Initiativkreis Religionen in Essen
Sikh-Gemeinde als Mitglied begrüßt
„Der Initiativkreis Religionen in Essen steht für die Einsicht, dass in allen Religionen eine Aufforderung zur Mitmenschlichkeit, zur Achtung der Würde des einzelnen Menschen, zur Bewahrung der Schöpfung und zu einem gemeinsamen Handeln für den Frieden ausgesprochen wird. Die Mitglieder des Initiativkreises freuen sich auf eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit!“ – so steht es in der Urkunde, mit der in dieser Woche die Aufnahme der Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaksar Satsang Darbar e.V. in den Initiativkreis Religionen in Essen (IRE) offiziell besiegelt wurde. Wir waren mit der Kamera dabei.
Seit zwei Jahren war die Sikh-Gemeinde, die ihren Sitz in der Bersonstraße 7 hat, dem Zusammenschluss bereits kooperativ verbunden; nun hießen sie die Mitglieder des IRE sie als ordentliches Mitglied willkommen. Auch die Bahai-Gemeinde Essen, die bereits seit längerer Zeit Mitglied des Initiativkreises ist, erhielt im Rahmen der kleinen Zeremonie eine entsprechende Urkunde. Anschließend stellte, Mohinder Singh Nagpal, zweiter Vorsitzender der Sikh-Gemeinde Nanaksar Satsang Darbar, deren Glaubensalltag vor.
Sikh Gemeinde Gurdwara Nanaksar Satsang Darbar e.V.
Die Sikh-Religion ist vor ca. 500 Jahren im Norden Indiens in einem muslimischen und hinduistisch geprägten Land entstanden. Von Anfang an begriffen sich die Religionsgründer als Mittler und Reisende zu anderen Religionen. So besuchte Guru Nanak u.a. Mekka, Ägypten, Tibet und China. Er war ein fragender, forschender und freier Geist, der sich mit den Menschen, die er auf seinen Reisen traf, in Beziehung setzte. Von Anbeginn verstanden sich die Sikhs (wörtliche Übersetzung: Schüler) als eine Religionsgemeinschaft, die alle anderen Religionen bedingungslos respektierte und andere Menschen nicht missionierte. Im Guru Granth Sahib, der heiligen Schrift der Sikhs, findet sich folgender Absatz: „Ich bin kein Hindu, noch bin ich ein Muslim. Mein Körper und mein Lebensatem gehören Gott“ (Ang 1136).
Frauen tragen den Religionsnamen Kaur (Prinzessin), Männer führen den Namenszusatz Singh (Löwe). Beide Geschlechter sind seit der Religionsgründung gleichberechtigt.
Jeder Sikh ist zu jeder Zeit zur Mildtätigkeit, Schutz und Hilfe ohne Ansehen der ethnischen Zugehörigkeit und der Religion verpflichtet. Schutz und Hilfe sind auch dann zu gewähren, wenn das eigene Leben in Gefahr ist. Der Mensch muss sich dem sozialen Wohlergehen der Menschen hingeben, denn Gott dienen bedeutet, seiner Schöpfung zu dienen.
Im April 2016 wurden der Gurdwara (Tempel) an der Bersonstraße 7 und Gemeindemitglieder Opfer eines Sprengstoffanschlages. Dabei wurde u.a. der Priester der Gemeinde schwer verletzt und das Gebäude beschädigt. Aus ihrer Tradition heraus sind die Sikhs auch nach dem Attentat auf andere Religionen aktiv zugegangen und haben die Kontakte in die Stadtgesellschaft noch erweitert. Guru Gobind Singh formulierte für die Sikhs folgenden richtungsweisenden Satz: „Erkenne die ganze Menschheit als Einheit an."
Weltweit gibt es ca. 25 Millionen Sikhs, davon leben ca. 20 Millionen in Indien. In Deutschland leben etwa 13.000 Sikh, fast alle in westdeutschen Ballungszentren. Auf dem europäischen Festland hat Deutschland damit die größte Diaspora-Gemeinde nördlich der Alpen, die in insgesamt 39 Gurdwaras (Tempeln) zusammenkommt. Mit rund 200 Mitgliedern, die auch aus umliegenden Städten kommen, zählt die Essener Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaksar Satsang Darbar e.V. zu den größten in NRW.
Der Initiativkreis Religionen in Essen (IRE)
Der Initiativkreis Religionen in Essen ist aus der Einsicht heraus entstanden, dass alle Religionen die Aufforderung zur Mitmenschlichkeit, zur Achtung der Würde des einzelnen Menschen, zur Bewahrung der Schöpfung und zu einem gemeinsamen Handeln für den Frieden in sich tragen. Mitglieder sind delegierte Vertreterinnen und Vertreter der Jüdischen Kultus-Gemeinde Essen, der Katholischen Stadtkirche, der Kommission Islam und Moscheen in Essen (KIM-E), des Evangelischen Kirchenkreises Essen, der Bahai-Gemeinde Essen und – jetzt neu – auch der Essener Sikh-Gemeinde.
Der IRE hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gemeinsame Botschaft des Friedens, der Toleranz und der gegenseitigen Achtung zwischen allen Bevölkerungsgruppen in der Stadt Essen und über sie hinaus wirkungsvoll zu fördern. Seine Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, Signale der Verständigung zu setzen und im öffentlichen Raum miteinander zu handeln.
Der IRE bietet eine Plattform für gemeinsame Initiativen und Projekte der Religionsgemeinschaften und versteht sich als Gesprächspartner für gesellschaftliche Einrichtungen und Gruppierungen sowie für relevante Ämter der Stadt Essen. Die im IRE vertretenen Religionsgemeinschaften geben keine ihrer Kompetenzen und Rechte hinsichtlich ihrer eigenen Organisation an den Kreis ab. Der IRE mischt sich nicht in die internen Belange einzelner Religionsgemeinschaften ein und fasst keine Beschlüsse für oder gegen andere Religionsgemeinschaften. Er ist davon überzeugt, dass
- Konflikte grundsätzlich gewaltfrei gelöst werden können,
- Religionen nicht für politische Zwecke missbraucht noch als Rechtfertigung für Gewalt in Anspruch genommen werden dürfen.
Im Frühjahr 2019 konnte der IRE die Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaksar Satsang Darbar e.V. bereits als kooperatives Mitglied begrüßen. Nun freut sich der IRE, dass jetzt, nach zwei Jahren gemeinsamen Arbeitens – etwa bei der Vorbereitung der Arche Noah-Veranstaltungen, die maßgeblich vom IRE mitgetragen werden – die Sikh-Gemeinde mit einer kleinen Feier im Grudwara an der Bersonstraße 7 als neues und offizielles Mitglied in den Initiativkreis Religionen in Essen aufgenommen wurde.
Informationen
Weitere Informationen zum Initiativkreis Religionen in Essen (IRE):
E-Mail info@initiativkreis-religionen-essen.de
Oktay Sürücü, Telefon 0201 5579341
Internet: initiativkreis-religionen-essen.de
Kontakt zur Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaksar Satsang Darbar e.V.
E-Mail gurdwara-essen@outlook.com
Telefon 0201 8066866
Internet: facebook.com/GurdwaraNanaksarSatSangDarbarEssenGermany
Titelfoto: Pfarrer i.R. Axel Rademacher (IRE) überreicht Mohinder Singh Nagpal, zweiter Vorsitzender der Sikh-Gemeinde Nanaksar Satsang Darbar e.V., die Beitrittsurkunde.
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