Karten für Özcan Coşar in der Grugahalle gewinnen
Wir Deutschen schaffen das schon!

Özcan Coşar ist mindestens so schwäbisch wie Cem Özdemir. Mit seinem Programm "Jackpot" kommt er am 22. September in die Grugahalle.  | Foto: Boris Breuer
  • Özcan Coşar ist mindestens so schwäbisch wie Cem Özdemir. Mit seinem Programm "Jackpot" kommt er am 22. September in die Grugahalle.
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In seinem neuen Programm "Jackpot" geht der Comedypreisträger Özcan Coşar auf die Suche nach dem großen Glück. In einer Welt, in der immer alles höher, schneller und geiler werden muss schaut er tief in die Karten, die das Schicksal uns ausgeteilt hat und findet mit seinem unvergleichlichen Humor wie immer die eine Fähigkeit, die den Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet, das Lachen. Am 22. September kommt er in die Grugahalle. Wir sprachen mit dem ausgewählt höflichen Komiker über Comedy vs Kabarett, Rassismus und Teufelsaustreibung.

Die Grugahalle war ja Schauplatz einer parteitagsähnlichen Veranstaltung. Wie geht es Ihnen damit?
Ich bin der AfD fast dankbar, denn vor der Halle hingen meine Plakate und ich war in sämtlichen Nachrichtensendungen zu sehen. Super Werbung!

So kann's gehen. Trauen Sie sich zu, die Halle spirituell zu reinigen?
Ja, ich habe Erfahrungen mit Exorzismen. Bei meiner Einbürgerung wurden mir die türkischen Geister ausgetrieben. Die Grugahalle kann das ab. Ich war schon mal da und habe sehr positive Erinnerungen.

Sie sind ein ganz schöner Tiefstapler.
Wenn Sie meinen.

Ja. Für einen Kabarettisten fehle es Ihnen an Lebenserfahrung und Bildung, behaupten Sie. Dabei sagen Sie unfassbar kluge Sätze wie „Humor ist Tragödie in Spiegelschrift.“
Ja wenn ich Volker Pispers sehe oder Georg Schramm...

Die sind längst im Ruhestand. Da tut sich doch eine Lücke auf.
Man vergleicht sich ja immer und ich käme mir vor, als müsste ich im Sprint gegen Usain Bolt antreten.

Ein Radiobeitrag über Ihr aktuelles Programm trägt den Titel "Integrationskraft des Lachens". Offensichtlich müssen Journalisten den Begriff überall unterbringen, wo es um Leute geht, die mal eine andere Staatsbürgerschaft hatten.
Bis Sarrazin kannte ich das Wort überhaupt nicht. Es wird von Menschen benutzt, die eigentlich Assimilation meinen, also die Verleugnung von Herkunft, dem gesamten bisherigen Leben.

Die Anforderungen werden immer weiter hochgeschraubt, Integration ist nie abgeschlossen.
Als meine Mutter wegen eines Krebsleidens ins Krankenhaus musste, habe ich sie begleitet, quasi als Dolmetscher. Das muss man sich mal vorstellen, sie lag da und ich musste mich von Schwestern und einem Arzt fragen lassen, warum sie so schlecht deutsch spricht. Ist das wirklich das größte Problem, das wir jetzt haben? Meine Mutter hat Krebs! Meine Eltern sind einfache Menschen, die immer hart gearbeitet haben.

Das war sicher kränkend.
Ja, denn ich habe in meinem Elternhaus keine schlechten Werte beigebracht bekommen. ganz im Gegenteil. Und ich habe beide Sphären, die türkische und die deutsche, in mich aufgenommen. Für meine Schwestern gilt dasselbe. Wir haben doch alles richtig gemacht. Da bin ich ganz unbescheiden und sage: Das ist eine Erfolgsgeschichte. Und die gibt es zigtausend Mal.

Sie beschreiben, wie ich finde sehr treffend und mit riesigem parodistischem Talent, dass es Einwanderer erster, zweiter und dritter Klasse gibt.
Wenn der italienische Kellner an den Tisch tritt und "Ciao Bella!" sagt, dann wird die schwäbische Hausfrau ganz kribbelig. Beim Türken schimpft sie, dass er nicht deutsch spricht.

Im Ruhrgebiet kann man diese Entwicklung gut nachvollziehen. Erst kamen die Kaminskis und Szybulskis, dann Italiener, Griechen und Türken, jetzt hängen die Araber ganz unten.
Wenn was Neues kommt, kriegen die Alten ein Upgrade. Menschen neigen offenbar dazu, zwischen sich und den anderen zu unterscheiden. Gemeinschaften brauchen das vermeintlich Fremde. Das ist super, wenn man so über sich selbst reflektiert. Mist ist es, wenn sich Stereotypen verfestigen.

Was kann man dagegen tun?
Wir müssen uns auf die Vernünftigen konzentrieren. Es gibt in Deutschland unzählige tolle Menschen, denen ein friedlicher Umgang wichtig ist.

Also nicht mit Rechten reden?
Im Gegenteil. Wir müssen immer wieder das Gespräch suchen. Ich bin mit und trotz Rassismus aufgewachsen. Daraus habe ich gelernt, dass Humor Tragödie in Spiegelschrift ist. Wir kriegen den Geist nicht mehr in die Wunderlampe zurück, aber wenn ich nach rechts gucke, stehen da zehn, und auf der anderen Seite tausend Menschen.

Klingt nach viel Arbeit.
Ja, aber wir Deutschen schaffen das schon.


Der Künstler

Özcan Coşar, geboren und aufgewachsen in Stuttgart, war Breakdancer, laut IHK-Urkunde Zahnarzthelferin, Tanzlehrer und Kleindarsteller bevor er 2008 zum ersten Mal auf einer Comedybühne stand. Seitdem spielte er sechs Programme, die seine Fan-Gemeinde von Jahr zu Jahr weiter anschwellen ließ. Mit "Jackpot" kommt er am 22. September in die Essener Grugahalle. Weitere Auftritte führen ihn nach Duisburg, Theater am Marientor (9. November), Bochum, Ruhr-Congress (13. Dezember), und Hagen, Stadthalle (14. Dezember). Coşar ist seit 2009 deutscher Staatsbürger, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Karten zu gewinnen!
Autor:

Henrik Stan aus Essen-Nord

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