Madeira: Beliebte Destination in den Wintermonaten
Frühlingshafter Jahreswechsel
Wer kurzfristig noch eine Destination über Silvester sucht oder der kalten Jahreszeit entfliehen möchte, ist auf Madeira bestens aufgehoben. Die portugiesische Blumeninsel im Atlantik lockt ganzjährig mit einem subtropischen Klima und im Winter mit angenehmen, milden Temperaturen. Zudem verzaubert das Eiland mit einer atemberaubenden Landschaft, einer Blütenpracht, traumhaften Wanderungen, zahlreichen Sehenswürdigkeiten und einem fulminanten Feuerwerk (laut Guinness-Buch der Rekorde das größte der Welt) zum Jahreswechsel die Besucher.
Von Andrea Becker
Aber, der Landeanflug auf Madeira ist nichts für schwache Nerven: Da der Flughafen nahe an den Bergen und dem Meer liegt und Fallwinde zudem die Landung erschweren, benötigen Piloten eine Spezialausbildung, um die Flugzeuge nach einer scharfen Rechtskurve sicher zu landen. Bis in die 90er Jahre hinein hatte die Landebahn auch nur eine Länge von 1.800 Metern, bis sie im Jahre 2000 nach fünfjähriger Bauzeit mit EU-Subventionen auf 2.800 Meter erweitert wurde.
Dank zusätzlicher EU-Gelder hat sich die Insel und vor allem die Infrastruktur in den vergangenen 25 Jahren stark entfaltet. Eine Entwicklung, die natürlich nicht nur den Einheimischen, sondern auch den Touristen zu Gute kommt. Und so kann man die Atlantik-Insel am besten bei einer "Rundreise" mit dem Mietwagen und bei Wanderungen erkunden.
Funchal - pulsierendes Tag- und Nachtleben
Wer die Inselhauptstadt Funchal (von portugiesisch funcho "Fenchel", „Ort, an dem Fenchel wächst“) im Süden mit ihren Sehenswürdigkeiten und dem pulsierenden Tag- und Nachtleben auf sich wirken lassen möchte, sollte dort ein Hotel buchen.
Vier- und fünf-Sterne Hotels (wie "The Vine", Rua dos Aranhas, zentral gelegen), erstklassige Restaurants ("Nini Design Centre" am Hafen, "Quinta Magnolia" am Park, Restaurant "Kampo" mitten in der City und "Horta" Restaurant, Rua de Leichlingen) laden den Erkunder, Genießer und Gourmet zum verweilen ein.
Ihre perfekte Lage am Atlantik, mit den Bergen im Hintergrund, ist ein zentraler Ausgangspunkt für zahlreiche Aktivitäten. Am Hafen, eine bekannte Anlaufstätte für viele Kreuzfahrtschiffe (gerade zum Jahreswechsel aufgrund des fulminanten Silvesterfeuerwerks) bieten Skipper Wal- und Delfinbeobachtungstouren mit dem Katamaran an. Auch wenn man während der dreistündigen Tour keine Meeressäuger vor die Linse bekommt, so hat man vom Schiff aus die Möglichkeit, die Küste vom Wasser aus zu erkunden.
Wieder an Land, kann man die Gassen mit ihren Cafés, Bars, Restaurants und die modernen Einkaufspassagen durchstreifen. Natürlich sollte auch eine klassische Madeirawein-Probe nicht fehlen. In der "Blandy's Wine Lodge" kann man im Rahmen einer Führung die Historie des Familienunternehmens live erleben. Hier vor Ort werden seit 1840 nun in siebter Generation qualitativ hochwertige Madeirawein produziert. Eine Weinprobe zum Abschluss rundet den rund einstündigen Aufenthalt ab.
Ein absolutes Muss ist ein Besuch der altehrwürdigen Markthalle, dem “Mercado dos lavradores”. Im Eingangsbereich wird man von den Marktfrauen in regionalen Trachten begrüßt, die bunte, prachtvolle Sträuße mit orangefarbenen Strelitzien, dem Wahrzeichen Madeiras, offerieren.
Ein Markt für alle Sinne
Unter dem Slogan "riechen, staunen, schmecken und mit allen Sinnen genießen" geht es in das Herzstück des Marktes, dem Bauernmarkt. Auf zwei Etagen offenbart sich ein Mekka für Kräuter-, Gemüse- und Obst-Liebhaber. Unbedingt probieren sollte man den Export-Schlager: Bananen. Gleich fünf Sorten werden hier gezüchtet, die zu verschiedenen Gerichten oder pur gereicht werden.
Die meisten Einkäufe werden am Donnerstag und Freitag erledigt, am Samstag hat der Markt jedoch nur bis mittags geöffnet. Achtung: Die Preise der feil gebotenen frischen Ware sind gesalzen und können den Geldbeutel ziemlich schmälern.
Im hinteren Bereich der Markthalle kommen die Fisch-Fans auf ihre Kosten. Hier gibt es frischen Fisch und Meeresfrüchte in allen Variationen, jedoch auch hier heißt die Devise: Wer früh kommt, erhält die beste Ware aus dem nächtlichen Fang. Natürlich darf die hiesige Spezialität, der "Espada preta" (schwarzer Degenfisch), nicht fehlen, die fast in jedem Restaurant auf der Speisenkarte steht. Und wer den Tiefseefisch, nicht schön aber schmackhaft, direkt probieren möchte, direkt am Eingang der Markthalle lädt das Restaurant "Peixaria no mercado", eine Top-Adresse für Fisch und Meeresfrüchte, zum gustieren ein.
Kultur, Land und Leute
Nach dem kulinarischen Vergnügen stehen jetzt wieder Kultur, Land und Leute auf dem Programm. Eine Tagestour durch Funchal samt Seilbahn, dem Tropischen Garten Monte Palace und der berühmt-berüchtigten Schlittenfahrt sollte man sich nicht entgehen lassen. Auf dem Weg zum touristischen Highlight, der Seilbahn, ist ein Gang durch die "Rua de Santa Maria" Pflicht, ist sie zugleich auch die älteste Straße in Funchal. Im Jahre 2010 wurde das Kunstprojekt "Arte Portas Abertas" (Kunst der offenen Türen) ins Leben gerufen, um die vernachlässigte Straße zu revitalisieren. Mit Erfolg, denn heute erstrahlen die Hausfassaden mit rund 200 von Künstlern gestalteten bunten Haustüren und laden die Besucher zu einem Spaziergang in Richtung "Cable Car" ein.
Ab auf den Monte
Nun heißt es ab "auf den Berg": Mit der im Jahr 2000 erschaffenen Seilbahn, die von der österreichischen Firma "Doppelmayr" erschaffen wurde, gelangt man täglich von neun bis 18 Uhr auf den "Monte". Die geneigt verlaufende Strecke ist zirca 3.200 Meter lang und überwindet einen Höhenunterschied von 580 Metern. Während der rund zehnminütigen Fahrt hat man einen hervorragenden Blick auf die "Gartenstadt" Funchal samt Atlantik am Horizont. Am Monte angekommen, betritt man den "Monte Palace". Der Garten ist seit 1901 für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf einer Fläche von 70.000 Quadratmetern zeigt er neben Pflanzen auch Kunstobjekte und Mineralien, die in Museen ausgestellt werden, Kachelbilder im Park erklären die portugiesische Historie. Der Botanische Garten ist aufgrund seiner Blütenpracht am besten im Juli und August zu besuchen, ansonsten präsentiert er sich das ganze Jahr über in seiner Vielfältigkeit und Fülle, die man auch als Tagestour genießen kann.
Ab geht die große Fahrt
Nach der Blumenpracht geht es am Monte zur berühmten Schlittenfahrt. Die Korbschlitten entstanden im 19. Jahrhundert, als sie von der Bevölkerung der Gemeinde Monte als öffentliches Verkehrsmittel genutzt wurden. Heute sind sie ein Wahrzeichen der Stadt. Zwei weiß gekleidete Männer mit Strohhüten, die "Carreiros" (teils in dritter Generation tätig), schieben den Schlitten schwungvoll an oder bringen ihn auch mal an Seilen gezogen von montags bis samstags von neun bis 18 Uhr in Fahrt. Recht rasant geht es auf der abschüssigen Straße, auch von Autos befahren, auf der rund siebenminütigen Fahrt hinab. Gebremst wird im Übrigen nur mit den Schuhen, deren Sohlen überraschenderweise nur einmal jährlich gewechselt werden müssen.
Wieder in der City, ist der Weihnachtsmarkt am Abend ein Muss. Entlang der Avenida Arriaga bis hin zur Kathedrale reihen sich Stände mit traditionellen Souvenirs, Obst, Blumen und kulinarischen Köstlichkeiten. Sowohl Einheimische als auch Touristen genießen bei milden Temperaturen den hiesigen kalten Punsch "Poncha", ein traditionelles Getränk auf Madeira. Neben Folklore-Aufführungen dudelt aus den zahlreichen Lautsprechern an den Hausfassaden in Dauerschleife Mariah Careys Hit "All Want for for Christmas Is You". Dazu blinkt ein buntes Lichtermeer an Palmen und Sträuchern, die ganze Stadt versinkt bis zum 6. Januar alljährlich im Weihnachts-Bling-Bling.
Doch bevor die Lichter ausgehen, wird in der Silvesternacht kräftig gefeiert. Um Mitternacht werden zwölf Rosinen als Symbol für die Monate des kommenden Jahres gegessen und mit einem Glas Espumante angestoßen. Zeitgleich folgt das legendäre, rund achtminütige Feuerwerk, welches seit Jahren Scharen von Besuchern anlockt. Ob auf einem (von rund zehn) Kreuzfahrschiff, auf (buchbaren) Katamaranen oder von Land aus: In dieser Silvesternacht gibt es insgesamt 59 Feuerwerksstationen, die vom Wasser oder am Land bestaunt werden können. Rund eine Million Euro lässt sich Madeira das Spektakel jedes Jahr kosten. Und zur Ausnüchterung kann man dann am Neujahrstag auf den Levadas und im Lorbeerwald wandern gehen ...
Tipp: Wer Funchal nicht auf eigene Faust erkunden möchte, unter dem Slogan "Where locals go ..." bieten qualifizierte Guides individuelle Touren an, in denen man Kultur und Spezialitäten der Küche Madeiras hautnah erleben kann.
Eine weitere Geschichte rund um Funchal finden Sie unter: https://www.lokalkompass.de/cockpit/contentcockpit/article/2009962
Autor:Andrea Becker aus Essen-Borbeck |
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