Zum Albertus-Magnus-Tag der katholischen Akademiker 2019
Rettet die Schöpfung!
Die katholische Soziallehre auf die Füße gestellt
Zum Albertus-Magnus-Tag der katholischen Akademiker 2019
Lange Jahre beherrschten das Naturrecht und ein aus Prinzipien abgeleitetes Denken die „katholische Soziallehre“. Diese Art „Gütesiegel“ – so führte der emeritierte Sozialethiker Professor Friedhelm Hengsbach auf dem Albertus Magnus-Tag; dem Jahresfest der katholischen Akademiker im Hotel Franz aus – wurde in den Texten des 2. Vatikanischen Konzils gelöscht. An ihre Stelle trat der Dreischritt „Sehen – Urteilen - Handeln“, eine nüchterne Zeitdiagnose und deren Deutung im Licht des Evangeliums, die zur Korrespondenz zwischen biblischer Erinnerung und aktuellen Herausforderungen führt und schließlich, vernunftethisch reflektiert, in konkrete Handlungsentwürfe übersetzt wird. Damit war die katholische Soziallehe „auf die Füße gestellt“.
Hengsbach erläterte das neue Vorgehen an drei Problemfeldern: dem Nord-Süd-Konflikt, dem Umweltkonflikt und dem Klassenkonflikt. Der Nord-Süd-Konflikt zeigt sich heute vor allem im Verhältnis von reichen Industrieländern und armen unterentwickelten Ländern. Dabei ist es zusätzlich zur Ausbildung von Blöcken gekommen, die durch Wettrüsten und Stellvertreterkriege um die Vorherrschaft in der Welt ringen. Russland bemüht sich nach dem Zusammenbuch der Sowjetherrschaft um neuen Einfluss.
Mit Ernst Ulrich von Weizsäcker sieht Hengsbach die Umweltfrage als die soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Sie hat sich durch die verschiedenen Protestbewegungen, durch die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus und nicht zuletzt durch die römische Amazonas-Synode in das Bewusstsein vieler Menschen eingeprägt. Eine starke Illustration zu dieem Thema stellten die acht Fisch-Bilder von Maria-Luise Born dar, die, aus Plastikmaterial geschaffen, im Foyer des Hotels zu sehen waren.
Das dritte Konfliktfeld, das als Klassenkonflikt vorgestellt wurde, hat mit dem Verhältnis von Kapital bzw. Geldbesitz und menschlicher Arbeitsleistung zu tun. Es hätte sich vermutlich schneller erschlossen, wenn das Stichwort „Grundrente“ und das lange Ringen um ihre Einführung erläutert worden wäre. Das „Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen“, das Papst Franziskus schon früh ausgesprochen hat, ist einleuchtend:
Mit den drei Konfliktfeldern hat Hengsbach eindrücklich die Probleme genannt, mit denen sich Kirche in den heutigen Gesellschaftsdiskurs wie er zwischen Staat, Politik, Wirtschaft, Finanzwelt und gesellschaftsprägenden Institutionen geführt wird, einbringen kann.
Die Veranstaltung wurde sehr aufgelockert durch das gelungene Liedprogramm, das der Mädchenchor St. Margareta aus Düsseldorf-Gerresheim sowohl während des Festgottesdienstes mit Pfr. Rücker als auch bei der Festversammlung vortrug. Dankenswerterweise hatte Dr. Krengel den Chor eingeladen und finanziert. Der für die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Verbände Dr. Ulrich Rehlinghaus überreichte allen Akteuren zur Erinnerung eine Gedenkmünze des Stiftes Werden; alle Chormitglieder erhielten die Broschüre zur Ausstellung.
Pfr. Rücker schloss seine Predigt mit der Erinnerung an ein Kind, das in einer Kirche Heiligenfenster im strahlenden Licht erlebte. Als die Lehrerin in der Schule die Kinder fragte: „Was ist ein Heiliger?“, antwortete das Kind: „Das sind Menschen, durch die das Licht strahlt.“
Beachte:
Die Broschüre zur Ausstellung „Die leidende Schöpfung““ kann an der Rezeption des Hotel Frnz, in der Altstadtbuchhandlung Essen und bei der Autorin Maria-Luise Born erworben werden.
Autor:Marc Hubbert aus Essen-Ruhr |
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