Projekt von Veronika Maruhn und Boris Quest wurde verschoben
Kein Theaterzelt in der Gruga: Der Kulturhunger hält an
Theater ist ein Lebensmittel: Unter diesem Titel sollte in diesen Tagen eine Veranstaltungsreihe für Groß und Klein im Grugapark stattfinden. Doch wie so häufig in diesem besonderen Jahr, kam es für die Veranstalter Veronika Maruhn und Boris Quest anders.
“Schweren Herzen haben wir kurzfristig abgesagt”, berichtet Maruhn im Gespräch. Angesicht steigender Infektionszahlen blieb keine andere Wahl: “Und ich denke, es war die richtige Entscheidung.” Auch wenn Essen in der vergangenen Woche nach offiziellen Maßstäben noch kein Risikogebiet war, ließen die zurückhaltenden Reservierungen Maruhn und Quest zweifeln: “Wir wollten von den Einnahmen die Künstlergagen zahlen. Alles wäre in einen Topf gekommen und dann unter allen aufgeteilt worden. Aber was, wenn die reservierten Karten nicht abgeholt worden wären? Zwar wussten alle Auftretenden von diesem Risiko, aber wir wollten das vermeiden.” Nun bleibt die Schauspielerin und Musikerin auf ihren Ausgaben im Vorfeld für Marketing und Planung sitzen. “Aber ich hoffe, dass wir die Veranstaltungen nachholen können. Das Kulturamt und die Gruga haben bereits ihre Zustimmung signalisiert. Und die beantragten und genehmigten Gelder dürfen wir ebenfalls vorerst behalten”, so Maruhn zuversichtlich. Geplant waren Theater- und Musikvorführungen für Kinder und Erwachsene in einem großen Zelt, welches eigens zu diesem Zweck in der Gruga aufgebaut werden sollte. Geplant war die Aktion eigentlich schon viel früher im Jahr, doch dann verzögerte sich die Durchführung doch in den Herbst. Dieser meinte es dann auch wettertechnisch nicht gut mit allen Kulturinteressierten. “Der Regen war sicherlich auch ein Grund für die zurückhaltenden Reservierungen”, glaubt Maruhn, die alle Interessierten per E-Mail über die Absage informierte, “Da kamen sehr nette und verständnisvolle Antworten. Auch von den Künstlerkollegen.” Dadurch sieht Maruhn sich in der Aussage des Veranstaltungstitels bestätigt. “Für uns Künstler ist Theater im doppelten Wortsinne ein Lebensmittel. Wir verdienen damit unser Geld, aber wir leben und zehren auch von dem Austausch mit dem Publikum. Vielen von uns fehlt diese Möglichkeit seit März.” Die Erinnerungen an den Lockdown, als ihr von einem Tag auf den anderen alle Aufträge wegbrachen, sind noch sehr präsent. Ein zweites Mal könne sie das nicht stemmen, so die vielseitige Frau. Sie sei dankbar für die schnelle Unterstützung von Stadt, Land und Bund in dieser Zeit und versucht, weiterhin positiv in die Zukunft zu blicken. “Ob es einen zweiten Lockdown geben wird, weiß ich natürlich nicht. Das wäre der Blick in die Glaskugel. Aber in jedem Fall ist eine ganz neue Situation. Und aktuell gehen meine Engagements schon wieder zurück.” Während des Lockdowns hatte sie gemeinsam mit einem Pianisten aus der Nachbarschaft Musik in ihrer Straße gemacht. “Zwölf Wochen lang haben wir freitags um 18 Uhr an verschiedenen Stellen der Straße gespielt. Die Nachbarn haben wir vorher über Flyer informiert. Sie standen dann an den Fenstern oder in ihren Haustüren. “ Auch in Altenheimen und Hospizen traten die beiden damals unter freiem Himmel auf, um den Bewohnern ein wenig Kulturerlebnis zu ermöglichen. “Denn auch für die Gäste unserer Veranstaltungen ist Theater ein Lebensmittel”, glaubt Maruhn und hofft, dass sich bis zum Nachholtermin für das Gruga-Event vielleicht sogar Sponsoren finden: “Es wäre toll, wenn wir feste Gagen zahlen könnten!”
Autor:Meike Coenders aus Essen |
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