Rund ums GOP Varieté-Theater Essen
Presse-Chefin Sabine Herget über Einbußen, Zugewinne und Wünsche an die Theaterfee

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Das GOP Varieté Theater in Essen gehört zweifelsohne zu den schönsten Häusern seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Und – wer’s (noch) nicht kennt: in Bad Oeynhausen, Bonn, Bremen, Hannover, Münster und München existieren weitere Kultureinrichtungen der Entertainment-Group. Das macht sie zum Marktführer und Trendsetter gleichermaßen.

Mit dem Programm „NEO“ bot dem GOP an der Rottstraße den geneigten Besuchern über knapp zwei Monate die aufregende Bühnenkost, die das Essener Publikum gewöhnt ist. Doch ist die Realität so voller Glanz wie die Künstlerwelt im Scheinwerferlicht? Wie kam das Haus durch die Pandemie?
Diese und weitere Fragen beantwortet Sabine Herget, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Theaters.

dibo: Wie gut geht’s Ihnen heute als Angestellte?
Herget: Inzwischen wieder gut. Seit letztem Jahr Oktober bin ich aus der seit März 2020 andauernden Kurzarbeit zurück.

dibo: Gehört das Essener GOP zu den erfolgsverwöhnten Theatern in NRW?
Herget: Da wir ohne Subventionen arbeiten, möchte ich hier die Wortendung „verwöhnt“ streichen.
Unser Haus in Essen ist eine von sieben Spielstätten der GOP Entertainment-Group, die jährlich mehr als 800.000 Gäste begeistert. Die GOP Entertainment-Group ist Europas größtes Varieté-Unternehmen, Marktführer in Deutschland und entscheidender Impulsgeber für die gesamte Varieté-Szene. Das Essener GOP Varieté-Theater bereichert die Kulturlandschaft des Ruhrgebiets seit inzwischen 26 Jahren. Doch der Erfolg ist hart erarbeitet. Gerade im Ballungsgebiet des Ruhrgebiets ist die Dichte des Kulturangebots doch sehr groß, so dass man sich von vielen Mitbewerbern abheben und immer wieder neu erfinden muss.

dibo: Wie unterscheidet sich das Konzept Ihres Hauses von anderen?
Herget: Bei uns wird sehr viel Wert auf Herzlichkeit gelegt. Unsere Erlebnisgastronomie bietet das „Rundum-Sorglos-Paket“. Auf Wunsch genießen unsere Gäste vor der Show die Kreationen der hauseigenen Küche und lassen sich im Restaurant Leander oder im stilvollen Ambiente unseres Theaters vom Gastroteam umsorgen. Dabei stehen Herzlichkeit und Service im Vordergrund. Das Team um Küchenchef Tim Hülsewiesche arrangiert liebevoll kreierte Menüs und verwöhnt mit kulinarischer Raffinesse.
Jeder Besucher erlebt Kunstgenuss und Genusskünste in einer Kombination, die alle Sinne verwöhnt. Jeder Gast kann so für ein paar Stunden dem Alltag entfliehen. Gästezufriedenheit wird bei uns auf allen Ebenen großgeschrieben. Das fängt schon bei der Reservierungsberatung an.

dibo: Ihr internationales Ensemble glänzt mit Könnern wie einem mehrfachen Jojo-Weltmeister. Wie kommt die Auswahl zustande?
Herget: Seit 2004 entwickelt unsere hauseigene Künstleragentur GOP showconcept die jährlich 45 unterschiedlichen Varietéshows der GOP Entertainment-Group. Das Kreativ-Team ist stets weltweit unterwegs und unentwegt auf der Suche nach den besten Künstlern, den ganz besonderen Darbietungen.
Mit einem Stab von Regisseuren und internationalen Choreographen werden auf diese Weise besondere Talente entdeckt und neue Trends kreiert. So verschieden die Artisten und ihre Künste auch sind, für die Show werden sie zu einer Geschichte verwoben, werden zu einer Gemeinschaft. So entsteht ein GOP-typisches, facettenreiches Gesamtkunstwerk, das innovative Wege in der Varietészene beschreitet.

dibo: Warum wechselt das Programm etwa alle zwei Monate?
Herget: Anfänglich wechselte das Programm noch jeden Monat. Da war “nach der Premiere“ gleich
„vor der Premiere“. Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Shows dann von klassischen Nummernshows mit Conférencier immer mehr zu Mottoshows mit immer aufwändigeren Bühnenbildern, so dass sich eine längere Spieldauer einfach als rentabler erwies - nicht nur logistisch gesehen. Die Shows gehen einmal durch alle sieben Häuser, was bedeutet, dass die internationalen Künstler den Vorteil haben, insgesamt über ein Jahr unter Vertrag zu sein.
Dazu kommt, dass unser Publikum bei einer zweimonatigen Spieldauer eher die Gelegenheit hat, im Kalender einen Termin für den Besuch zu finden bzw. sich die Show auch ein zweites Mal anzusehen, was durchaus immer wieder vorkommt. Mit sechs Showproduktionen pro Jahr bieten wir eine gute, abwechslungsreiche und ausgewogene Spielzeit.

dibo: Bei ihrem Dienstantritt vor etwas mehr als zwei Jahren wollte Direktorin Nadine Stöckmann mehr junges Publikum anlocken. Ist das gelungen?
Herget: Das ist durchaus gelungen. Zum einen bieten wir Studentenrabatte an, die gern genutzt werden. Auch unsere Ferienaktionen, bei denen wir Schulkinder bis 14 Jahren zu Vorstellungen einladen, tragen dazu bei, dass unser Fanpublikum immer jünger wird. Dazu muss man sagen, dass uns Corona auch etwas in die Karten gespielt hat - so schwer die Zeit auch war und ist: aus Vorsichtsgründen blieben die älteren Gäste in den Akutphasen der Pandemie beim Ticketkauf doch eher zurückhaltend, während die Jüngeren unser Ausgehangebot mit gutem Hygienekonzept dankbar annahmen, was den Altersdurchschnitt noch mal senkte.

dibo: Trotz fast neunmonatiger Schließung haben alle sieben GOP-Häuser „überlebt“. Musste Familie Grote viel zubuttern?
Herget: Ja, durchaus.

dibo: Am 11. März startet das neue Programm „Wilderness“. Was ist sein roter Themen-Faden?
Herget: Vielleicht erinnern Sie sich noch? Ein gestandener Mann mit Rauschebart und ein echter Typ tanzt auf seinem Fahrrad. In den GOP Produktionen „Die Clowns Company“ und „La fête“, verwickelte uns Jacques Schneider in charmante kleine Geschichten: mal feierlich, mal unbekümmert, mal augenzwinkernd mal poetisch und technisch durchgängig auf höchstem
Niveau! Der hochkarätige Kultartist kommt nun zurück auf unsere GOP Bühnen – als Artist und erstmalig auch als Co-Regisseur.
In „Wilderness – Treffen im Wald“ nimmt uns Jacques zusammen mit einer illustren Artisten-Riege mit auf eine akrobatische Reise in die Natur als Regulativ der Neuzeit. Die Show erzählt die Geschichte eines Einsiedlers (Jaques Schneider), der abgeschieden am Waldrand lebt. Als Besuch von Freunden und Fremden „mit Sack und Pack einfällt“, geht es nicht nur artistisch hoch her in der Idylle des Waldes. Der Humor kommt neben der Akrobatik zu Live-Musik hierbei auch auf keinen Fall
zu kurz.

dibo: Ist das Essener Publikum leichter zu begeistern als Varieté-Besucher in anderen Regionen?
Herget: Im Gegenteil. Das Essener Publikum ist äußerst kritisch, eher reserviert bezüglich lautem
Jubelns und in Bezug auf Standing Ovation auch sehr zurückhaltend. Dennoch ist dies kein Indiz dafür, dass eine Show nicht gefallen hat. Das beweisen uns immer wieder die positiven Rückmeldungen nach dem Showbesuch. Zudem gelingt es uns immer, gute Stimmung im Saal zu entfachen.

dibo: Wenn Sie drei Wünsche an die Theaterfee (Gibt’s die überhaupt? ^^) frei hätten – welche wären das?
Herget: Liebe Theaterfee (wenn es dich gibt), bitte halte deine schützende Hand über unsere Varieté-Theater, auf dass sie noch viele Jahre Bestand haben. Und lass den Enthusiasmus nie
versiegen, mit denen Künstler und Mitarbeiter Tag für Tag ans Werk gehen, um die Menschen zu begeistern und sie für ein paar Stunden in eine zauberhafte Welt zu entführen. Und bitte lass die Menschen nie die Wertschätzung sowie das Interesse an Kunst und Kultur verlieren. Denn was die Künstler auf der Bühne leisten, ist mehr als Schwerstarbeit.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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