Tradition und Zeitgeist
Liebhaber von Oldtimern sind häufig Traditionalisten, die eine Modernisierung ihrer Fahrzeuge ablehnen.
Anstatt frischen Wind in die Szene zu bringen und ihr klassisches Hobby mit moderner Technologie zu kombinieren, wendet sich die jüngste Generation von Oldtimer-Enthusiasten im Alter von 18 bis 29 Jahren verstärkt dem Traditionellen zu. Diese Ergebnisse überraschen im Rahmen einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Spezialversicherers Hiscox unter 2.000 deutschen Oldtimer-Besitzern.
Generell gilt: Je jünger die Besitzer, desto jünger ist auch das Alter der Fahrzeuge. Nur 25,3 Prozent der Oldtimer-Fans über 65 besitzen Fahrzeuge aus den Baujahren 1990 bis 1993. Im Vergleich dazu liegt der Anteil bei den 30- bis 39-Jährigen wesentlich höher (44 Prozent).
Bei der jüngsten Altersgruppe zeigt sich jedoch interessanterweise genau der umgekehrte Trend: Keine Altersgruppe besitzt mehr Fahrzeuge mit einem Baujahr vor 1950 (12,7 Prozent). Zudem haben die jüngsten Oldtimer-Besitzer den geringsten Anteil (21,4 Prozent) an Klassikern, die nach 1990 gebaut wurden.
Die Anschaffung eines klassischen Fahrzeuges dient nur wenigen Besitzern (15,0 Prozent) als Wertanlage. 44,5 Prozent der Befragten haben Oldtimer aufgrund ihrer emotionalen Bedeutung ausgewählt, 31,0 Prozent wegen des Designs und 23,0 Prozent wegen der historischen Bedeutung des Autos.
Die jüngere Generation hebt sich wiederum von den anderen ab, da ihnen die emotionale Bedeutung (53,8 Prozent ) und das Design (46,5 Prozent) wichtiger sind als älteren Oldtimer-Besitzern. Die Anschaffung eines Oldtimers ist somit für die allermeisten keine rationale Entscheidung zur Geldanlage, sondern ein Hobby mit hohem emotionalem Wert.
Oldtimer-Fans sind überwiegend Traditionalisten, die eine Umrüstung ihrer Autos sowohl aus technischen als auch aus optischen Gründen ablehnen (74,7 Prozent). Auch bei diesem Aspekt kann man die 18- bis 29-Jährigen als „Hardliner“ mit 92,3 Prozent Ablehnung bezeichnen. Trotzdem überrascht, dass selbst eine erhöhte Umweltfreundlichkeit für sie kein Anreiz für eine Umrüstung ist (0,4 Prozent).
Vorreiter sind hier die Oldtimer-Besitzer über 65 Jahren, die zumindest zu 11,9 Prozent im Schutz der Umwelt einen Grund für die Umrüstung etwa auf alternative Antriebe sehen. Der starke Traditionsaspekt bedingt auch, dass mehr als die Hälfte (51,4 Prozent) alternative Kraftstoffe wie E-Fuels für ihren Oldtimer ablehnt. Doch immerhin ein Viertel (27,8 Prozent) steht dem Thema positiv gegenüber und ein Fünftel (21,8 Prozent) ist noch unentschieden oder schätzt sich als zu wenig informiert ein.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen gehen allerdings auch an den Oldtimer-Enthusiasten nicht spurlos vorbei: Die aktuelle wirtschaftliche Lage macht den Besitz und die Nutzung eines Oldtimers zu einem teuren Hobby, da die Kosten z.B. für Anschaffung, Instandhaltung und Kraftstoff spürbar steigen. Trotzdem nutzen 51,4 Prozent ihre Oldtimer nicht anders oder nicht seltener als zuvor.
Nur 14,5 Prozent fahren ihren Oldtimer weniger und 9,5 Prozent nutzen ihn gar nicht mehr. Für die Zukunft erwarten viele, dass der Besitz und Erhalt noch teurer (36,1 Prozent) und die gesetzlichen Anforderungen verschärft werden (31,8 Prozent). In der Konsequenz planen nur 13,6 Prozent den Kauf eines weiteren Oldtimers. Ein Viertel geht außerdem davon aus, dass der Sonderstatus z. B. bei der Umweltzone verloren geht. Trotzdem aber blickt die Community positiv in die Zukunft und erwartet, dass Oldtimer weiter im Wert steigen (40,1 Prozent).
Autor:Peter Berger aus Essen |
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