Arche Noah Fest 2020 im KD 11/13
Klein, fein und stimmungsvoll: Arche Noah Fest bot Raum für Begegnungen
Anders, kleiner, aber dafür umso stimmungsvoller war diesmal das Arche Noah Fest: Die besonderen Zeiten der Pandemie verlangten auch der Arche Noah Essen einiges an Kreativität ab, um trotzdem Ende September ein Fest für Toleranz und Respekt zu feiern. Statt wie sonst auf den Kennedyplatz luden die Organisatoren ins KD 11/13 in Altenessen ein. Anders als vielleicht von manchem Teilnehmer und Besucher befürchtet, war das Fest aber viel mehr als ein kleiner Abklatsch der gewohnten Großveranstaltung im Herzen der City: Im großen Saal des KD 11/13 entstand etwas Neues, Einzigartiges – ein zweitägiges Fest voller persönlicher Begegnungen, intensiver Gänsehautmomente und stimmungsvoller Atmosphäre.
Besondere Atmosphäre im Saal
Zu dieser besonderen Atmosphäre hat sicher Gesa Gröning beigetragen, die den großen Saal des KD 11/13 für das Fest ausgestattet hat. Wurde man am Eingang noch mit Desinfektionsspray und Namensregistrierung empfangen – absolut notwendig in Zeiten von Corona – betrat man gleich darauf eine ganz andere Welt, in der die Maske im Gesicht so gar nicht störte: Ein Lounge-Bereich mit bequemen Sesseln lud zum Verweilen ein, an einer kleinen Theke gab es Essen und Getränke. Daneben konnte man auf mit Decken und Kissen gepolsterten Europaletten Platz nehmen, über denen an Bambusrohren gespannte Segel und Lichterketten ein gemütliches Ambiente zauberten. Vorne die Bühne mit dem großen Arche Noah Banner: „Arche Noah Essen. Eine Stadt frei von Rassismus und Diskriminierung“. Davor ein von bemalten Arche-Planken abgegrenzter Sitzbereich mit locker gestellten Stühlen für diejenigen, die zuhören und genießen wollten.
Oberbürgermeister eröffnet das Fest
Den dazu passenden musikalischen Auftakt lieferte das Duo „Sound of SU“ mit solider Musik und tiefsinnigen Texten. Oberbürgermeister Thomas Kufen eröffnete das Fest in der zweiten Stunde, der „Stunde der Gemeinschaft“, direkt nach dem bekannten Ruf der Arche Noah, der beim Arche Noah Fest traditionell jede neue Stunde einläutet. Musikalisch begleiteten Savas und Sinan von der Alevitischen Gemeinde Essen die Eröffnungsstunde mit Gitarren- und Celloklängen.
„Normalerweise fühlt sich Arche Noah anders an“, sagte Thomas Kufen in seiner Begrüßungsrede und spielte damit auf die Zeltstadt auf dem Kennedyplatz an, die landestypischen Spezialitäten, Mitmachaktionen und das vielseitige Bühnenprogramm vor Tausenden von Besuchern. „Aber ich bin sehr stolz auf die Veranstalter, dass sie es trotzdem geschafft haben, ein kleines Fest zu organisieren.“ Er spüre die Freude und die Sehnsucht, dass man sich begegnet, „und es ist wichtig, dass es solche Begegnungen gibt“, betonte er.
„Menschen wollen friedlich zusammen leben“
„In Essen leben Menschen aus verschiedenen Nationen friedlich zusammen, trotz aller Unterschiede“, sagte er. Auch in dieser Stadt gebe es leider Rassismus und Ausgrenzung, und jeder sei aufgerufen, dagegen „klare Kante“ zu beziehen. „Wir lassen uns diese Gesellschaft nicht spalten“, so der OB. „Die Menschen in Essen möchten friedlich miteinander leben, und das zeigen sie im Arche Noah Projekt.“
Auch die Vertreter der Religionsgemeinschaften aus dem Initiativkreis Religionen in Essen (IRE) verbanden ihre Grußworte an alle Essenerinnen und Essener mit einem Appell für Frieden, Solidarität und Respekt. Willi Overbeck: „Gegen die Angst vor dem Fremden und das Gefühl, sich in seiner Stadt nicht mehr sicher zu fühlen, hilft nur eines: Brücken bauen und aufeinander zugehen. Und das tut die Arche Noah in dieser Stadt seit sieben Jahren.“
Haus der Religionen auf Zeit
Wer mehr über die einzelnen Mitglieder des IRE erfahren und mit ihnen ins Gespräch kommen wollte, hatte im „Haus der Religionen auf Zeit“ die Chance dazu: Etwas anders als sonst, aber genauso aufgeschlossen, präsentierten sich die Katholischen und Evangelischen Kirchen in Essen, die Kommission Islam und Moscheen in Essen (KIM-E), die Jüdische Kultus-Gemeinde Essen, die Bahá’i Gemeinde Essen und die Sikh-Gemeinde Gurdwara Nanaskar.
Als Zeichen der gemeinsamen Vision hing an der langen Seite des Festsaals das lange Tischtuch, das in den vergangenen beiden Jahren auf dem Arche Noah Fest in der Innenstadt genäht worden war – aus vielen einzelnen Stoffstücken, die Menschen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften zuvor bei der Arche Noah abgegeben hatten. „Die Arche Noah bringt alle an einen Tisch“, sagte Moderator Uwe Loch. „Das Fest ist aber nur ein kleiner Teil, denn gearbeitet wird das ganze Jahr.“
Wie man die gemeinsame Idee mit Leben füllen kann, zeigten unter anderem die Vereine AmiLatino und INIMB e.V. mit einem lebensfrohen Kooperationsprojekt: Ein gemeinsamer Tanz mit lateinamerikanischen und türkischen Einflüssen begeisterte die Besucher am Samstag, bevor zum krönenden Abschluss das „Royal Street Orchestra“ aufspielte.
„Persönliche und glückliche Begegnungen“
Der Sonntag begann gleich mit einer kleinen Programmänderung: Statt einer Mädchentanzgruppe schickte der Lehrerverein Ruhr eine Zeybek-Tanzgruppe auf die Bühne, die einen traditionellen türkischen Tanz aufführte. In der anschließenden Stunde setzte „Solidarität TV“ ein kraftvolles Statement gegen den Hass mit der Botschaft: „Wir sind alle gleich.“ Mit dem Trio „Der Vorstand“ erklang danach Weltmusik aus dem Kohlenpott, und die Sängerin Nino Wijnbergen-Shatberashvili nahm das Publikum mit auf eine Liederreise durch die Länder der Welt. Afrikanischer Tanz kam mit „Sustainable Women for Development & African Mother“ auf die Bühne, und zum Ausklang legte die polnische akustische Rockgruppe „Nomedia“ mit ihrer Sängerin einen starken Auftritt hin.
„Wir vom Arche Noah Team freuen uns über ein gelungenes Fest, fein und poetisch, mit vielen persönlichen und glücklichen Begegnungen und der Aussicht, im nächsten Jahr wieder im Herzen der Stadt zu feiern“, sagt Benedikte Baumann, die künstlerische Leiterin der Arche Noah Essen.
Mehr zur Arche Noah Essen: www.archenoah-essen.de
Autor:Sonja Mersch aus Essen |
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