Vernissage "Kunst verbindet"
BürgerReporter Bernhard Braun zeigt Werke in Stadtbibliothek Essen
"Kunst verbindet" – diesen Namen gaben Anke Ellen Anton und Bernhard Braun ihrer gemeinsam geplanten Ausstellung in der Stadtbibliothek in Essen. Bei der Eröffnung am 16. März gab es zum Thema Verbindlichkeit aber erstmal eine Überraschung.
Denn Bernhard Braun, in der Lokalkompass-Gemeinschaft auch als Berni aus Essen bekannt, fand seine Werke an diesem Samstagmorgen allein im Literaturcafé der Bibliothek hängen. Anke Ellen Anton hatte die ihren kurzfristig wieder abgehängt und einen kurzen Brief hinterlassen: Sie stelle nun doch lieber in Mecklenburg-Vorpommern aus, tschüss.
Der Essener Künstler, obwohl sichtlich baff, ergriff schnell die Initiative und wandte sich an Verwandte und Freunde. Im Laufe des Vormittags schafften sie weitere Werke Brauns herbei, füllten die leeren Stellen wieder aus. Darunter zu finden: nicht nur Malereien, sondern auch gestickte Bilder. Im Gespräch mit dem Autor enthüllt BürgerReporter Berni Braun die Geschichte hinter den drei großen Stickarbeiten, die mit Abstand aufwändigsten und auch verwirrendsten Werke von "Kunst verbindet".
Malerei mit Nadel und Faden
Denn jedes einzelne der drei Bilder kostet den Künstler rund drei Jahre Arbeit – viel Zeit, um Inspirationen zu sammeln, über Perspektiven nachzudenken, am Ende doch wieder alles umzuschmeißen und einfach weiterzumachen, bis kein Platz mehr da ist. Gab es also am Anfang gar kein Konzept für die Serie? "Gar nicht", antwortet Braun sofort. Das passt auch gut zum ersten Titel der Serie: "Naive Malerei mit Nadel und Faden". Die Stickerei, gearbeitet nach Gobelin-Technik, erinnert zunächst an ein großes Wimmelbild – wären da nicht die vielen Linien und Felder, die gliedernd, abgrenzend, mitunter auch zerschneidend zwischen den unterschiedlichen Motiven liegen. Diese wiederum scheinen auch keinen bestimmten inhaltlichen Zusammenhang zu haben. Da gleitet ein weißbärtiger Fallschirmspringer vor dem Moerser Schlossturm herab, blickt ein Pinguin in Frack in Richtung einer Ampel, die mit "Neukirchen Vluyn" überschrieben ist, findet sich eine Flasche Diebels Alt neben einer Interpretation von Werner Beinhart (Flaschbier!). Wie kommt es zu so einer Bildkomposition? Im Gespräch klärt der Künstler auf:
"Da stand 'ne Flasche Diebels Alt auf dem Tisch. Die hab ich getrunken und dann abgestickt."
Ach so. Motiv um Motiv fügt Berni Braun also im Laufe der Jahre in seine gestickten Bilder, bis da Davidstern und INRI-Schriftzug ("Früher war ich in der Kirche aktiv"), Hanfblätter ("Kein Kommentar") und "Zensur" ("Da gab's ja noch die DDR") nebeneinander stehen.
Künstler und Kraftfahrer
Nichts an den drei Bildern ist übersichtlich, nichts folgt auf den ersten Blick einer klaren Linie. Aber Berni Braun stört sich nicht daran, im Gegenteil. Unaufgeregt und zugewandt erzählt er dem Autor vieles aus den unterschiedlichen Stationen seines Lebens. Er, der jetzt als Kraftfahrer arbeitet, der aber auch schon Gärtner, Kfz-Mechaniker, Polsterer und Schreiner war, der auch noch fast Heilerziehungspfleger geworden wäre, der mal katholisch heiraten wollte, dann aber doch Baptist war – er wirkt ähnlich unaufgeräumt wie seine Bilder. Wie kommt es dann, dass am Ende doch alles so gut zusammen passt? Vielleicht ist es ja so, wie Berni sagt: Kunst verbindet.
"Kunst verbindet" ist bis zum 27. April 2019 im Literaturcafé der Stadtbibliothek Essen, Hollestraße 3, zu sehen.
Autor:Jens Steinmann aus Herne |
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