Essen verliert einen engagierten Fotografen, Literaten und Botschafter der Erinnerungskultur
Kreative Klasse e.V. trauert um Vorstandsmitglied Olaf Eybe
Er hatte noch so viel vor und ist zu Ostern mit nur 58 Jahren viel zu früh verstorben. Als Mitglied des Kulturbeirats der Stadt Essen, Vorstandsmitglied des Kreative Klasse e.V. - Berufsverband Ruhr und als aktiver Organisator der „Erinnerungsarbeit“ (an die Schrecken von Nationalsozialismus und Rassismus) hinterlässt Olaf Eybe eine kaum zu schließende Lücke im Kulturleben unserer Region. Mit zahlreichen Lesungen und Fotoausstellungen erreichte er dank seiner unerschöpflichen Energie immer wieder Menschen aller Altersgruppen. "Der Kreative Klasse e.V. verliert mit Olaf Eybe einen extrem vielseitigen, kreativen Geist und ein engagiertes Vorstandmitglied, das sich immer für die kulturelle Vernetzung im Ruhrgebiet eingesetzt hat", drückt der verbliebene Vorstand um Simone Götz, Wolfgang Weber sowie Emrich Welsing sein Beileid im Namen der Vereinsmitglieder aus und wünschst Olafs Frau Susanne sowie seinen Töchtern Lilly und Friederike viel Kraft.
Olaf Eybe wurde 1963 in Essen-Karnap geboren. Aus einem Arbeiterhaushalt stammend gelang es ihm, in damaliger Zeit noch nicht selbstverständlich, einen Studienplatz zu bekommen. Publizistik und Geschichte waren seine Fächer. Ursprünglich wollte er Geschichtsprofessor werden, aber bald spürte er, dass ihm die Öffentlichkeitsarbeit ein Herzensanliegen sei. Schon als Gründer einer Schülerzeitung war es ihm ein Anliegen, Unbekanntes bekannt zu machen und die Wunden sowie Schattenseiten des gesellschaftlichen Lebens sichtbar werden zu lassen.
Vierzig Jahre lang lebte er mit seiner Frau Susanne zusammen. Privat freuten sich beide 1996 über die Geburt ihrer Zwillinge Lilly und Friederike. Ihr gemeinsames berufliches Schaffen beschrieb seine Frau mit den folgenden Worten: „Er ist der Außenminister und ich bin für Finanzen und Organisation zuständig.“ Zu seinen vielfältigen Aktivitäten gehörten die Gründung der Initiative junger Autor*innen Essen und der Essener Literaturflugblätter, die Mitarbeit beim Anti-Rassismus-Telefon, die Gründung der Gruppe „Dialog - mit Autor*innen aus Deutschland und Polen, sowie der „Deutsch-Polnischen Gesellschaft Essen". Olaf Eybe baute den Pfadfinderstamm in Essen-Überruhr mit auf, war Schöffe beim Jugendgericht, Gründer der Initiative „Nie wieder“ sowie Organisator von zahlreichen Kulturveranstaltungen und Wohnzimmer-Konzerten. Für all dieses meist ehrenamtliche Tun mit Lebenszeit und Kreativität war die Beantragung des sicher wohl verdienten Bundesverdienstkreuzes angedacht.
Sehr vielen Menschen in Essen und der Region wird Olaf Eybe unvergessen bleiben. Die Beisetzung wird im kleinsten Kreise stattfinden und statt Blumen wird um eine Spende für das von ihm geschätzte und 1925 von Ernst Friedrich gegründete Anti-Kriegs-Museum in Berlin gebeten. Emrich Welsing und Wolfgang Weber vom Vorstand der kreativen Klasse werden im Herbst 2021 das 10-jährige Bestehen des Kreative Klasse Berufsverbandes auch seinem Anliegen widmen und dazu Lesungen und eine Fotoausstellung seiner Arbeiten der Öffentlichkeit als „Erinnerung an Olaf Eybe“ organisieren.
Das Motto und die Motivation seiner Arbeit fasste Olaf Eybe in einem seiner zahlreichen Gedichte wie folgt zusammen:
Nie wieder!
Voller neuer Eindrücke
bin ich zurück
und stelle mir neue Fragen
begreife nicht
was in Auschwitz getan wurde
weiß nicht
wie ich es anderen näher bringe
kenne keine Bilder
die das ausdrücken können
freue mich über jeden
der ein wenig versteht
möglichst genug
um sagen zu können
Nie wieder!
(Olaf Eybe, 2015)
Autor:Emrich Welsing aus Essen-Kettwig |
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