Mischanlage UNESCO-Welterbe Zollverein
Fotoausstellung "Beyond Emscher"
Nach 30 Jahren Umbauarbeiten ist die Emscher seit Ende des vergangenen Jahres komplett abwasserfrei. Die Zeche Zollverein feiert in diesem Jahr das 20. Jubiläum der Ernennung zum UNESCO-Welterbe der Menschheit. Beide Ereignisse sind Anlass genug, dass Emschergenossenschaft und Stiftung Zollverein zusammen eine große gemeinsame Ausstellung präsentieren, die sowohl die Renaturierung der Emscher als auch den Strukturwandel des Ruhrgebiets zeigt. "Beyond Emscher" ist mit 1.100 Fotoarbeiten die bisher größte Fotoausstellung in der Mischanlage der Kokerei auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein.
Die Emscher hatte keinen guten Ruf und keinen guten Duft. Umgangssprachlich im Ruhrgebiet als "Köttelbecke" tituliert, kennt man sie als einen oberirdischen, stinkenden Abwasserkanal. Nach Stilllegung der Zechen und der dadurch entstehenden Beruhigung der Erdschichten war es möglich, dauerhafte, stabile Kanalsysteme zu bauen und die Emscher mittels Klärwerke vom Abwasser zu befreien und zu renaturieren.
Diese umfangreichen Umbauarbeiten des Flusses dauerten 30 Jahre. Sie gehören zweifelsfrei zu den spektakulärsten ökologischen Projekte der Bundesrepublik. Laut Umweltministerium gibt es kein vergleichbares wasserwirtschaftliches Projekt in ganz Europa. In der Region ist die Renaturierung der Emscher zum Symbol für den nachhaltigen Wandel des Ruhrgebiets geworden, obwohl die Renaturierung an vielen Stellen noch nicht abgeschlossen ist. Immer noch sind Teile des Flusses kanalisiert, an anderen Stellen kann man sich schon über neu entstandene Auenlandschaften freuen.
Jenseits der Emscher
Was macht nun dieser Umbau mit der Region? Welche Auswirkungen hat er auf Gesellschaft, Ökologie und Landschaft? Auskunft über Veränderungen gibt eine dokumentarfotografische Sammlung, die 2015 vom Wasserwirtschaftsverband Emschergenossenschaft als Projekt „Emscherbilder“ gestartet wurde. Dieses Projekt ist Ausgangspunkt der aktuellen Ausstellung „Beyond Emscher“, in der der Fluß allerdings nur selten zu sehen ist. Daher rührt auch der Titel der Ausstellung.
"Beyond=Jenseits" der Emscher liegt der Fokus. Nicht die Emscher an sich ist das Motiv, sondern die Folgen und Auswirkungen der Umgestaltung.
Gezeigt werden 16 fotografische Positionen, die die Emscher-Region aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten und ganz unterschiedliche Themen beschreiben. Da wird zum Beispiel der Phoenixsee besucht, wo Alteingesessene und neue Bewohner aufeinandertreffen, gezeigt werden auch Stadthäfen und Brachflächen, landwirtschaftliche Höfe, Baustellen, Pflanzen- und Tierwelt, Bewohner und Besucher der Emscherregion werden porträtiert. In den spektakulären Räumen der Mischanlage werden insgesamt über 500 Fotografien und mehr als 500 Aufnahmen in einer Medieninstallation gezeigt.
Die ausstellenden Fotografinnen und Fotografen sind: Aymeric Fouquez, Javier Klaus Gastelum, Paul Kranzler, Fatih Kurçeren, Jeffrey Ladd, Andreas Langfeld, Bettina Lockemann, Arwed Messmer, Giorgio Morra, Sabine Niggemann, Martin Rosswog, Sarah Straßmann, Katja Stuke und Oliver Sieber, Nikita Teryoshin, Malte Wandel, Petra Wittmar.
"Der technische Umbau des Flusses durch die Emschergenossenschaft ist weitgehend abgeschlossen. Die kulturelle Beschäftigung damit hat gerade erst begonnen.“ sagt Prof. Heinrich Theodor Grütter, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Zollverein und Direktor des Ruhr Museums.
Die Mischanlage mit Trichter- und Bunkerebene bietet als Ausstellungsort eine ganz besondere Atmosphäre. Hilfreich beim Besuch ist ein kleines Begleitheft, in dem alle Arbeiten in ihrer Hängung aufgelistet und beschrieben sind.
Der Ausstellungskatalog ist ebenso umfangreich wie die Ausstellung. Er hat 304 Seiten und ist im Wienand Verlag erschienen und vor Ort im Shop erhältlich.
Die Ausstellung "Beyond Emscher" läuft bis zum 06. November 2022
Weitere Infos zur Ausstellung und zum Rahmenprogramm unter
"Beyond Emscher" Fotografische Positionen aus der Gegenwart
Eine weitere Ausstellung, die die wechselvolle Geschichte der Emscher zeigt, ist ab dem 12.09.2022 bis zum 16.04.2023 in der 12 Meter-Ebene des Ruhr Museums zu sehen. Unter dem Titel "Die Emscher. Bildgeschichte eines Flusses" wird der Wandel vom vorindustriellen Fluss über die Kloake des Ruhrgebietes bis hin zum renaturierten Fluss eindrucksvoll in z.T. historischen Bildern gezeigt. Hier mein Bericht dazu.
Die Fotos entstanden während der Vorpräsentation der Ausstellung. Ich habe diesmal auf die Vorstellung einzelner Arbeiten verzichtet. Lieber möchte ich die außergewöhnliche Atmosphäre der Mischanlage in ihren zwei Ebenen als Ausstellungsort vermitteln. Für diese Ausstellung sollte man sich genügend Zeit nehmen, um Fotoarbeiten und auch Ausstellungsort zu betrachten.
Hier kommen die Appetithäppchen, viel Freude beim Anschauen.
Autor:Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg |
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