Trotz Finanzsorgen
Essen-Karnaps leuchtender Martinszug

Foto: Julia Wortmann
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Als die kühle Herbstluft langsam dem Abend wich, zogen wir unsere Jacken fester um uns und blickten mit leuchtenden Augen auf die handgemachten Laternen, die wir Tage zuvor mit so viel Liebe gebastelt hatten. Die Aufregung meiner Kinder war ansteckend; voller Ungeduld konnten wir es kaum erwarten, den Marktplatz zu erreichen, wo bereits der süße Duft von Glühwein und die Vorfreude auf Martinsbrezeln in der Luft lagen.

Die Verspätung des Pferdes und des heiligen Martins minderte unsere Freude nicht. Als es endlich losging, sangen wir aus voller Kehle die Lieder, deren Texte uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt worden waren. Der Regen konnte unsere Laune nicht trüben, obwohl wir zum Schluss unsere Laternen in Plastiktüten einwickeln mussten, um sie vor der Nässe zu schützen. Auf dem Rückweg, während wir der Martinslegende lauschten und eine wärmende Bratwurst genossen, dachte ich zurück an meine eigene Kindheit, als ich durch die Straßen von Karnap gezogen war.

Es ist bedauerlich, dass traditionsreiche Gemeinschaftsfeste wie der Martinszug in Essen-Karnap oft unter finanziellen Engpässen leiden. Der Bürgerverein Essen-Karnap hatte nicht nur ausdrücklich auf Facebook um Spenden gebeten, sondern auch einen Antrag auf einen Zuschuss in Höhe von 500 Euro bei der Bezirksvertretung V eingereicht. Die AfD stimmte als einzige Partei für die vollständige Summe, dennoch wurde letztendlich nur die Hälfte bewilligt. In einer persönlichen Geste bot Guido Reil von der AfD an, die fehlenden 250 Euro aus eigener Tasche zu spenden. Die Entscheidung des Vereins, diese Spende abzulehnen, ist enttäuschend und hinterlässt Ratlosigkeit und Traurigkeit.

Trotz der Freude über den gelungenen Abend bleibt ein bitterer Beigeschmack angesichts der überhöhten Preise – 2,50 Euro für ein kleines Bier und 3 Euro für eine kleine Brezel. Es sind diese Kleinigkeiten, die manchmal schwer ins Gewicht fallen, besonders für Familien, die diesen Tag zusammen genießen wollen. Doch die Erinnerung an strahlende Kinderaugen, gemeinsam gesungene Lieder und das Gefühl der Gemeinschaft lässt uns hoffen, dass solche Traditionen durch die Großzügigkeit und das Engagement Einzelner weiterleben werden.

Foto: Julia Wortmann
Foto: Julia Wortmann
Autor:

Julia Wortmann aus Essen

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