Die Lage bleibt angespannt: Rü-Gastronomen im Lock-down
"Ich empfinde es als unfair und unverhältnismäßig!"
Erneut wurde der Lock-down verlängert und Lockerungen für Gastronomiebetriebe sind in weite Ferne gerückt. Steigende Inzidenzzahlen und die oft gefürchtete “britische Mutante” sorgen dafür, dass das Coronavirus unsere Stadt weiter fest im Griff hat. Für den Einzelhandel ist eine Öffnung unter strengen Auflagen weiterhin möglich, doch für die Gastronomieszene ist die Lage weiterhin ernst.
Die Rüttenscheider Gastronomen machen sich Sorgen, denn so hatten sie sich 2021 nicht vorgestellt. Wo sonst bei Frühlingswetter und warmen Temperaturen die Menschen draußen sitze und die Kirschblüte genießen, herrscht auch in diesem Jahr Leere. Nur vereinzelt kommen Menschen vorbei, um ihre vorab bestellten Speisen abzuholen oder sich spontan einen Coffee-to-go zu gönnen. Für den Genuss darf die Maske, deren Tragen auf der Rü nun verpflichtend ist, vorübergehend abgenommen werden. Allerdings erst im Abstand von mindestens 50 Metern zu Café oder Restaurant, wie teilweise auf den Informationstafeln der Betriebe zu lesen ist. Bei der Restaurant- und Cafédichte auf der beliebten Bummelmeile ist dieser Abstand jedoch eine Herausforderung, denn prompt steht man vor dem nächsten Laden mit den gleichen Vorgaben. “Ich bin froh, dass wir uns zumindest etwas zum Mitnehmen holen können”, sagt Kevin Schmidt, der für sich und seine Freundin soeben zwei Pizzen gekauft hat. Dafür ist er extra mit dem eigenen Fahrrad los, denn er möchte, dass “das Geld auch bei den Läden ankommt und nicht zum Teil an Lieferfirmen geht”. Eine Einstellung, die den lokalen Betrieben zugute kommt, die oftmals auf die beliebten, aber gebührenpflichtigen Lieferdienste setzen (müssen).
Währenddessen brummt im Miamamia am Stern der Laden an diesem Sonntagabend, doch einige Meter weiter, in der Schwesterfiliale am Park herrscht gähnende Leere im Auftragsbuch. “Es ist natürlich nicht wie gewünscht, heute war den ganzen Tag nichts los”, berichtet Ada Arisa, die an diesem Tag im Service ist und auch das Telefon für die Bestellungen annimmt, “Bei schönem Wetter läuft es, aber es ist nicht, was wir gewohnt sind.” Das Café, welches sonst mit gemütlicher Einrichtung und toller Atmosphäre lockt, bietet sowohl To-go als auch Lieferservice im näheren Umkreis an.
Rezan Kasem, Geschäftsführer der Pizzeria Venezia Rü, findet deutlichere Worte: "Ich finde es unfair und unverhältnismäßig. Der erste Lockdown war ja nachvollziehbar, der zweite auch noch, aber so langsam fällt es mir schwer." Der erfahrene Gastronom fühlt sich ohnmächtig: " Uns sind die Hände gebunden, wir können nicht mehr tun als warten." Seine Aushilfen, die mit viel Zeit und Geld eingearbeitet wurden, musste er bereits vor Monaten entlassen und vermutet, dass viele nach der Pandemie nicht in die Gastronomie zurückkehren werden. Persönlich kennt Kasem keinen Fall, bei dem sich ein Gast mit dem Virus infiziert hätte und verweist dabei auch auf sein großes Netzwerk in der Branche. Er habe immer gerne in Deutschland gelebt, so berichtet er, doch mittlerweile sei von dieser Liebe nicht mehr viel übrig: "Wo sind all die klugen Köpfe, die es in Deutschland gibt? Warum gibt es so wenige echte Experten für das Covid-Virus?"
Und so bleibt die Lage auf der Rü, wie in weiten Teilen des Landes angespannt und doch hoffnungsvoll auf eine bessere Zukunft und ein funktionierendes "Normal".
Autor:Meike Coenders aus Essen |
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