Arche Dialog in Altendorf
Jede Menge positive Energie für den Stadtteil

In der "Guten Stube" des Stadtteilzentrums kreuz&quer in Altendorf treffen sich regelmäßig Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur, um über Probleme und Chancen des Stadtteils zu sprechen. | Foto: Sonja Mersch
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Arche Dialoge – das sind offene Treffen, bei denen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Glaubensformen miteinander ins Gespräch kommen. Über das alltägliche Miteinander im Stadtteil, über Vorurteile, Probleme und Chancen, aktiv etwas zu verändern. Ins Leben gerufen hat dieses Angebot die Arche Noah Essen, genauer: der Initiativkreis Religionen Essen (IRE) und das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Essen zusammen mit weiteren städtischen Bildungsträgern.

In Altendorf gibt es schon seit einem Jahr eine sehr aktive Dialoggruppe, die sich regelmäßig trifft, mittlerweile im neu eröffneten kreuz&quer nahe dem Ehrenzeller Platz. Die Teilnehmer kommen aus den Religionsgemeinden, vom Altendorfer Bürgerbund, vom Stadtteilbüro, Anwohner zieht es ebenfalls zu den Treffen. „Wir sind gut vernetzt im Stadtteil und offen für alle“, betont Pastoralreferent Markus Tiefensee, Gemeindeleiter der katholischen Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt.

Herzlicher Empfang in der „Guten Stube“

Menschen unterschiedlichen Alters trudeln ein, begrüßen einander herzlich, holen sich Tee aus der Küche und machen es sich bequem – rund um einen großen Tisch oder, was viel häufiger vorkommt, auf gemütlichen Sesseln und Sofas in der „Guten Stube“ des Stadtteilzentrums. Zum Dialog gehören: eine Klangschale, ein kleiner, blauer Ball und eine kleine Skulptur mit zwei Figuren, die einander die Hände reichen. Soviel Symbolik muss sein.

Zum Auftakt darf jeder sagen, welche Themen ihm gerade im Kopf herumgehen. Die meisten freuen sich auf den Abend. Eine neue Teilnehmerin ist dabei, Alexandra. „Ich bin keine Christin mehr, sondern Buddhistin, und sehr am interreligiösen Dialog interessiert“, sagt sie. Die Runde möchte den Blick heute besonders auf all die positiven Erfahrungen lenken, die sie in Altendorf gemacht haben – einiges sei in der Vergangenheit schon bewirkt worden, vieles unter dem Motto „Lass uns Altendorfern.“

Ein blauer Ball lockert die Runde auf

„Altendorfern“ - was soll das eigentlich bedeuten? Die evangelische Pfarrerin und Dialogmoderatorin Michaela Langenheim lässt die Klangschale ertönen. Damit ist der heutige Dialog eröffnet, und der kleine, blaue Ball kommt zum Einsatz: Wer ihn hat, darf sprechen – das Zurollen und Anreichen des Balls sorgt für viele Lacher und lockert die Atmosphäre ungemein auf.

Altendorfern, das heißt auf jeden Fall: miteinander reden. Da sind sich alle einig. „Bei Veranstaltungen oder bei Begegnungen, mit einfachen Worten - das kann so verbindend sein“, sagt Ricarda Fischer vom Stadtteilprojekt Altendorf. Auch Markus Tiefensee betont, wie wichtig Offenheit sei: „Kirche sein heißt, raus zu den Menschen zu gehen und sich nicht in einem Dom verschanzen.“ Gerade in der Altendorfer Dialoggruppe gebe es diese Offenheit, die man längst nicht überall finde.

Altendorfer dürfen stolz auf ihren Stadtteil sein

Wichtig finden alle, dass sich Menschen mit ihrem Stadtteil identifizieren können. „Viele Altendorfer sind ja nicht so stolz auf ihren Stadtteil“, gibt jemand zu bedenken. „Es wäre schön, wenn die Altendorfer etwas mehr Lokalpatriotismus hätten und sich hier wohlfühlen würden. Dann hätte ,Altendorfern‘ das erreicht, was ich mir vorstelle.“

Es gebe durchaus Menschen, die eine Verbindung zu ihrem Stadtteil hätten und stolz auf Altendorf seien, tönt es aus der Runde. Man müsse mehr Werbung für den Stadtteil machen und Menschen finden, die sich dazu bekennen, gerne hier zu wohnen. Jemand stellt klar: „Ich habe mich in Altendorf nie bedroht gefühlt und möchte nicht woanders wohnen.“

Vorurteile abbauen – das Positive sehen

Eine Teilnehmerin namens Irmgard bemerkt, dass sie oft nur den kleinen Teil von Altendorf wahrnehme, in dem sie sich selbst bewege - und den Rest völlig ausblende. „Es gibt ein Bild in den Köpfen: Altendorf, da kann man nicht hinfahren“, sagt auch Alexandra. Die eigene Erfahrung zeige dann oft, dass solche Vorurteile gar nicht stimmen. Eine Sache der Wahrnehmung, sind sich die Gesprächspartner einig. Hier seien die Menschen selbst, aber auch die Medien, in der Pflicht: „Wenn wir immer nur das Negative sehen, manifestiert es sich und nimmt uns die Energie, auch das Positive zu sehen.“

Lust auf kreatives Schaffen im Stadtteil

Zum Abschluss des Arche Dialogs geben die Teilnehmer Feedback: Die Atmosphäre sei locker gewesen, man habe ehrlich gesprochen und dennoch viel gelacht. Die positiven Dinge über Altendorf weiterzutragen – damit sei man auf dem richtigen Weg. Ziel solle sein, dass sich die Menschen in Altendorf (wieder) beheimatet fühlen. Und: Alle wollen sich weiterhin einbringen. Oder, um es mit den Worten von Michaela Langenheim zu sagen: „Ich habe Lust, was Kreatives zu machen, die Straße anzumalen, Blumenkübel aufzustellen.“

Die Dialoggruppe trifft sich immer am letzten Montag im Monat. Am Montag, 27. Januar, hat die Altendorfer Dialoggruppe ihr letztes von sechs Treffen, die zu einer „Staffel“ gehören. Die nächste Staffel startet dann am 24. Februar.

Arche Dialoggruppen gibt es auch in anderen Stadtteilen. Hier sind Menschen jeden Alters und egal welcher Herkunft, Kultur und Religion herzlich willkommen, sich zu beteiligen.

Jeder, der mitmachen möchte, kann sich zu den verschiedenen Arche Dialoggruppen beim Kommunalen Integrationszentrum Essen, Herrn Tuncer Kalayci, per E-Mail, Tuncer.Kalayci@interkulturell.essen.de, anmelden.

Termine weiterer Arche Dialoggruppen

Kupferdreh:
Gemeindeheim St. Josef
Heidbergweg 8b
45257 Essen
Donnerstag, 12. Dezember 2019
Donnerstag, 9. Januar 2020
Jeweils von 18.45-20.45 Uhr
Dialogbegleitung: Ayla Dabazoglu und Ibrahim Alkan

Innenstadt:
VielRespektZentrum (1.OG)
Rottstraße 24-26
45127 Essen
Im neuen Jahr werden neue Termine für den 1. Montag im Monat vereinbart.
jeweils zwischen 18.00-20.00 Uhr
Dialogbegleitung: Ayla Dabazoglu und Ibrahim Alkan

Katernberg I:
KD11/13 – Zentrum für Kooperation und Inklusion
Karl-Denkhaus-Straße 11, 45329 Essen
Im neuen Jahr werden neue Termine vereinbart.
Dialogbegleiter: Mustafa Mert und Jens Kölsch-Ricken

Karnap:
Zukunft Bildungswerk
Timpestraße 33
45329 Essen
Donnerstag, 9. Januar 2020
Donnerstag, 6. Februar 2020
Donnerstag, 5. März 2020
Donnerstag, 7. Mai 2020
Jeweils von 17.30-19.30 Uhr

Steele
Grend-Kulturzentrum, Westfallenstr. 311, 45276 Essen
Im neuen Jahr werden neue Termine vereinbart
Dialogbegleiter/-innen:
Julian Gavriil Vezinias
Zainab Zhour

Autor:

Sonja Mersch aus Essen

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