Ein Lichtblick für Kulturschaffende in der Pandemie
Sie stehen fest: Preisträger des Deutschen Tanzpreises gekürt

Heide-Marie Härtel wird mit dem Deutschen Tanzpreis geehrt.  | Foto: Eva Raduenzel
  • Heide-Marie Härtel wird mit dem Deutschen Tanzpreis geehrt.
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Michael Freundt, Geschäftsführer des Dachverbands Tanz Deutschland, eröffnet die Zoom-Konferenz in welcher in diesem Jahr die Preisträger des Deutschen Tanzpreises bekannt gegeben werden. Das Interesse ist groß und so freut sich Freundt über die zahlreiche Teilnahme.

Virtuell anwesend sind die Juroren sowie die Ausgezeichneten. Trotz einiger technischer Tücken, gelingt es ein Video von Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen einzuspielen, die den Stellenwert der Kultur und Kunst, insbesondere in Zeiten der Pandemie betont. Tanz sein ein Mittel gegen die Vereinsamung, so sagt sie und für die emotionale Verbindung von Menschen unerlässlich. „Ich hoffe, dass wir uns zur großen Gala am 23. Oktober persönlich im Aalto-Theater sehen werden“, schließt die Ministerin und erntet dazu breite Zustimmung seitens der Teilnehmer.

Die Gala ist stets ein Highlight im deutschen Tanzjahr und wartet üblicherweise mit einem breiten Programm auf. Im letzten Jahr war dieses in kürzester Zeit an die Corona- Gegebenheiten angepasst worden und so wird es wohl auch in diesem Jahr laufen. Erst nach der Sommerpause soll der Kartenvorverkauf starten, ein erster Blick in das Programm jedoch schon im Frühsommer möglich sein. „Wir stehen dabei vor der gleichen Herausforderung wie das Aalto-Theater selbst bei der Planung seiner Spielzeiten, denn wir wissen nicht, was dann möglich sein wird“, so Freundt. Eine Unsicherheit, die die ganze Branche beschäftigt.

Der Deutsche Tanzpreis wird gefördert durch die Stadt Essen und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Dachverband Tanz Deutschland wird gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Marek Tuma, stellvertretender Ballettintendant und Manager am Aalto Ballett in Essen, freut sich, dass unter den Geehrten mit Adil Laraki auch ein Essener ist und lässt damit bereits vor der offiziellen Verkündung eine kleine Bombe platzen: „Was für ein Heimspiel“. Doch dieser Fauxpas wird elegant überspielt und die offizielle Verkündung der Preisträger angeschlossen.

Heimspiel für Laraki

Geehrt werden in diesem Jahr Heide-Marie Härtel, Adil Laraki, Claire Cunningham und Ursula Bormann. Mit dieser Auswahl traf die Jury durchaus eine Auswahl, die tanzpolitisch wirkt, betont jedoch, dass es keinen Zusammenhang zur Pandemiesituation gäbe. Vielmehr habe man lange überlegt, ob in diesem Jahr andere Maßstäbe gelten sollten und sich dagegen entschieden.
Warum Heide-Marie Härtel ausgewählt wurde, erzählt Jurorin Nina Hümpel:„ Sie ist eine klassische Tänzerin, die sich entwickelt und auch hinterfragt hat. Der Tanzfilm wird zum Spiegel des Tanzes.“ Weiter heißt es in der Jurybegründung, das Härtel Geschichte und Zukunft des Tanzes verbinde. Das Besondere: Härtel ist seit den 70er Jahren nicht mehr selbst als Tänzerin aktiv, sondern dreht Tanzfilme. „Ich bin überwältigt, es ist eine große Ehre. Das dies etwas mit einer Kamera war aus der städtischen Pfandleihe möglich sein würde, hätte ich damals nie gedacht. Bremen war der Humus für meine Entwicklung.“ Besonders schätze sie, dass sie sich noch immer als Teil des Tanzteams fühle, so die Bremerin weiter. Eine kurze Videodokumentation gibt Einblick in das Werk von Heide-Marie Härtel, bevor Brit Rodermund, ebenfalls Jurorin die Jurybegründung für Adil Laraki vorliest. Als Betriebsrat am Aalto Ballett und Gewerkschaftsvertreter setzt sich dieser seit vielen Jahren nachhaltig und nachdrücklich für die Rechte der Tänzer ein. „Ich sehe den Preis auch als ein Zeichen für die Weiterentwicklung der Thematik“, so Laraki, „Ich nehme des Preis stellvertretend für alle, die sich täglich für die Rechte einsetzen.“ Denn jeder habe, so findet der Künstler, „das Recht auf Kunst und Kultur“ und gleichzeitig fehle den Kulturschaffenden oft eine Stimme. Dies habe sich aber in den letzten Jahren stark entwickelt. „Die Vernetzung untereinander ist nun so stark wie nie“, findet er.
Als nächstes wird Ursula Bormann für ihren Beitrag zur tanzpädagogischen Entwicklung geehrt. Sie habe Außerordentliches zur Qualitätsentwicklung des Tanzes beigetragen, so befindet die Jury. Die Bormann-Methodik sei heute eine Grundlage für professionelle Tanzkarriere vieler Kinder. „Wir müssen von der Verkitschung des Balletts wegkommen. Ich möchte keine Vierjährigen auf Spitzen tanzen sehen“, so Bormann in ihrer Stellungnahmen, sichtlich stolz auf ihre bisherigen, auch internationalen Erfolge.

Für ihre Fähigkeit Ideen einen neuen Rahmen zu geben und Tanzen neu zu denken, wird abschließend Claire Cunnigham geehrt. Sie selbst sagt, dass es für sie leichter gewesen sein, dass Tanzen anders o sehen, da sie ursprünglich aus dem Gesang komme und ihr dadurch freieres Denken beim Tanzen möglich sein. „Ich sehe da keine Hierarchien, stattdessen ist es für mich eine Reise“, so die Künstlerin (übersetzt durch die Autorin).
Und so endet die Pressekonferenz mit vier glücklichen Preisträgern und der Hoffnung, diese Ehrungen im Herbst gemeinsam feiern zu können.

Autor:

Meike Coenders aus Essen

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