträge werden sehr oft gelesen, aber verfallen danach sofort zu Staub. Ich selbst lese gerne die historischen Beiträge anderer Bürgerreporter und sammele daher die Links in einem eigenen Archiv. Im Lokalkompass selbst, wäre das einfacher und für alle zugreifbar.
Liebe Lokalreporterinnen und -reporter, schön dass es euch gibt. Es gibt vieles zu berichten und zu sehen in eurem Umfeld. Die Lokalredaktionen der Tageszeitungen haben nicht genug Platz um alles und ausführlich zu berichten. Dafür sind wir dann da. Ist doch viel los in unserem Revier. Und manchmal und überraschend wird auch ein kleiner Lokalreporter zum Bürgerreporter des Monats erwählt. Liebe Leserinnen und Leser. Habt Mut und meldet euch an. Mitmachen ist ganz einfach, und wenn es auch nicht sofort zu einem Beitrag kommt, könnt ihr mir wenigsten danach ein Herzchen spendieren.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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