Lokalkompass-Community
Bürgerreporter des Monats Juni: Tobias Szczepanski
Bürgerreporter wurde er ein wenig aus der Not heraus, so beschreibt Tobias Szczepanski seine ersten Schritte im Lokalkompass. Seit 2015 bereichert der gebürtige Schmachtendorfer die Community und ist mit Leib und Seele dem Oberhausener Ortsteil verbunden. Der 32jährige Fachwirt ist unser Bürgerreporter des Monats Juni.
Bitte stelle dich in fünf Sätzen kurz selbst vor.
Ein Mann von 32 Jahren, geboren und aufgewachsen in Oberhausen-Schmachtendorf, der nie von dort wegwollte, mit dem Ehrgeiz, aus Vergangenem zu lernen, Gutes zu erhalten und Dinge besser zu machen. Einer, der Wissen nicht nur erwerben, sondern weitergeben möchte. Einer, der gerne mit Menschen arbeitet, diskutiert und entwickelt, wohl wissend, dass es uns aufgetragen ist, am Werke zu arbeiten, aber es uns nicht gegeben ist, es zu vollenden. Der aber trotzdem weitermacht, nicht, weil er muss, sondern weil er es will. Oder in aller Kürze: Tobias Szczepanski, Fachwirt, 32 Jahre, evangelischer Religion, geboren, wohnhaft und verankert im schönsten Stadtteil Oberhausens!
Wie kam es, dass du Bürgerreporter geworden bist?
Man könnte sagen, dass ich ein wenig aus der Not heraus Bürgerreporter geworden bin. Unsere Kirche in Schmachtendorf sollte abgerissen werden und wir brauchten schnell eine breite Aufmerksamkeit, um das Gebäude für den Ortsteil bewahren zu können. Entsprechend handelte auch mein erster Artikel davon. Danach bin ich dabeigeblieben und habe immer mal Artikel verfasst, sei es über Bürgerversammlungen, Veranstaltungen, Umweltthemen und neue, kreative Konzepte.
Du bist seit dem 1. Mai 2015 im Lokalkompass aktiv. Wie erlebst du die Lokalkompass-Gemeinschaft?
Die Gemeinschaft der Bürgerreporterinnen und Bürgerreporter wird wichtiger, je mehr die Lokalredaktionen verkleinert werden. Gerade der LK bietet die Möglichkeit, regionale Themen ohne viel Aufwand breit publizieren zu können. Engagierte Bürgerinnen und Bürger, von denen es gern mehr geben dürfte.
Was war dein bisher schönster Erfolg als Bürgerreporter?
Die Kirche an der Kempkenstraße, von der mein erster Artikel handelte, ist seit 2016 als Baudenkmal eingetragen und darf weiter das Wahrzeichen unseres Ortes sein. Mehr noch: Als Kulturstätte erhält sie ein zweites Leben, vor wenigen Tagen ging dort eine Kunstausstellung zu Ende, weitere sind schon in Vorbereitung. Der Verein Kirche Schmachtendorf e.V. leistet hier kontinuierliche Arbeit, um sich für den Erhalt einzusetzen. Ich darf mich dort als Vorstandsmitglied mit einbringen. Ebenfalls schön war die breite Resonanz auf meinen Artikel zum Klimaausblick auf Oberhausen und angrenzende Landkreise des Climate Service Center Germany, die zu einer Diskussion über diese Themen, vor allem in den sozialen Medien, geführt hat.
Du berichtest vor allem über Oberhausener Themen, vor allem aus Schmachtendorf. Was macht deine Heimatstadt für dich besonders?
Ich bin halt einer, der hier geboren und geblieben ist. Wegzugehen aus Schmachtendorf kam für mich nie infrage. Aber im Ernst: Oberhausen ist besser als sein Ruf und besteht nicht nur aus dem Centro und zwei staulastigen Autobahnkreuzen in den Verkehrsmeldungen. Gerade Schmachtendorf ist ein lebens- und liebenswerter Stadtteil, ein Dorf in der Stadt, hier funktioniert der gesellschaftliche Zusammenhalt, man kann sagen, hier ist die Welt noch in Ordnung. Auch mit dem Versuch eines möglichst neutralen Blicks, den ich natürlich aufgrund lokalpatriotischer Befangenheit nicht bieten kann, würde ich Leute herzlich in unseren Ortsteil einladen. Dank hohem bürgerschaftlichen Engagement gibt es hier saisonale Feste, Feierabendmärkte und seit diesem Jahr auch ein Freiluft-Kneipenquiz, an dessen Entstehung ich nicht ganz unschuldig bin.
Lokalnachrichten habe es dir angetan, egal ob Sport, Geschichte, Kultur oder Lokalpolitik oder was sonst noch los ist. Wie kommst du zu deinen Themen.
Die Themen kommen häufig zu mir bzw. liegen auf der Straße. Durch meine Ehrenämter bin ich viel mit den Menschen in Schmachtendorf im Gespräch, höre was gut läuft, was die Menschen bewegt und wo der Schuh drückt. Besonders freut es mich, wenn Menschen selbst aktiv werden. Gerade auch frische, unkonventionelle Ideen sind es oft wert, gefördert zu werden. Was meiner Meinung nach wenig weiterhilft, sind Berichte über herumliegenden Verpackungsmüll und seine Verursacher. Natürlich ärgern mich diese Dreckecken auch, aber statt zum Stift greife ich hier persönlich lieber selbst zu Besen und Mülltüte, auch wenn es eigentlich nicht meine Aufgabe wäre. Aber die Stadt kann bei ihrer Personal- und Haushaltslage nicht überall sein. Die beste Plastikverpackung wäre außerdem die, die gar nicht erst produziert würde, aber das wäre ein ganz anderes Thema.
Themen liegen auf der Straße
Du setzt dich auch sehr für das Klima und die Umwelt ein. Bist du politisch aktiv?
Parteipolitisch bin ich seit mehreren Jahren nicht mehr aktiv, gehöre auch keiner Partei mehr an, aber natürlich bin ich nach wie vor ein politischer Mensch. Das muss auch so sein in einer Zeit, wo die politischen Ränder mit lauten Meinungen Bauernfängerei betrieben und dabei einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen versprechen. Wir müssen uns – gerade auch im Kleinen – darüber im Klaren sein, dass sich unsere Handlungen und Entscheidungen auswirken werden und wir hier unsere Verantwortung kommenden Generationen gegenüber nicht wegschieben dürfen. Deshalb gehöre ich unter anderem auch als Bürgervertreter dem städtischen Lenkungsgremium der Lokalen Agenda an, wo wir aktuell an einer Kampagne arbeiten, die in der Bevölkerung mehr Bewusstsein für die Vorteile von Dach-, Fassaden- und Vorgartenbegrünung schaffen soll, ganz im Sinne der Globalen Nachhaltigkeitsziele und der revidierten Landesbauordnung.
Du scheinst mit der Geschichte Schmachtendorfs eng verbunden zu sein? Was fasziniert dich daran. Erzähl uns von deinen weiteren Hobbys.
Mit der Geschichte Schmachtendorfs bin ich ehrenamtlich, aber auch qua Abstammung eng verbunden. Das Land auf dem heute unsere Kirche steht, war seit 971 im Besitz meiner Vorfahren. Der Name „Kempkensiedlung“ und „Kempkenstraße“ erinnern noch daran. Als Vorsitzender des Schmachtendorfer Heimatvereins bin ich natürlich auch „von Amts wegen“ der Geschichte verpflichtet – und dies mit großer Leidenschaft! Geschichte ist die Quelle und sie mahnt uns, aus ihr zu lernen und Fehler nicht zu wiederholen. Geschichtliches Wissen wird übrigens erst dann richtig schön, wenn man es auch teilen und vermitteln kann, was unser Verein klassisch in Vorträgen und Publikationen, aber auch auf unkonventionellen Wegen tut. Seit dem letzten Jahr gibt es eine „Schmachtendorfer Heimattasse“ mit komprimiertem Wissen, seit diesem Jahr gibt es Bierdeckel mit heimatkundlichen Inhalten, die auf den Veranstaltungen im Dorf zum Einsatz kommen.
Schmachtendorfer Heimattasse
Neben den schon genannten Ehrenämtern bin ich auch noch als Bezirksverbandsvorsitzender und Bildungsreferent der Evangelischen Arbeiter- und Bürgerbewegung Oberhausen, sowie für den Erhalt des Sterkrader Waldes, in dessen Bestand für den Ausbau des Autobahnkreuzes Oberhausen eingegriffen werden soll, aktiv. Viel Zeit für andere Hobbys bleibt da natürlich nicht viel. Die freie Zeit gehört dem Aufenthalt in der Natur, der Fotografie, der Kunst oder einem guten Buch. Die meisten davon werden nicht nur gelesen, sondern regelrecht „bearbeitet“. Zur literarischen Erbauung liegt die Lyrik Goethes, Schillers oder Stefan Georges immer in Griffweite. Alte Meister mit sprachlichem Talent, das in dieser Form leider unserer heutigen Zeit fehlt.
Was würdest du am Lokalkompass verändern?
Gerade die gedruckte Ausgabe lässt in letzter Zeit das vermissen, was online den Wesenskern ausmacht – die lokalen Themen. Diese dürfen gerne – gedruckt wie digitaler – noch diversere Blickwinkel abbilden, was natürlich mehr Engagement in diese Richtung voraussetzt. Vielleicht kann es Kooperationen mit Schulen geben. Ein weiteres Feld, das ich mir – nicht nur – für den Lokalkompass wünsche, ist das in niederländischen Zeitungen verbreitetere „Opinie & debat“, also Meinung und Debatte. Über viele Themen lässt sich auf hohem Niveau kontrovers diskutieren und debattieren, auch in schriftlicher Form. Das trägt zur demokratischen Meinungsbildung bei. Voraussetzung dabei müssen natürlich Fakten und keine Behauptungen sein, mit bewussten Fehlinformationen werden wir im postfaktischen Zeitalter schon genug versorgt.
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