Visitation in der Pfarrei St. Ludgerus
Bischof lässt Vorwürfe prüfen
Die Propsteipfarrei St. Ludgerus liegt im Essener Süden und umfasst Gemeinden in Bredeney, Fischlaken, Haarzopf, Heidhausen und Werden. Nach Beschwerden über die Amtsführung von Propst Jürgen Schmidt hat Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck nun in einem Dekret eine außerordentliche Visitation angeordnet.
Erboste Gemeindemitglieder, früher in verschiedenen Gemeindegremien aktiv, verfassten einen offenen Brief: „Unsere Geduld ist erschöpft.“ Von versuchter Manipulation und „amtsmissbräuchlichen Handlungen“ ist dort die Rede. Auch wird die Umsetzung des Pfarreientwicklungsprozesses kritisiert. Arno Schmitt ist einer der Beschwerdeführer. Massiv seien die Vorwürfe gegen Propst Schmidt. Man erwarte die Bereitschaft des Bischofs zu einem offenen Gespräch: „Bei dem alles auf den Tisch kommt und nichts mehr in Verschwiegenheit oder Geheimhaltung verschlossen bleibt.“
Bischof Overbeck benannte für die Visitation neben Weihbischof Ludger Schepers auch Hans Herbert Hölsbeck und Dr. Anna Meiers. Sie ist Referentin für Kirchenrecht und Diözesan-Richterin in Münster. Hölsbeck ist Kanzler der Kurie und Leiter der Abteilung Kirchenrecht im Bischöflichen Generalvikariat. Die Visitatoren sind mit allen nötigen Rechten ausgestattet. Sie haben uneingeschränkten Zugang zu allen Akten, der Propst und die Gemeindegremien sind zur Auskunft verpflichtet.
Rechtsverstöße?
Eine kirchliche Visitation ist aber beileibe kein Tribunal, sondern vielmehr eine Art Standortbestimmung. Der Bischof will sich ein umfassendes Bild machen und signalisiert damit, dass ihm die Situation in St. Ludgerus wichtig ist. Die Visitatoren soll die Frage klären: „Liegen hinsichtlich der Umsetzung des Pfarreientwicklungsprozesses Rechtsverstöße vor?“
Arno Schmitt bleibt hart: „Unsere Vorwürfe sind konkret. Wir haben sie belegt. Aber wir bekommen keine Antworten.“ Man gehe davon aus, dass der Propst dem Bischof nicht alles zugänglich gemacht habe an Eingaben und Beschwerden. Schmidt habe auf der Homepage, in Protokollen und den Medien „nachweislich widersprüchliche, falsche und beschönigende Aussagen“ getätigt. Dem Pfarrer nicht genehme Aktivitäten und Initiativen seien blockiert und erschwert worden. Das bremse ehrenamtliches Engagement aus.
Propst Jürgen Schmidt möchte sich zur Sache derzeit nicht erneut äußern. Er befürworte die Entscheidung des Bischofs ausdrücklich und wolle „nach vielen Gesprächen und Versuchen der Verständigung in den vergangenen Jahren“ nun erst einmal das Ergebnis der Visitation abwarten. Für ihn sei die Visitation „eine große Chance für die weitere Entwicklung der Pfarrei und ein hilfreicher Beitrag zur Klärung von Sachfragen im laufenden Prozess“.
Veränderungsprozesse
Dem Propst springen maßgebliche Gemeindemitglieder zur Seite. Sowohl Dr. Norbert Verweyen, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, als auch Michael Bremenkamp, Stellvertreter des Propstes im Vorsitz des Kirchenvorstandes, betonen: „Größere Veränderungsprozesse wie zurzeit gehen immer auch mit Kontroversen einher.“ Anregungen und konstruktive Kritik seien durchaus zu begrüßen: „Doch destruktive, über viele Jahre kontinuierlich wiederholte Anschuldigungen und mehrfach widerlegte Behauptungen Einzelner helfen uns bei den notwendigen Veränderungsprozessen nicht.“
Eine entsprechende schriftliche Stellungnahme wurde auch von Mechthild Keienburg und Christian Kromberg als Vertreter der Steuerungs- und Projektgruppen mitunterzeichnet: „Wir begrüßen sehr, dass unser Bischof Dr. Overbeck eine abschließende Untersuchung wiederholt vorgetragener Vorwürfe nun auf den Weg bringt.“
Das versieht Arno Schmitt jedoch mit einem Fragezeichen: „Wir begrüßen die Visitation, und dass der Bischof überhaupt die Initiative ergreift. Wir warten das jetzt ab. Doch der im Dekret formulierte Prüfungsauftrag ist sehr eng gefasst. Da fehlen uns wichtige Aspekte.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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