Kleine Feder
Was spürst Du?
In meinem letzten Beitrag habe ich euch mein Lieblingsgedicht versprochen, nun ist es an der Zeit dieses Versprechen einzulösen. Tatsächlich war mir der Buchtitel sofort klar, als ich auf die Idee kam meine Gedichte zu veröffentlichen. Aber was noch fehlte was das passende Gedicht dazu, um eine runde Sache daraus zu machen. Es gibt sehr unterschiedliche Weisen, auf die ein Gedicht entsteht. Manchmal sind es ein bis zwei Zeilen, die so lange in meinem Kopf herumirren bis ich einen Stift nehme und anfange zu schreiben. Dann kann ich meist kaum glauben was nach ein paar Minuten alles auf dem Papier steht, weil ich nicht verstehe wie das zustande gekommen ist. Es ist so als würde sich das Gedicht von alleine schreiben. Wenn man aber über etwas Bestimmtes schreiben möchte, kommen die Worte nicht unbedingt von allein und das ist der Moment, wo aus Talent Handwerk wird. Die „kleine Feder“ ist eine Mischung aus beidem. Ich habe mir als Ziel gesetzt dieses Gedicht zu schreiben und trotzdem kamen die Worte von allein.
Wir sind nun wieder zu Hause – nach dieser langen Reise. Was haben wir alles gesehen und erlebt: die Lavendelfelder in Frankreich, die freundlichen Delfine, die Wellen in Portugal, Schmetterlinge in Großbritannien, Wunderland, Kartoffelbrei in Russland und schließlich der Ritt auf dem Drachen. Verrückt - oder? Nun hat uns wieder das alte Leben zurück, aber ist denn wirklich alles wie zuvor? Kann es sein, dass diese Reise etwas verändert hat? Hat sie womöglich die Perspektive auf unser Leben und andere Menschen verändert? Hat sie vielleicht sogar uns selbst ein wenig verändert? Auf jeden Fall haben wir eine Menge Erfahrungen und Erinnerungen gewonnen, die uns als Geschenk erhalten bleiben. Mein Wunsch wäre, dass wir uns dadurch im Alltag etwas freier fühlen.
Kleine Feder
Spürst du die Freiheit, kleine Feder?
Spürst du den Regen und den Wind?
Die Sonnenstrahlen im September?
Die Spannung, wenn etwas von Neuem beginnt?
Spürst du den Wandel der Gezeiten?
Spürst du die Ebbe und die Flut?
Wie Licht und Wärme sich verbreiten?
Und zirkulieren in deinem Blut?
Spürst du den kühlen Glitzermond?
Die flinken Schatten in der Nacht?
Den Nebel, der den Wald bewohnt?
Und jenen, der den See bewacht?
Kleine Feder, kannst du spüren,
wie Schwärme durcheinander fliegen,
sich im Getümmel neu sortieren,
und schließlich sich zu Ruhe wiegen?
Spürst du Freude? Spürst du Glück?
Spürst du das Kribbeln tief in Dir?
Schaust du mit verträumtem Blick,
an dem Horizont empor?
Spürst du wie alles wachsen will?
Spürst du die Erde und das Leben?
Die bunten Tulpen im April,
wie Pusteblumensamen schweben?
Spürst du den Gang der Jahreszeiten?
Spürst du ihre Vollkommenheit?
Wie sie Dich durchs Leben leiten?
Sag, kleine Feder, spürst du die Freiheit?
Aus Federgedichte von Bine von Deckert, ISBN 9783754342299
Meine Challenge für Euch: Spürt das Leben und die Freiheit!
Bis bald,
Eure Bine
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