Jüdisch Christliches
Sonntagspredigt eines Amateurs - Hiob und der Glauben
Hiob und der Glauben
( mit vielem Dank an die lebendigen Inspirationen von Frau Prof. Dr. Ruth Lapide auf Bibel TV )
Ach, dieser Arme, dieser Gescheiterte, und seine Freunde sagten auch noch, er müsse da doch etwas falsch gemacht haben, oder, er solle einfach nur abwarten,bis es sich von selbst löst, oder, er trüge die Last seiner Väter, oder, es geschähe ihm ganz schadenfroh recht, alle diese Freunde, die mit ihrem vermeintlichen Trost ihn nur schwächten...
Man fragt sich ja immer wieder, warum es guten Leuten schlecht und schlechten Leuten gut gehen kann. Das ist doch ungerecht.
Doch kann man es mit einer Rundum Schuldverteilung von einem zum andern beantworten?
Mit Sicherheit nicht.vielleicht auch nur bedingt einen freien Willen, könnten daher entscheiden, ob man sich als Soldat an der Front zur Verfügung stellte, um Menschen zu erschießen, oder einen emotionalen Krieg aus momentanem Unwohlsein vom Zaun brechen möchte, oder, von Gier und Habenwollen getrieben, den eigenen Zweck, die eigene Macht als Grundlage eigenen Handelns vorraussetze?
Wie Hiobs Freunde verschreiben sich viele Leute dem Egoismus zum Kampf, um besser, größer zu sein, mehr zu haben, mehr zu sein, was der kapitalistische Leistungsdruck fordert und fördert.
Und so gelangt man in das „wir“ gegen „die anderen“, dem Polarisieren in Gut und Böse. Dass daraus die meisten Kämpfe und Kriege entstehen, politisch gefördert von einseitiger Propaganda, persönlich gefördert durch das Mobbing von Sündenböcken, spaltet etws in uns selbst und im Allgemeinen in den unbewussten Schlaf des Vergessens.
Nenne ich so etwas Hochmut?
Gegen Gott, die Schöpfung, den Kosmos oder wenn ich es neudeutsch bezeichne, als Egozentrismus und Geozentrismus?
Ich weiß oft auch nicht so genau, welches Unrecht ich getan habe, aber ich weiß zu hundert Prozent, wer mir Böses angetan hat. Es ist so leicht, die eigenen Fehler zu verdrängen oder anderen in die Schuhe zu schieben. In der Politik wird das hervorragend betrieben.
Und doch stellt sich die Frage rund um Hiob, zumindest für Gläubige, ob Gott denn nicht anders konnte oder nicht anders wollte, und ob es eine richtende Gerechtigkeit überhaupt gibt.
Da kommen Leute mit Falschheit und Betrug so einfach durch und wir, die Rechtschaffenen, sind empört. Und dann sehen wir, wie brutal Egoistischen ihr Erfolg in der Gesellschaft belohnt wird.
Frau Dr. Ruth Lapide, jüdische Religionswissenschaftlerin, zitierte dazu einen Bibeltext:- Das Böse lauert immer vor unseren Türen - wie Hiob erfahren musste und auch Jesus wurde in der Wüste den Versuchungen ausgesetzt. Niemand kann davor sicher sein, muss sich den Tatsachen stellen.
Gott ist auch nicht dafür da, uns den inneren Kampf abzunehmen, und, christlich gesprochen, war auch Jesus war nicht dazu da, uns zu sagen: - Sündigt drauf los, denn Jesus hat ja alles auf sich genommen. -
Hiob beharrte wundersam stark auf seinem Glauben, ließ sich nicht beirren. Ihm ging es um innere Festigkeit, innere Freiheit entgegen falscher äußerer Verführungen, sei es durch den Verlust von Besitz oder Gesundheit oder sei es um einen späteren Gewinn.
Frau Dr. Lapide erzählte dazu, im damaligen Hebräischen galt die Erde, der Kosmos überall und vollkommen von Gott bewohnt und was wir Satan nennen, oder das Böse, war die innewohnende Versuchung eines Teiles der Welt und nicht göttlichen Ursprungs.
Hiob vertraute dem inneren Schatz, inneren Mut, der inneren Stärke, da er wusste,
alles kam nicht von ihm alleine, sondern als eine Gabe aus dem Wechselspiel, man könnte auch sagen, Resonanz, mit dem anwesend Göttlichen.
„Nackt geboren und nackt sterben“, ist das Los der Menschen, doch meiner Meinung nicht das Ende.
Hiobs Verhalten kann einen Bogen zu unserer Jetztzeit schlagen. Entgegen einem Habenmodus war es ihm nicht wichtig, seine Güter zurück zu bekommen, er verlangte keinen materiellen Beweis im Vertrauen zu Gott, da sei Calvin gegrüßt.
Und wie Viktor Frankl sagen würde, kann sich der Blick in einem solchen Vertrauen weiten, um sich in die Welt tragen zu lassen. Das Gute zu denken und zu tun, geschieht um seiner selbst willen, nicht aus innerer Berechnung, doch die Versuchungen wie von Dr. Faust, sind immer vorhanden, innere Dämonen, innere Prozesse, die sich im Äußeren spiegeln, die Tür dazu ist offen.
Um so wichtiger ist solch ein unerschütterlicher Glauben wie Hiob, mit seiner wirkmächtigen mutigen Stärke, wenn nämlich das Wichtige, das trägt, weder im Außen noch im inneren Leid liegt.
Wem also will ich folgen, wenn ich glaube, mir selbst zu folgen?
( Der Begriff Gott, den ich hier benutze, kann man vielfältig und vieldeutig sehen und denken und alles hat seine Berechtigung, zu suchen und zu finden.)
Autor:Ingrid Dressel aus Bochum |
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