Köln: Frivol, romantisch mit Herzschmerz
Willkommen im Moulin Rouge!
Wahrheit, Schönheit, Freiheit und Liebe: Das sündige Varieté "Moulin Rouge" im Pariser Stadtviertel Montmartre bittet seine Gäste bereits seit November des vergangenen Jahres, im Musical Dome Köln Platz zu nehmen. Musical-Liebhaber tauchen an diesem Abend ein in eine strahlende Kulisse, die Nachtclub, Tanzsaal und Theater in einem ist. Frivol und romantisch: Lassen Sie sich verführen und genießen die Show!
Von Andrea Becker
In bequemen Sesseln "gebettet", wird dem Zuschauer vor Showbeginn viel Augenschmaus geboten: Neben der aufwändigen rot-plüschigen Kulisse, fällt der Blick direkt auf die Tänzerinnen und Tänzer, die, in Coursagen und Strapse gekleidet, beidseitig in goldenen Käfigen das Publikum animieren. Zeitgleich schlendern elegant gekleidete Herren auf der Bühne auf und ab. Die Gäste in der ersten Reihe, die Champagner- oder weinschlürfend das Spektakel hautnah erleben, sind in ihrem "Séparée" mitten in die Szenerie eingebunden, da die Bühne bis in die Zuschauerreihen reicht.
Kleine Nischen zur Linken und Rechten, teils als Bar ausgestattet, runden das Gesamtbild eines noblen Etablissements gekonnt ab. Der große, türkisfarbene Elefant in der oberen Etage wirft zunächst Fragen auf, die sich im Laufe des Abends jedoch klären werden.
Disco-Funk-Song und Cancan
Pünktlich um 20 Uhr hebt sich der mondäne Schriftzug "Moulin Rouge" gen Himmel und das Musical kann beginnen. Gleich mehrere Tänzerinnen heizen dem Publikum in erotischen Outfits passend zum Disco-Funk-Song von Lady Marmalade mit " Voulez-vous coucher avec moi ce soir?" richtig ein. Willkommen im Moulin Rouge! Natürlich darf auch der legendäre Cancan, der bis heute zu den Attraktionen des Pariser Varietés gehört, nicht fehlen. Der schnelle französischer Tanz im 2/4-Takt, der um das Jahr 1830 in Paris entstand, wird in originellen Kostümen dargeboten, es wird geklatscht und mit gewippt. Die Stimmung ist gut, man darf gespannt sein, was kommt. Und dann, perfekt inszeniert, schwebt die glitzernde Hauptdarstellerin von oben per Schaukel auf die Bühne: Santine, der Star des "Moulin Rouge", die der Männerwelt den Kopf verdreht. "Über den Wolken ...", das Drama kann beginnen.
Liebe, Leidenschaft, Existenzangst und Herzschmerz
In den folgenden zwei Stunden wird der Zuschauer auf eine emotionale Reise geschickt: Liebe, Leidenschaft, Existenzangst und Herzschmerz sind der Garant für eine französische Geschichte in Anlehnung an die Oper "La Traviata" und zeigt zugleich das schillernde Treiben der Pariser Bohéme.
Zum Inhalt: Paris im Jahr 1899: Der mittellose Schriftsteller Christian soll für den legendären Nachtclub "Moulin Rouge" ein Theaterstück schreiben. Die Hauptrolle soll der Star des Moulin Rouge übernehmen: Satine. Um die finanziellen Mittel des Theaterstücks zu sichern, soll diese den reichen Duke verführen. Durch eine Verwechslung hält sie jedoch Christian für den Duke und verliebt sich in ihn. Als sie ihren Irrtum erkennt, steht sie vor einer schwierigen Entscheidung: entweder ihr Traum oder die Liebe.
Der schmierige, besitzergreifende Mäzen, die kränkelnde Kurtisane und Christian, der Mann ihres Lebens. Untermalt wird das musikalische Drama von einem Strauß von Liedern und internationalen Interpreten, die von Police über Elton John, Adele und Reinhard Mey reichen, um nur einige zu nennen. Eine interessante, oft überraschende Mischung, bei der deutsche, französische und englische Text-Einlagen teilweise fließend ineinander übergehen.
Als Kulisse im Rausch der Sinne dienen das Stadtviertel Montmartre, der Elefant als Liebensnest für Schäferstündchen und natürlich die Bühne des Sündenbabels der Roten Mühle. Das 38-köpfige Ensemble, angeführt von Sophie Berner und Riccardo Greco, überzeugt nicht nur tänzerisch, sondern auch gesanglich.
Während sich der erste Teil frisch, frech und frivol präsentiert, wird es nach der Pause etwas düsterer und ernster. Das Drama nimmt seinen Lauf, dunkle Wolken ziehen auf und so manch eine Träne wird beim Finale vergossen. Der fulminante Abschluss lässt diese aber wieder schnell trocknen. Beschwingt verlässt man das sündige Etablissement, mit einem Lächeln auf den Lippen und im Bewusstsein, einen ereignisreichen Abend gehabt zu haben.
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Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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