Premiere: „non-existent“ in der Casa
Sehnsucht nach der Heimat

Das Stück „non-existent“ von Natalka Vorozhbyt ist die jüngste Premiere des Schauspiel Essen: Sabine Osthoff (Orysja), Ines Krug (Marija) und Beritan Balcı (Daryna). | Foto: Nils Heck
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  • Das Stück „non-existent“ von Natalka Vorozhbyt ist die jüngste Premiere des Schauspiel Essen: Sabine Osthoff (Orysja), Ines Krug (Marija) und Beritan Balcı (Daryna).
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Seit zwei Jahren sind die Menschen der Ukraine im Ausnahmezustand: Es herrscht Angriffskrieg, befohlen vom russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zum zweijährigen Jahrestag präsentierte das Schauspiel Essen in der Casa als Uraufführung die Premiere von „non-existent“, eines Stückes von Natalka Vorozhbyt über das Leben und die Liebe in Zeiten des Krieges.

Es ist keine leichte Kost, die mit „non-existent“ zur Aufführung gelangt, aber ein Stück, das gezeigt werden muss und das neben aller Dramatik auch durchaus seine humorvollen Seiten hat. Es ist top-aktuell und ein Besuch einer der nächsten Aufführungen kann ohne Einschränkungen empfohlen werden.
Autorin Natalka Vorozhbyt, preisgekrönte ukrainische Dramatikerin und Drehbuchautorin: "Ich liebe Theater vor allem dafür, dass es schnell reagieren kann, schneller als ein Kinofilm oder schneller als ein Buch. Wenn Menschen nach einer Aufführung aufgewühlt sind, miteinander diskutieren und sprechen, zeigt mir das, dass es sich lohnt, Theater zu machen."
Regisseur der Uraufführung ist Andreas Merz-Raykov, der neben zahlreichen Inszenierungen in Russland und der Ukraine zuletzt am Staatstheater Augsburg, dem Theater Regensburg und dem Staatstheater Darmstadt gearbeitet hat.
Ausgangspunkt für das Szenen-Tableau ist die eigene Flucht-Geschichte der Autorin mit Mutter und Tochter aus der Ukraine.
Und so geht es auch um drei Frauen: Großmutter, Tochter und Enkelin. Sie sitzen in einer gemütlichen Wohnung in einer der europäischen Hauptstädte beim Abendessen und reden über die Produkte im Supermarkt, den bevorstehenden Wochenendausflug und die Schularbeiten der Jüngsten. Fast könnte man denken, dass sie schon immer hier leben, dabei sind sie erst vor wenigen Monaten eingezogen.
Im Haus sind sie als die ukrainischen „Flüchtlinge“ bekannt, sie sind weiterhin auf dem Weg in eine ungewisse Zukunft und mit großer Sehnsucht nach der Heimat.
Eindrucksvoll bringen Ines Krug (Marija), Sabine Osthoff (Orysja), Beritan Balcı (Daryna), Philipp Noack, Jan Pröhl und Lene Dax das Stück auf die Bühne. Mutig und bewegend sind die Auftritte der Statistinnen Oksana Zhuk, Mariia Apostolova und Lidiia Hontariuk.
Ukrainische Lieder werden angestimmt, Übertitel in ukrainischer Sprache können verfolgt werden. Rund zwei Stunden dauert die Aufführung, der Warnhinweise vorangestellt sind: In der Inszenierung „non-existent“ wird über Erfahrung im Krieg erzählt. Es kommen außerdem Explosionsgeräusche, Sirenen, eine Schreckschusspistole und Stroboskoplicht zum Einsatz. Punktuell wird russische Sprache gesprochen.
Keine leichte Kost eben, jedoch: Jan Pröhl gelingt es in der Rolle des Katers, hervorragend umgesetzt, für charmante Auflockerung zu sorgen und dem Untertitel "Leichte Szenen aus dem Krieg" gerecht zu werden. Autorin Natalka Vorozhbyt: "Mit Humor arbeite ich immer. Wenn man über das Schreckliche immer nur schrecklich erzählt, dann wird niemand lange zuhören. Humor und Lachen sind eine gewisse Schutzreaktion."
Die nächsten Vorstellungen: 29. Februar; 16., 24. März
Die nächste Premiere: "Star-Crossed Lovers", Inszenierung mit Essener Jugendlichen und dem Schauspiel-Ensemble nach William Shakespeares "Romeo und Julia", am 13. April im Grillo Theater

Autor:

Frank Blum aus Essen-Süd

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