Post aus Süddeutschland mit ungewöhnlicher Bitte
Auf der Suche nach einem Bergmannslied
Das Bottroper Stadtarchiv - die Stadt in der der Steinkohlenbergbau Deutschlands 2018 beendet wurde - erhielt jetzt Post aus Süddeutschland mit einer ungewöhnlichen Bitte. Dabei dreht es sich um bergbauliche Tradition in musikalischer Form.
"Ich bin Franz Stockbauer aus Büchlberg", war da zu lesen. "Ich hatte einen Bruder, Konrad, geboren 1934. Dieser hat in den 1950er Jahren auf einer Zeche in Bottrop den Bergmannsberuf erlernt. Dieser Bruder sang, wenn er auf Urlaub kam, gern ein Bergmannslied, worin der Tagesablauf eines Bergmannes nach der Melodie ,Wo die Nordseewellen trecken an den Strand' besungen war. Ich kannte den Text nur vom hören und kenne nur noch einige Textfetzen."
Franz Stockbauer erhoffte sich, dass dieses Lied im Bottroper Stadtarchiv bekannt sei, aber Fehlanzeige. "Wir konnte da leider auch nicht helfen", sagt die Leiterin Heike Biskup. "Deshalb habe ich die Anfrage an die Ehrengarde Prosper-Haniel weitergeleitet. Wenn jemand das Lied kennt, dann sie."
Das Ruhrrevier ist gefragt
Doch auch dort gab es nur ratlose Gesichter. "Obwohl wir bereits auf einen ansehnlichen Fundus zurückgreifen können, stoßen wir gelegentlich an unsere Grenzen", sagt Ralf Kusmierz. Der ehemalige Bergmann singt im Ruhrkohle-Chor singe und engagiert sich ehrenamtlich in der Ehrengarde Prosper-Haniel.
Er bittet nun die Leser im gesamten früheren Ruhrrevier um ihre Hilfe. Wer kann das Lied genau identifizieren? Über sachdienliche Rückmeldungen per E-Mail freut sich die Ehrengarde Prosper-Haniel unter t-d-i@gmx.de.
Fragmente des Liedtextes
Wenn der Wecker um Fünfe geht, schnell der Bergmann aus seinem Bett aufsteht. Zieht sich an und wäscht sich, nimmt die Knifften mit und geht dann gemütlich hin zu seinem Pütt.
Ist er dann auf seiner Zeche angelangt, nimmt es seine Marke von dem Markenstand. Geht dann in die Kaue, kleidet sich dort um und nimmt seine Lampe, geht zum Förderturm.
Tief im Streb am … Kohlenstoß, wo er macht die schwarzen Diamanten los. Wo er hackt und schaufelt, schwer mit harter Hand, das ist seine Arbeit, für sein Vaterland.
Wenn sie fahren nach der schweren Schicht herauf, wünscht der Kumpel seinem Kamerad’ Glückauf. Lebe wohl, mein Lieber, schlaf dich tüchtig aus und komm morgen wieder, hol dein Geld heraus.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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